Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song
essen.« Du wandtest dich wieder Coeo zu. »Sie wollen uns – nur uns. Wenn du mit uns kommst, bist du …« Sogar Loki benötigte eine Weile, um das passende kasachische Wort zu finden. »… in Gefahr.«
»Coeo kennt Gefahr. Gefahr Coeos Bruder.«
Sie luden den größten Teil der Ausrüstung auf Teitur um. Dann bestiegen Karl und der Troll Grainur. Das Pony legte zwar die Ohren flach an, unternahm aber keinen Versuch, den Troll abzuschütteln.
Die Landschaft, durch die sie in angespanntem Schweigen ritten, wurde im Verlauf des Tages zunehmend kar ger. Im Abstand von jeweils etwa 100 Metern ragten große kaktusartige Gewächse wie stumme Wächter aus der Wüste auf, an denen hydraköpfige Blumen blühten, die mit ihren biegsamen langen Stielen jeder Bewegung der Reiter folgten.
Der Wind frischte auf und peitschte den kleinen Tross mit seinen eisigen Böen.
Obwohl der Nachmittag ereignislos verlief, ließ Bera, die unverkennbar nervös blieb, den Troll nicht einen Moment lang aus den Augen. Coeo blieb ebenfalls wachsam, war aber anscheinend zu der Überzeugung gelangt, dass er eher Karl als Bera trauen konnte. Karl wiederum behielt beide im Auge, um notfalls sofort vermittelnd eingreifen zu können, sollte Beras und Coeos Misstrauen zu einem offenen Konflikt eskalieren.
Die meiste Zeit über herrschte Stille, doch schon das leiseste Geräusch – wenn zum Beispiel auch nur ein Kiesel einen Hang hinabrutschte – ließ Bera erschreckt zusammenzucken. Nur einmal hatte sie einen wirklichen Anlass zu erschrecken, als von einem Kaktus ein Trieb abbrach und mit einem lauten Klatschen zu Boden fiel.
Ihre Gereiztheit wurde dadurch gesteigert, dass Coeo sie immer wieder kurz halten ließ, um abzusteigen und eine Knolle oder eine Wurzel und einmal sogar ein kleines Tier aus dem Erdreich auszugraben und den Menschen anzubieten.
»Auf diese Weise verlieren wir zu viel Zeit«, grollte sie beim dritten Mal.
»Wahrscheinlich will er sich damit für unsere Gesellschaft oder für das Felsfresserfleisch revanchieren«, sagte Karl und beobachtete grinsend die Insekten, die Coeo unablässig umschwirrten. Zum Glück ignorierten sie die Menschen, die für sie genauso tödlich giftig waren wie die meisten einheimischen Pflanzen für die Siedler. In diesem Punkt erwies sich Coeos genetische Anpassung an Isheimur als Nachteil, doch er schien sich nicht an den Plagegeistern zu stören. »Du solltest ihm dankbar sein«, fügte Karl hinzu.
Bera lehnte alle Angebote des Trolls ab, Karl aber aß jeweils ein bisschen davon. Abgesehen von einer Pflanze, die ähnlich minzartig schmeckte, wie Coeos Atem roch, haftete allem, was er probierte, der gleiche bittere, metallische Beigeschmack an. Es gelang ihm, fast alles hinunterzuschlucken, sowohl als Zeichen seiner Dankbarkeit als auch, um den Nanophyten Nachschub zu liefern, doch das Fleisch der Kakteen schmeckte derart faulig, dass er es schon nach einem einzigen Bissen wieder aus spuckte. Coeo dagegen kaute fröhlich darauf herum, wäh rend er nach weiteren Freundschaftsgaben suchte.
»Ihr weit von zu Hause«, sagte er, als die Menschen eine kurze Pause einlegten, um etwas Wasser zu trinken. »Ihr seid … (unverständlich)?«
»Bedeutung von letztem Wort?«, fragtest du.
»Nicht erlaubt auf Land«, erklärte Coeo. »Vertrieben.«
Du wandtest dich an Bera.
»Gesetzlose«, schlug sie vor.
»Ja, Gesetzlose«, sagtest du zu Coeo und erklärtest ihm die Bedeutung. Er nickte mitfühlend, worauf du hin zufügtest: »Wir suchen heiligen Ort, wo etwas aus Himmel fiel.«
Coeos Körper versteifte sich. Er begann zu schnattern, wobei seine Stimme immer wieder die Grenze zum Ultra schall überschritt. Das meiste davon war unverständlich, aber es kamen so oft Wörter wie »böse« oder »heilig« vor, dass Karl die Grundbedeutung des Wortschwalls verstand.
»Er glaubt, wir wollten ein Sakrileg begehen«, erklärte er Bera, vor unterdrückter Aufregung zitternd. Er beugte sich zu ihr hinüber und drückte ihre Hand. »Aber da ist noch etwas anderes!«
Das Lächeln, das Bera ihm zuwarf, wirkte etwas verloren.
Während sie weiterritten, versuchte Loki, Coeo mit hilfe grundlegender kasachischer Ausdrücke zu erklären, dass sie nichts Böses im Schild führten, sondern Karls Leben im Gegenteil davon abhing, dass sie den Schrein fanden. Sollten sie ihn finden, so versprach er, würde Karl die Geister, von denen Coeo glaubte, dass sie den Ort bevölkerten, um ihre Hilfe bitten.
»Das der Grund,
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