Gestohlene Stunden des Glücks (Julia) (German Edition)
werde mir Zeit dafür nehmen, und du auch.“
Dass er sie missverstanden hatte, ersparte es ihr, ihre Gefühle offenbaren zu müssen. Darüber war sie erleichtert.
Das Dumme war nur, dass er sich jetzt verpflichtet fühlte, sie zufriedenzustellen. Unternehmungen mit ihr waren für ihn kein Freizeitvergnügen, sondern Pflichtprogramm. Das verletzte sie.
Sie warf ihr nasses Haar über die Schulter zurück. „Wir sind beide sehr beschäftigt. Lass uns weitermachen wie bisher, das ist schon in Ordnung.“
„Nicht für mich. Wenn es Luca gut gehen soll, muss es auch uns gut gehen.“
Er tut es nur für Luca, dachte sie. Wie demütigend!
„Ja, du hast recht“, sagte sie mit dünner Stimme.
8. KAPITEL
Am nächsten Morgen wachte sie davon auf, dass ihr die Sonne ins Gesicht schien.
„Buongiorno.“ Empörend munter für diese frühe Stunde riss Santo ihr die Decke weg.
„Wie spät?“, grummelte sie und vergrub den Kopf unter dem Kissen.
„Zeit zum Aufstehen“, verkündete er fröhlich. „Du hast dich doch beklagt, dass wir uns tagsüber so wenig sehen. Das wird sich jetzt ändern, Schlafmütze.“
„Schlafmütze? Und wessen Schuld ist das?“
„Du meinst, ich soll mich nicht die halbe Nacht mit meiner Ehefrau amüsieren?“ Er nahm ihr das Kissen weg und zog sie hoch. „Du kommst wirklich schwer in die Gänge. Wie hast du es früher nur geschafft, morgens mit Luca zu frühstücken?“
„Schlecht. Ich war muffig und absolut unausstehlich“, erwiderte Fia grimmig.
Lächelnd strich er ihr die zerzausten Locken aus dem Gesicht. „So warst du zum Glück letzte Nacht nicht.“
Röte überzog ihre Wangen. „Was hast du vor?“
„Heute gibt es ein Familienfrühstück.“
Er schien fest entschlossen, das Beste aus dieser Ehe zu machen. Fia hielt sich nicht für besonders romantisch veranlagt, aber ganz so nüchtern, wie sie geglaubt hatte, war sie wohl doch nicht. Jedenfalls wünschte sie sich sehnlichst, Santo würde ihr nur ein einziges Mal zu verstehen geben, dass er gern mit ihr zusammen war.
Er schielte auf seine Armbanduhr. „Nach dem Frühstück habe ich ein kurzes Meeting, und danach gehen wir shoppen.“ Frisch geduscht, frisiert und im eleganten Geschäftsanzug machte er eine so unverschämt gute Figur, dass sie ihn am liebsten wieder ins Bett gezerrt hätte.
„Ich habe die Mittagsschicht im Restaurant.“
„Nein, heute nicht. Ich habe den Plan umstellen lassen. Nicht böse sein, ja?“, kam er ihrem Protest zuvor. „Normalerweise mische ich mich nicht in deine Arbeit ein, aber dieser Tag gehört uns. Ich möchte, dass wir ihn zusammen verbringen.“
Du möchtest, dass Luca glücklich ist, dachte sie resigniert. „Gut, aber vorher will ich duschen.“
„Nein!“
„Wie bitte?“ Sie sah ihn entgeistert an. „Ich darf nicht duschen gehen?“
„Doch, natürlich“, meinte er zerknirscht, während er rückwärts zur Tür ging. „Aber ohne mich. Ich habe mir geschworen, dass wir diesen Tag nicht im Bett verbringen.“
„Einverstanden.“
„Dann sehen wir uns unten, und ich koche schon mal Kaffee. Mit Milch, richtig?“
„Ja, danke.“ Es war rührend zu sehen, wie sehr er sich bemühte, doch auch irgendwie deprimierend. In einer guten Beziehung hätte es lockerer zugehen müssen.
Als sie wenig später auf die Terrasse kam, saßen Vater und Sohn bereits gut gelaunt am Frühstückstisch.
Santo rückte ihr einen Stuhl zurecht. „Deine Mama frühstückt heute mit uns, also müssen wir uns benehmen“, meinte er augenzwinkernd zu Luca.
Fia küsste den Kleinen auf beide Wangen, musterte dann erstaunt den reich gedeckten Tisch. „Hast du das alles vorbereitet?“
„Nicht direkt“, gab Santo zu. „Ich habe es vom Hotel kommen lassen, weil mich deine Meinung interessiert. Was machen wir falsch?“
Sie setzte sich. „Ich leite kein Hotel, also was soll ich dazu sagen?“
„Aber du kennst dich mit Essen aus.“ Er reichte ihr einen voll beladenen Teller. „Und da unsere Gäste lieber bei dir als bei uns essen, kannst du dir ein Urteil erlauben. Hier, ich habe dir die Karte mitgebracht.“
Fia überflog das Angebot. „Ihr seid zu breit aufgestellt.“
„Entschuldige, aber was soll das heißen? Je mehr Auswahl, desto besser, oder?“
„Wenn du meine Meinung nicht hören willst, dann frag nicht danach.“
„Sorry, sprich weiter.“
„Natürlich musst du eine gewisse Auswahl anbieten, aber nicht so viel, dass kein roter Faden mehr zu erkennen ist. Wir sind hier
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