Gesucht wird Charity
Scheidung von Claudia
zu ihm zurückzukehren.«
»Sie ist verrückt.«
»Nur unter bestimmten
Bedingungen. Wenn er und sie wieder heiraten, wird sie ihm ein Fünftel der ihr
bezahlten Summe aushändigen, vorausgesetzt, er investiert das Geld in etwas
Solidem, wie zum Beispiel ein Automatenrestaurant, und kümmert sich persönlich
darum.«
»Diese Mary Rochester«,
schnurrte sie. »Da siehst du, was meine >Zuflucht< bei einer Frau
bewerkstelligen kann.«
Ich blickte auf meine Uhr. »Es
ist jetzt viertel nach sechs, das ist dir hoffentlich klar? Die Zeit für Drinks
ist um eine Viertelstunde überschritten, und du liegst noch hier herum und
ruinierst deine Hautpigmente.«
»Gieß du die Drinks ein«, sagte
sie. »Ich muß mich erst duschen.«
»Okay.« Ich ließ die Finger
einer Hand sachte über ihren Rücken und dann noch etwas weiter gleiten.
»Wie alt bist du, Rick?«
murmelte sie.
»Fünfzehn«, sagte ich. »Und ich
habe diese Wiederholungsträume von der nackten Frau mit der Kette um die
Taille, die hinter mir herjagt, überhaupt nicht mehr.«
»Habe ich es dir nicht gesagt?«
fragte sie selbstzufrieden.
»Nun habe ich diese
Wiederholungsträume von der nackten Lady, die über und über braungebrannt ist —
abgesehen von zwei dünnen, weißen Streifen — und die die ganze Zeit hinter mir
herjagt.«
»Das halte ich für einen
Rückfall«, sagte sie kalt.
»Ich werde die Drinks machen«,
sagte ich.
»Ich werde mich duschen«,
versprach sie.
»Wie steht es mit deinen
pubertären Phantasievorstellungen, in denen du halb angezogen oder nackt vor
Männern herumstolzierst, bis sie verrückt vor Begierde werden?«
»Das gehört alles der
Vergangenheit an.« Sie lachte sorglos. »Ich hatte es völlig vergessen, bis du
es jetzt erwähnt hast. Nicht sehr geschmackvoll übrigens, Rick Holman .«
Es schien der richtige
Zeitpunkt zu sein, die Drinks einzugießen. Ich ging ins Haus — wo ich mich kurz
duschte, weil ich wußte, daß Daniela sich lang duschen würde — und zog einen
Bademantel an. Legere Umgangsformen herrschten im Holmanschen Haus ebensogut vor wie in der >Zuflucht<. Ich verbrachte
einige Zeit hinter der Bar und mixte sorgfältig zwei prachtvolle Mint Juleps in großen Gläsern, Als ich schließlich damit fertig
war, war ich so durstig geworden, daß ich alle beide austrank.
»Rick?« Ein penetrantes
Flüstern drang von der Schwelle der Tür, die vom Schlafzimmer zum Wohnzimmer
führte, zu mir herüber.
»Was?« Ich blickte auf und sah,
wie Daniela besorgt zu mir herüberspähte.
»All deine Nachbarn, die auf
deinen Swimming-pool blicken können — die können doch
nicht auch ins Haus hereinsehen, oder?«
»Nein, es sei denn, sie hätten
es mit elektronischen Vorrichtungen gespickt.«
»Das ist gut.« Ihr Gesicht
verschwand wieder.
Meine guten Vorsätze
verschwanden zusammen mit Daniela, und ich ergriff schnell den nächsten Mint Julep für den Fall, daß er verdunsten könne.
»Rick?«
Ihre Stimme drang nur noch aus
anderthalb Meter Entfernung an mein Ohr. Beinahe hätte ich meinen schönen Drink
verschüttet. Es waren wieder diese verdammten nackten Füße auf dem dicken
Teppich.
»Ich habe dir schon einmal
gesagt, du sollst das nicht tun«, brummte ich.
»Wie gefällt es dir?«
»Was?«
»Du mußt es dir ansehen. Weißt
du, es handelt sich um etwas Visuelles.«
Ich blickte gleichmütig auf und
brachte dann einen gurgelnden Laut hervor, der tief aus meiner Kehle drang. Sie
stand vor mir, splitterfasernackt — bis auf einen Hut! Einen Hut? Es drehte
sich mehr um einen mittelalterlichen Kopfputz. Er ragte über einen halben Meter
hoch in die Luft, ein plissierter Turm aus üppigem schwarzem Satin.
»Er hat auch gewissermaßen eine
Schleppe.«
Daniela drehte sich um, so daß
sie mir den Rücken zuwandte. Ein schmaler, schwarzer, durchsichtiger
Seidenschleier wallte anmutig vom hinteren Teil des Kopfputzes bis zu ihren
Kniekehlen herab. Im nächsten Augenblick drang eine leichte Brise von außen
herein, und Danielas hintere Ausbuchtung wurde vorübergehend zart von schwarzer
Seidenspitze umhüllt. Sie wandte sich mir mit erwartungsvollem Gesicht wieder
zu.
»Gefällt es dir, Rick?«
»Der Körper ist prachtvoll«,
sagte ich. »Die dünnen, weißen Streifen auf der goldenen Sonnenbräune erfüllen
mich mit verrückter Begierde. Aber verzeih mir die Frage — wozu der Hut?«
»Ich glaube, ich bin in meiner
postpubertären Phantasieperiode«, sagte sie ernsthaft. »Sie ist
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