Gestohlene Wahrheit
den hatte sich Grigg schon so oft beschwert, wenn sie einen so berechnend und verschlagen ansah. Das konnte einfach kein gutes Ende nehmen.
»
Darum
hast du dich also all die Jahre immer so … so mürrisch und unfreundlich verhalten?«, fragte sie und klang noch immer nicht überzeugt. »Weil du mich begehrst?«
Mürrisch und unfreundlich? Er war nicht mürrisch und unfreundlich gewesen. Er hatte sich vielmehr ehrenhaft und anständig verhalten.
Großer Gott.
Konnte sie den Unterschied denn nicht erkennen?
Da sie offenbar nicht von ihm abrücken wollte, versuchte er, sie wegzuschieben. Blitzschnell legte sie ihm ihre dünnen Arme um den Hals und klammerte sich an ihn wie sich eine Entenmuschel an den Rumpf eines Flugzeugträgers klammert.
»Ali«, warnte er sie und biss die Zähne zusammen, als die Lust/der Schmerz in seiner Hose heftiger wurde. Das wurde ja immer schlimmer. Oder besser? Mann, er war sich nicht mehr sicher. Sein Gehirn funktionierte nur noch ansatzweise, was eigentlich ziemlich beachtlich war, wenn man bedachte, dass es kaum noch mit Blut versorgt wurde. »Lass los.«
»Nicht, bevor du mir eine Antwort gegeben hast«, verkündete sie und hob trotzig ihr spitzes, kleines Kinn.
Seine Geduld war ebenso wie seine Selbstbeherrschung am Ende. »Ja, verdammt! Aus diesem Grund halte ich dich immer auf Abstand. Denn immer, wenn ich dir zu nahe komme, würde ich dir am liebsten alle Kleider ausziehen, dich auf die nächste horizontale Oberfläche legen und mich so tief in dich hineinbohren, bis du unter mir wie ein Wurm am Haken zappelst und mich anflehst, nie wieder aufzuhören. So! Bist du jetzt zufrieden?«
Nate hätte einige Dinge von Ali erwartet, nachdem er seinen eher gefühllosen und vulgären Ausbruch beendet hatte. Das überwältigende Gefühl, ihre Lippen auf seinen zu spüren, gehörte allerdings nicht dazu.
Oh, verdammt.
Ihre Zunge.
Sie war süß, geschmeidig und sauste hinein und wieder hinaus. Sie leckte und liebkoste ihn, bis er beinahe den Verstand verlor.
Seine wildesten Fantasien konnten es mit der Realität nicht aufnehmen. Denn seinen Träumen mangelte es zwar nicht an einer einfachen, rohen Sinnlichkeit, aber er verbrachte im Allgemeinen nicht viel Zeit damit, Ali zu küssen. Normalerweise ging er gleich zu den richtig heißen Szenen über.
Was ein großer Fehler war, wie er jetzt begriff. Ein gewaltiger Fehler.
Denn Alis Mund war das Heißeste, was er je erlebt hatte, und das wollte schon etwas heißen, wenn man die vielen Partnerinnen bedachte, die er im Laufe der Jahre gehabt hatte und die er schon nicht mehr zählen konnte. Einige von ihnen hatten durchaus ein paar Tricks auf Lager gehabt, die selbst für ihn neu gewesen waren.
Das Gefühl ihrer Haut …
Sie war heiß und seidig glatt unter seinen rauen Händen. Ihr Morgenmantel ging auf, als sie sich an ihm hochzog wie ein Holzfäller an einer Pinie und ihre schlanken Beine um seine Taille schlang. Instinktiv packte er ihre Hüften.
Großer Gott!
Diese Hüften bewegten sich auf höchst erregende und faszinierende Weise.
»Ali.« Er entzog ihr seinen Mund, weil seine Lunge kurz vor dem Platzen war. »Hör auf damit.«
»Nein.« Sie zog eine Spur feuchter Küsse über sein Kinn und an seiner Ohrmuschel entlang, um dann das Ohrläppchen in ihren feuchten, heißen Mund zu saugen. Er begann beinahe zu schielen. »Ich will es. Du willst es. Wir sind beide erwachsen, und diese … diese unglaubliche Chemie war von Anfang an zwischen uns. Nichts kann uns jetzt mehr aufhalten.«
Eine Sekunde lang vergaß er jeden Grund, warum sie nicht in seinen Armen liegen sollte. Eine wunderbare Sekunde lang kannte er nichts als dieses wunderbare Gefühl, wie sich ihr Körper an seinem bewegte. Er spürte ihre Arme um seine Schultern, ihre Finger, die ihm im Nacken durchs Haar fuhren, bis er überall Gänsehaut bekam.
Bevor ihm klar wurde, was er tat, küsste er sie mit all der Leidenschaft und der Gier, die sich in ihm aufgestaut hatten, seit er an einem kühlen Maimorgen zum ersten Mal die Küche der Morgans betreten und sie dabei beobachtet hatte, wie sie sich einen Pearl-Jam-Rucksack über die Schulter warf.
Er erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen …
Denn wider jede Vernunft – sie war nur ein Mädchen gewesen, das das letzte Highschooljahr absolvierte, er dagegen ein einundzwanzigjähriger Mann, der schon einiges von der Welt gesehen hatte – hatte er sie begehrt. Mit einer Gewalt, die ihn beinahe umgehauen
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