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Gesucht wird Charity

Gesucht wird Charity

Titel: Gesucht wird Charity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Party und würde erst sehr spät heimkommen.«
    »Wie sieht sie aus?«
    Sarah Manning öffnete erneut
die schwarze Perlentasche, nahm ein Foto heraus und reichte es mir. Es war eine
Porträtaufnahme von einem jungen Mädchen mit langem, schwarzem Haar, trotzigen
Augen und dem spöttischen Grinsen ihres Vaters.
    » Charity ist eine Rebellin«, sagte das blonde Mädchen plötzlich. »Sie hat eine Art Haßliebebeziehung zu ihrem Vater, und ich weiß nicht,
welcher Art die Empfindungen für ihre Mutter sind.«
    »Was empfindet sie Claudia
Deane gegenüber?«
    »Das ist leicht zu beantworten
— sie haßt sie! Claudia wollte eigentlich in Europa bleiben, bis Charitys Besuch vorüber war, aber Earl beharrte darauf, daß
sie mit zurückkäme.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem gezwungenen Lächeln.
»Er bräuchte ihre moralische Unterstützung, sagte er, und das heißt in freier
Übersetzung, er müsse sich jemand anderen zum Schlafen suchen, wenn sie nicht
da sei. Claudia begriff sofort.«
    »Sie sagten etwas von ein paar
vagen Möglichkeiten?«
    »Big Sur «,
sagte sie prompt. »Eines dieser modernen Klapsmühlen, in denen Gruppentherapie
praktiziert wird — Sie wissen schon, was ich meine — wo man splitterfasernackt
bis zum Hals in einer heißen Schwefelquelle herumsteht und mit beiden Händen
physischen Kontakt mit den Leuten rechts und links von sich sucht. Claudias
Schwester hat vor einer Weile eine Woche dort verbracht, und sie hat uns
neulich beim Abendessen davon erzählt. Ich konnte sehen, daß Claudia von dem
Ganzen völlig fasziniert war.«
    »Hat Raymond sich nicht
erkundigt, ob sie dort ist?«
    »Den Patienten ist jede
Diskretion zugesichert. Telefonisch wird kein Name preisgegeben.« Sie seufzte
leicht. »Haben Sie etwas zu schreiben, Mr. Holman ?«
    »Klar.« Ich suchte einen
Kugelschreiber und einen Notizblock heraus. »Nur zu.«
    »Das Sanatorium heißt
>Zuflucht<.« Sie fügte die Telefonnummer hinzu. »Und es wird von einer
Psychiaterin namens Daniela geleitet.«
    »Daniela und wie weiter?«
    »Wer weiß.« Ihre Stimme klang
müde. »Wenn Sie in die >Zuflucht< hineinwollen, müssen Sie nach Daniela
fragen, ihr erzählen, Ihre Neurosen nähmen überhand, Sie könnten sie nicht mehr
aushalten, und Mary Rochester habe Ihnen empfohlen, hierherzugehen. Mary ist
natürlich Claudias Schwester.«
    »Natürlich«, murmelte ich. »Und
wenn die andere Möglichkeit noch verrückter ist als die erste, lehne ich den
Auftrag an Ort und Stelle ab.«
    »Earl hat ihr Zimmer
durchsucht«, sagte sie. »Er fand in einer der Kommodenschubladen einen Zettel
von einem Individuum namens Johnny. Darauf stand geschrieben — und ich zitiere
aus meinem vorzüglichen Gedächtnis: >Triff mich in der Hopsnehmer -Spelunke
am Strip nicht später als elf Uhr. Ich bin so aufgeregt, Baby, ich gehe
demnächst in die Luft.< Ich brauche wohl nicht hinzuzufügen, daß keiner von
uns je Charity von jemandem namens Johnny hat
erzählen hören.«
    »Vielleicht ein Freund?«
    »Wenn Sie solche Fragen
stellen, Mr. Holman , frage ich mich wirklich, ob mein
Arbeitgeber nicht voreilig war, jemanden wie Sie überhaupt zu engagieren? Ich
weiß ziemlich genau, daß Charity neunundvierzig
Wochen jedes Jahres mit ihrer Mutter in New York verbringt. Um innerhalb der
beiden ersten Wochen ihres Aufenthalts in Los Angeles einen Freund zu
ergattern, müßte sie ziemlich schnelle Arbeit geleistet haben!«
    »Ich sehe schon, wir kommen
hervorragend miteinander aus, Miß Manning.« Ich sah sie zähnefletschend an.
»Jedenfalls solange Sie Ihre persönlichen Ansichten für sich behalten und sich
ausschließlich mit Tatsachen befassen.«
    »Zwei vage Spuren, die
möglicherweise gar nichts zu bedeuten haben«, sagte sie. »Das ist alles, was
wir — gemeinsam — zu bieten haben, Mr. Holman . Earl
hofft auf ein Wunder, und er hofft außerdem, daß Sie der Mann sind, der es
zuwege bringt.«
    »Und ich habe ganze drei Tage
Zeit, bevor ich ihn enttäuschen werde?« brummte ich.
    »Genau.« Sie stellte ihren
unberührten Drink auf das Wandtischchen und stand auf. »Ich wünsche Ihnen viel
Glück, Mr. Holman , und gute Nacht.«
    »Nur noch eine Kleinigkeit«,
sagte ich. »Wenn ich mich nun mit Earl Raymond in Verbindung setzen muß? Ich
meine, schnippe ich dann dreimal mit den Fingern, und er erscheint vor mir?«
    »Er hat eine Nummer, die nicht
im Telefonbuch steht.« Sie sagte sie mir langsam vor, immer eine Ziffer auf
einmal. »Wie vergeßlich von mir!

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