Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
würde.
Diese alten Schleimer! Keiner von ihnen besaß genug Rückgrat, um einen höheren Posten zu erreichen, sie waren waschechte Opportunisten. Genau deswegen befanden sie sich an diesen Stellen.
Der Leiter der Abteilung für seelische Zerfleischung war ein Mann, der im 12. Jahrhundert als Heiliger Druon bekannt gewesen war. Man hatte ihn nach dem Tod seiner Mutter per Kaiserschnitt entbunden – ein medizinischer Vorgang, der wenig später von der Kirche verboten wurde – und er hielt sich selbst für den Mörder seiner Mutter, was im Verlauf seines Lebens zu zahlreichen autoaggressiven Reaktionen geführt hatte. Nun, die Heiligkeit bei ihm war nicht mehr als ein schlechter Witz, hier war er dafür zuständig, dass nach der Gewissensverbrennung alle Seelen mit den eigenen Taten konfrontiert wurden und das Große Bedauern begann.
„Druon, bis wir die Kreise erweitert haben, wirst du die Zeit des Großen Bedauerns verlängern.“
„Samtara, das Geschrei und Geheul ist schon jetzt nicht mehr auszuhalten“, brachte er einen zaghaften Einwand hervor.
„Dann wirst du dich besonders wohl fühlen, oder? Du wolltest doch leiden. – Karl, du wirst dafür sorgen, dass alle entsprechend ihrer Verdienste untergebracht werden“, wandte ich mich an den Quartiermeister der Stapelverarbeitung, der im Leben Karl von Valois gewesen war. Er hatte sich dort bereits im 14. Jahrhundert als hoffnungsloser Fall erwiesen, der den zweiten Schritt vor dem ersten machte und Probleme einfach ignorierte. Er hatte überall Chaos, Blut und Verderben hinterlassen, und auch hier in der Hölle hatte er sich als Großmeister der Einfalt erwiesen. Er würde dafür sorgen, dass nichts, aber auch gar nichts klappte, beste Voraussetzungen also, um den Neuankömmlingen einen ersten Vorgeschmack auf die anstehenden Qualen zu geben. Karl traute sich nicht, mir zu widersprechen, das hatte er nur einmal gewagt.
Torquemada, ein Kleingeist, der die ewige Rachsucht verwaltete, erhielt den Auftrag, die Erweiterungen der Höllenkreise vorzunehmen, und ich selbst wollte mit Augustus, dem römischen Kaiser, die Organisation in Angriff nehmen. Er war ein Praktiker und mir damit sehr willkommen, ich konnte ihm die Arbeit ruhig überlassen und lehnte mich genüsslich in meinen Stuhl zurück.
„Du bist nicht hier, um einen zufriedenen Eindruck zu machen“, grollte überraschend die Stimme von Satan in meinem Rücken.
„Aber du bist hier, um mich zu ärgern, ja?“, gab ich respektlos zurück.
„Ich bin hier, weil der Allmächtige im oberen Stockwerk meine Methoden nicht besonders geschätzt hat. Deswegen habe ich meinen eigenen Laden aufgemacht“, kam es zynisch. „Und weil ich hier der Chef bin, gefällt mir deine Selbstzufriedenheit überhaupt nicht. Du wirst einen speziellen Auftrag für mich erledigen.“
„Was soll das sein?“, fragte ich vorsichtig. „Soll ich mit Rasputin Karten spielen oder den Thron von Schottland in deinem Schlafzimmer aufstellen?“
„Ist deine Vorstellungskraft wirklich so armselig?“, höhnte er. „Du weißt, dass wir zur Zeit ziemlich überfüllt sind. Es ist kaum noch möglich, allen die angemessenen Seelenqualen zu bereiten. Deshalb wäre es gut, wenn die etwas harmloseren Fälle schon mal aus dem Fegefeuer abgerufen werden könnten.“
„Das kann ich nicht entscheiden, und du auch nicht, das ist Sache des Allmächtigen.“
„Richtig. Ich wünsche, dass du einen offiziellen Antrag an das Amt für Sphärenübergreifende Verbindungen stellst. Man soll mir von dort ein Gespräch mit der Dreifaltigkeit ermöglichen.“
Fassungslos starrte ich ihn an. „Das ist nicht dein Ernst“, ächzte ich schließlich. „Das bedeutet unzählige Anträge, Begründungen, Planvorschläge, Ortsbegehungen – und ein Gespräch mit dem Erzengel Michael.“
Er grinste mich wahrhaft teuflisch an. „Du hast das alles sehr schön aufgezählt, und ich muss mich demnach damit nicht selbst abgeben, dafür habe ich dich schließlich. Also los, an die Arbeit. Ich möchte noch innerhalb der nächsten drei Jahren mit der Dreifaltigkeit, oder wenigstens mit dem Allmächtigen allein, reden.“
„Das ist vollkommen unmöglich“, protestierte ich. „Allein das Ausfüllen der Anträge kostet schon mehr als ein Jahr. Du könntest doch auf dem kleinen Dienstweg ...“
Er unterbrach mich grob. „Dann solltest du dich etwas beeilen, Samtara, ich warte nicht gern.“ Er verschwand und hinterließ eine besonders widerliche
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