Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey

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weshalb ihr … Gesetzlose?« Das isheimurische Wort hörte sich aus dem breiten Mund mit den großen Reißzähnen seltsam an. »Weil ihr Geister von Volk achtet?«
    Karl benötigte einen Moment, um zu begreifen, dass Coeo mit Volk die Trolle meinte. Wir müssen damit aufhören, sie als Trolle zu bezeichnen, wandte er sich in Gedanken an Loki.
    Solange wir sie Coeo gegenüber Volk nennen, ist das eine gute Abkürzung, dachte Loki zurück. Bei Bera wäre es allerdings besser, wenn wir bei der Bezeichnung Trolle bleiben. Sie würde sich sonst ständig fragen, ob mit »das Volk« nicht auch ihre Leute gemeint sind.
    Gut, erwiderte Karl lautlos. Damit konnte er sich abfinden. »Ja«, sagte er zu Coeo.
    »Mit wem sprichst du?«, fragte Coeo.
    »Mit meinem Gefährten«, erwiderte Loki. Er deutete auf seinen Kopf und den Bereich darum herum.
    »Dein …?«
    Loki wiederholte das Wort.
    »Ah«, machte Coeo und wiederholte seinerseits das Wort, das er allerdings in einer höheren Tonlage aussprach, die fast in den Ultraschallbereich überging.
    »Kann Wort so nicht sagen.« Loki deutete auf Karls Kehlkopf.
    »Dein Gefährte ist …?«, erkundigte sich Coeo.
    »Hat keinen Körper«, erklärte Loki. Karl hoffte, dass die Veränderung, die die Sprache im Lauf der Zeit erfahren hatte, nicht zu viele ihrer ursprünglichen Grundlagen verfälschte.
    »Ah«, machte Coeo wieder.
    Im Verlauf der nächsten fünf Minuten stellte sich heraus, dass sich Karls unsichtbarer und körperloser Gefährte sehr viel besser dazu eignete, Coeo von seinen guten Absichten zu überzeugen, als es all seine Beteuerungen zuvor vermocht hatten. Jetzt betrachtete er Karl als eine Art heiligen Mann, der von Geistern begleitet wurde.
    »Ich zeige euch Weg«, willigte er schließlich ein.
    Bera war entsetzt, als Karl ihr die Neuigkeit mitteilte. »Du meinst, dass wir jetzt einen permanenten Reisegefährten haben, der sich jederzeit in einen Menschenfresser verwandeln könnte, wenn er nur hungrig genug wird?«
    »Ist es denn nicht so, dass du ihm noch vor zwei Stunden nicht einmal den Status einer richtigen Person zugebilligt hast?«, erkundigte sich Karl.
    »Was bringt dich denn auf den Gedanken, dass ich das jetzt tue?«, gab Bera die Frage zurück. Als Karl sie böse anstarrte, machte sie eine beschwichtigende Geste. »Etwa dieser Trick mit dem Schwert?«
    »Trick? Trick? «
    »Es hätte ja sein können, dass er wie ein Haustier abgerichtet worden ist …« Karls finstere Miene ließ sie schnell hinzufügen: »Ich behaupte ja gar nicht, dass es so ist, aber es wäre doch möglich, dass man ihm beigebracht hat, ein Schwert an der Klinge anzufassen und mit dem Griff voraus zurückzugeben.«
    »Und warum sollte er euch für intelligente Leute halten?«, fragte Karl. »Enthält das Orakel denn überhaupt keine Informationen über seine Spezies?«
    Bera zuckte die Achseln. »Nur das, worüber wir bereits gesprochen haben. Dass sie humanoid sind, aber auch nicht höher entwickelt als etwa die Gorillas oder Schimpansen auf der alten Erde oder vergleichbare Geschöpfe auf anderen Planeten.«
    »Hmmm«, brummte Karl und dachte an die Schneemenschen, die in den Polarregionen von Brindle lebten. »In Anbetracht dessen, wie weit sie sich von ihren Ursprüngen zurückentwickelt haben und wie lange die beiden hiesigen Unterspezies keinen positiven Umgang miteinander hatten, fallen mir zwei Erklärungen ein, die allerdings beide zu ziemlich unerfreulichen Schlussfolgerungen führen.«
    »Wieso habe ich nur den Verdacht, dass mir das ganz und gar nicht gefallen wird?«, murmelte Bera.
    »Entweder wussten die Gestalter schon vor ihrer Ankunft von der Winter Song , in welchem Fall sie bestimmt geahnt haben, was es mit der Herkunft der Trolle auf sich hatte …«
    »Und zwar?«
    »Dass es sich bei ihnen nur um genetisch modifizierte Nachkommen der Schiffsbesatzung handeln konnte«, fol gerte Karl. »Oder dass sie aus den Genbanken der Winter Song stammen mussten. Oder um eine Mischung aus beidem.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ihnen möglich gewesen wäre, das geheimzuhalten. Wenn sie es denn herausgefunden hätten.«
    Karl war froh, dass seine Unterstellung, ihre Vorfahren könnten einen Genozid begangen haben, sie nicht aus der Haut fahren ließ. Dann bemerkte er, wie die Kiefermuskeln unter ihrer Haut arbeiteten, und er verspürte das Bedürfnis, sie für ihre Selbstbeherrschung in die Arme zu schließen. »Die andere Möglichkeit ist, dass doch eine