Gesucht - Ein Lord zum heiraten
Belle ging, als sie Julian erwartete.“
„Nein, nur morgens ein wenig, und sobald ich etwas esse, geht es mir gut. Das Schlimmste ist diese schreckliche Müdigkeit. Ich könnte den ganzen Tag schlafen, dabei sieht mir das überhaupt nicht ähnlich! Allerdings hat Mama mir versichert, das würde vorbeigehen.“
Als Emily gegangen war, nahm Chloe wieder auf dem Sofa Platz. Der Besuch hatte sie überrascht, aber am meisten verblüffte sie, wie leichthin Emily darüber sprach, dass sie Sir Preston verführt hatte, noch bevor sie verheiratet waren. Vielleicht war ihr eigener Mangel an Selbstbeherrschung ja doch nicht so verwerflich, wie sie geglaubt hatte. Sie fragte sich, wie Brandt reagieren würde, wenn sie versuchte, ihn zu verführen. Oder ihm sagte, dass sie ein Kind haben wollte.
Plötzlich erstarrte sie. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Die Übelkeit, die sie seit einiger Zeit plagte. Ihre ständige Müdigkeit. Nein, sie konnte unmöglich guter Hoffnung sein. Oder doch? Sicher nicht nach einer einzigen Nacht. Aber es waren genau die Anzeichen, von denen Emily gesprochen hatte.
Sie hätte sie nach weiteren Symptomen fragen sollen. Ob sie mit Belle darüber sprechen sollte? Nein, denn dann würde sie Belle erklären müssen, was in jener Nacht passiert war.
Und was, um Himmels willen, sollte sie Brandt sagen?
Nein, sie konnte unmöglich guter Hoffnung sein.
16. KAPITEL
Madame Dupont betrat das kleine Ankleidezimmer, als ihre Gehilfin eben die letzte Nadel im Saum von Chloes Kleid feststeckte. „Wie reizend, Mylady! Die Farbe schmeichelt Ihrem Teint. Und das Mieder ist nicht zu eng, was Sie schon bald sehr schätzen werden.“ Sie sah Chloe mitfühlend an. „Setzen Sie sich doch. Zu Anfang ist es oft etwas schwierig, indes sagt man, das sei ein gutes Zeichen.“
„Was ist ein gutes Zeichen?“ Chloe hatte keine Ahnung, wovon Madame Dupont redete. Sie sank in einen Sessel. Die Anprobe hatte so lange gedauert, dass ihr heiß und schwindlig und elend geworden war. Aber Belle hatte ihr eingeredet, für ihr erstes öffentliches Auftreten als Lady Salcombe müsse sie unbedingt eine neue Robe anfertigen lassen.
„Die Übelkeit. Das bedeutet, Sie werden ein gesundes Kind bekommen.“
Alle Farbe wich aus Chloes Gesicht. „Ein Kind?“
Die Schneiderin schüttelte den Kopf. „Meine Liebe, Sie sind enceinte.“
„Das … das kann nicht sein.“
„Ich verstehe. Sie wussten es noch nicht.“ Madame drückte Chloes Hand. „Machen Sie nicht so ein Gesicht. Ihr Gatte wird sich freuen, nicht wahr? Er mag doch Kinder.“
„Ja. Ich nehme es an.“ Chloe fühlte sich, als habe man ihr einen Schlag in die Magengrube versetzt. „Bitte verraten Sie es niemandem, auch nicht der Duchess. Ich möchte es ihr … und meinem Gemahl selbst erzählen.“
„Natürlich. Machen Sie sich keine Sorgen. Sie sind jung und kräftig und werden ein schönes, gesundes Kind zur Welt bringen.“
Als Chloe auf die Straße trat, zitterte sie am ganzen Leib. Sie wollte nach Hause. Sie brauchte Zeit für sich, um darüber nachzudenken, was sie nun tun sollte. Was sie Brandt sagen würde. Sie ging los und bemerkte kurz darauf, dass sie die falsche Richtung eingeschlagen hatte. Sie machte kehrt und stieß mit einer starken männlichen Gestalt zusammen.
„Verzeihung.“
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du kannst dich jederzeit in meine Arme werfen.“
Sie blickte auf und sah jenes leichte Lächeln auf Brandts Lippen. Er war ihr so vertraut und wirkte so sicher. Augenblicklich brach sie in Tränen aus.
Sein Lächeln schwand. „Chloe, was ist los?“
„N…nichts. Ich möchte nach Hause.“
Er hielt sie fest. „Selbstverständlich. Meine Kutsche steht um die Ecke.“ Er führte sie zu dem Landauer und half ihr hinein.
Chloe lehnte sich in die Polster. Wie konnte sie sich nur derart blamieren und in der Öffentlichkeit in Tränen ausbrechen? Aber am liebsten wäre sie bei dem Gedanken, dass sie Brandt verlieren würde, wenn sie ihm gestand, dass sie ein Kind erwartete, gleich wieder in Tränen ausgebrochen.
Brandt beobachtete seine Gattin, während sie bei einer kleinen Dinnergesellschaft der Kentworths mit Marguerite plauderte. In dem dunkelgrünen Seidenkleid bot sie ein umwerfendes Erscheinungsbild. Ihr rötliches Haar glänzte im Kerzenschein, doch ihr Lächeln wirkte gezwungen.
So war es seit Tagen. Seit sie mitten auf der Straße in Tränen ausgebrochen war, hatte sie sich innerlich immer mehr von ihm
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