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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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machen?«
    Du winktest ab und fordertest Coeo mit einer Handbewegung auf, den verletzten Fuß zu heben. Er tat es. Du spähtest durch das dichte Fell und zogst beim Anblick eines böse aussehenden tiefen Schnitts in seiner Fußsohle, aus der Eiter hervorsickerte, scharf die Luft ein. Der Bereich um die Wunde herum war rot und entzündet.
    Dir fiel auf, dass du nicht wusstest, ob Coeo tatsächlich männlich war, und so zeigtest du erneut auf ihn und fragtest auf Kasachisch: »Mann? Frau?« Dabei zitterte dein Finger, und du bemerktest, dass du müde wurdest. Du musst wieder übernehmen, fordertest du Karl lautlos auf. Du beherrschst deinen Körper besser als ich.
    Während Karl, von deinem Mund abgesehen, wieder die Kontrolle über deinen Körper übernahm – wie unbeholfen und ungeschickt sich der Kontrollwechsel anfühlte, als hättet ihr beide einen Schlaganfall erlitten und müsstet Schritt für Schritt neu erlernen, wie euer Körper funktionierte –, antwortete Coeo langsam: »Mann.« Er fügte noch irgendetwas hinzu, was jedoch aufgrund der Reißzähne in seinem Mund und der Tonhöhe, die am Rande des Ultraschallfrequenz lag, kaum als Sprache wahrzunehmen war. Kein Wunder, dass den Siedlern und ihren Vorfahren, die sich nicht die Mühe gemacht hatten, dort nach vernunftbegabtem Leben zu suchen, wo es offensichtlich keins gab, alle Anzeichen dafür entgangen waren.
    »Gib mir die medizinische Ausrüstung«, bat Karl Bera.
    Bera gehorchte widerwillig. »Wir können es uns wirklich nicht leisten, etwas davon zu verschwenden«, protestierte sie.
    Karl machte sich daran, Coeos Fuß zu verbinden. Es musste qualvoll für den Troll gewesen sein, mit der offenen Wunde zu laufen, geschweige denn zu rennen. Wäre da nicht die Sache mit dem Snawk gewesen, hätte ich nie erkannt, dass die Trolle menschlich sind, dachte Karl. Vielleicht aber doch; schließlich war es auch seine Neugier über die Aye-Schiffe gewesen, die ihn hierhergebracht hatte, und seine allgemeine Neugier wurde nur noch von seinem Bedürfnis übertroffen, jedes offene Rätsel zu lösen, über das er stolperte.
    »Wiederhol noch mal das letzte Wort«, sagtest du auf Kasachisch. »Langsam, ganz, ganz langsam.«
    »So als wärst du …« Das letzte Wort war unhörbar.
    »Als wäre ich …?«
    »Kind«, sagte der Troll.
    »Genau. Ein großes, dummes Kind.«
    Der Troll kicherte. Das Geräusch ging teilweise in den Ultraschallbereich über, aber der Tonfall ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass es sich um ein Kichern handelte. »Danke«, sagte Coeo. »Für Essen. Hilfe.« Er deutete auf seinen Fuß, den Karl langsam und vorsichtig mit einem Verband umwickelte, dessen Innenseite mit einer Mischung aus isheimurischen Kräutern und von den Norns hergestelltem Penicillin beschichtet war. »Du bist anders. Als Coeo, als Bera.«
    »Wie das?«
    »Haut dicker … Geräusche prallen ab, nicht durch dich durch wie bei Bera.«
    »Ich komme aus dem Himmel.« Karl deutete für dich nach oben.
    Coeos Körper spannte sich an. »Lügen!«
    Karl zuckte die Achseln und verknotete das Ende des Verbandes. »Woher, glaubst du denn, komme ich?«, fragtest du. »Ich anders, hast du gesagt.«
    »Früher, wenn Menschen kommen aus Himmel, in Zeit von unseren …« Karls Sprachennetz hatte Mühe, die wechselnden unterschiedlichen Tonhöhen und das unbekannte Vokabular zu verarbeiten, lieferte aber schließlich das Wort »Großväter« als Übersetzung.
    »Großväter? Ahnen?«
    »Ja. In Zeiten von Ahnen, Felsen regnen herab. Viele, viele Coeo-Leute sterben. Meine … Ahnen versuchen, mit Eindringlingen zu sprechen, aber sie töten Coeo-Leute, so wir verstecken, wenn wir können. Jetzt du sagst, du kommst aus Himmel. Du machst Felsen regnen? Gekommen, um meine Leute zu töten?«
    »Nein«, sagte Loki. »Karl verirrt, möchte heimkehren, diesen Ort verlassen. Alles für immer vergessen.« Der erste Teil stimmte, aber Karl bezweifelte, dass er Isheimur jemals würde vergessen können.
    Coeo schwieg.
    »Warum du allein?«, erkundigte sich Loki. »Kein Stamm?«
    Der Troll hob den Fuß. »Coeo … kann nicht sein Teil von Stamm. Kann nicht Nahrung fangen, keine Herdentiere. So ist Gesetz – Kranke müssen gehen, damit Stamm kann überleben. Wenn Kranke überleben, können zu Stamm kommen. Wenn sterben, kein Verlust.«
    Auf die Spitze getriebener Darwinismus, dachte Karl. Was ist aus dem Mitgefühl geworden? Aus Erbarmen?
    Er stand auf und übernahm wieder die Kontrolle über seine

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