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Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Titel: Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Schwekendiek
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dass Sie mir bei der Lösung eines schweren Problems mit diesem Vertrag helfen. Jetzt!“
    „Lassen Sie sich einen Termin geben, ich habe zu tun.“
    Fast sanft schob ich die Rothaarige hinaus und schloss die Tür von innen. „Habe ich mich unverständlich ausgedrückt?“, fragte ich und hielt nun den Vertrag in den Händen. „Ich benötige Ihre Hilfe.“
    Der Vertrag landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Schreibtisch, der Anwalt zuckte zusammen.
    „Das sind mindestens fünfhundert Seiten“, ächzte er. „Was für ein Vertrag soll das sein, und wer zum Teufel sind Sie?“
    „Mein Name ist Samtara, und die restlichen Einzelheiten finden Sie da drin.“
    Er schaute von dem Papierstapel auf mich, versuchte mich zu taxieren. „Ist Ihnen bekannt, wie hoch mein Honorar für eine exklusive Tätigkeit ist?“
    „Selbstverständlich, es ist mir nicht entgangen, dass Sie Rechnungen in unverschämter Höhe ausstellen. Wie bevorzugen Sie die Bezahlung? Möchten Sie Bargeld und einen schnellen schmerzhaften Tod, oder nehmen Sie doch lieber nur einen symbolischen Betrag und dafür ein relativ langes, ziemlich gesundes Leben?“
    „Ich glaube, Sie haben diesen schlechten Scherz nun weit genug getrieben“, fuhr er auf. „Was bevorzugen Sie? Einen Hinauswurf durch den Sicherheitsdienst, oder einen längeren Aufenthalt in einer Klinik?“
    „Lesen Sie“, forderte ich. „Lesen Sie, und Sie werden verstehen, dass ich nicht scherze.“
    Er beugte sich meiner Autorität und begann die ersten Seiten zu überfliegen. „Aber das ist ...“
    „... unglaublich, nicht wahr“, half ich ihm freundlich auf die Sprünge. „Also gut, noch einmal zum Thema Honorar. Lassen Sie mich eines klarstellen. Ich habe keinen Einfluss darauf, ob Sie nach Ihrem Tod zuerst im Fegefeuer oder gleich in der Abteilung für hoffnungslose Fälle landen. Das steht also nicht zur Debatte. Ich könnte Ihnen höchstens anbieten, Sie statt im neunten Kreis der Hölle in der Verwaltung für Höllensteuerflüchtlinge einzusetzen. Wie also möchten Sie nun bezahlt werden?“
    „Ich denke, Miss äh ... Samtara, ich werde diesen Fall für ein symbolisches Honorar übernehmen. Aus reiner Gutmütigkeit, und auch, weil mich dieser Vertrag wirklich interessiert.“
    Er wurde nicht mal rot oder verlegen beim Lügen. Anwälte, pah!
    „Gut, ich hatte mir so etwas bereits gedacht. Hören Sie, ich habe noch eine Kleinigkeit zu erledigen und werde in zwei bis drei Stunden wieder hier sein. Bis dahin haben Sie sicherlich schon einen ersten Überblick.“ Protest ließ ich nicht zu, ich verschwand einfach.
     
    *
     
    Der Putzraum war nicht mehr leer, wie ich ärgerlich feststellte. Zwei Parkettkosmetikerinnen hatten offenbar beschlossen, hier eine kurze Pause einzulegen und tatsächlich eine Zigarette zu rauchen. Klar, hier gab es keinen Rauchmelder, die Alarmanlagen konnten nicht anschlagen. Aber hier standen auch Kain und Abel, die fast mit der Wand verschmolzen waren, aber eben nur fast.
    „Wie kommen denn die Skelette hierher, das ist doch kein Abstellraum“, sagte eine der Frauen in völliger Verkennung der tatsächlichen Situation.
    Nun geschah alles gleichzeitig. Meine Helfer bemerkten mich und wollten mir entgegenkommen – so hatte ich es ihnen vorher befohlen. Die beiden Frauen sahen, dass die Skelette ihre Knochen bewegten und begannen zu schreien. Entsetzt versuchten sie wegzulaufen, stolperten über ihre Putzgeräte und schrien noch lauter. Meine Diener kamen auf die beiden zu, und plötzlich waren die Frauen still, vor Angst buchstäblich erstarrt.
    „Ich hätte euch zu Hause lassen sollen“, schimpfte ich. „Ihr bereitet mir nichts als Schwierigkeiten.“
    Es war mir nicht gegeben, das Gedächtnis der Menschen zu löschen, aber grundlos wollte nicht einmal ich töten. Bei all den Chemikalien, die hier herumstanden, war es nicht schwer, ein Gemisch zu erzeugen, mit dem die Frauen in einen Rausch gerieten, der noch eine Weile anhalten würde. Niemand würde ihnen glauben, wenn sie etwas von wandernden Skeletten erzählten.
    Meine Diener mussten mir nun helfen, die wilde Horde kopfloser Reiter aus Schloss Elginmore in die Hölle zu bringen. Vor einigen Tagen hatte ich diesen Versuch bereits allein unternommen, doch die Gestalten, die seit mehr als fünfhundert Jahren durch die Nächte jagten, waren nicht bereit, mir freiwillig zu folgen. Offenbar hatten sie Spaß daran, bis zum heutigen Tag lebende Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen.

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