Gesund durch Meditation
Was-ist-mein-Weg-Meditation
Eine der Hauptursachen für das Leid in unserem Leben ist das Beharren auf unserer Vorstellung, wie die Dinge zu sein haben. Wenn sie sich in unserem Sinn entwickeln und wir das Gefühl haben, unseren Willen zu bekommen, erfahren wir Zufriedenheit. Wenden sich die Dinge aber »gegen uns« und nehmen sie nicht den erwünschten, erwarteten oder geplanten Verlauf, sind wir frustriert, zornig, verletzt und fühlen uns um unseren Erfolg betrogen – wir leiden. Das Paradoxe daran ist, dass wir eigentlich gar nicht wirklich wissen, was in unserem Sinn ist, auch wenn wir ständig danach verlangen. Wenn wir bekommen, was wir wollen, ist es meistens doch nicht genug. Unser Geist hält dauernd nach Dingen Ausschau, die er zusätzlich zu brauchen meint, um sich ausgefüllt zu fühlen. Aus diesem Grund ist er meistens nicht lange zufrieden damit, wie die Dinge sind, selbst dann, wenn eigentlich alles ganz erfreulich und harmonisch ist.
Zu kleinen Kindern, die wütend werden, weil sie nicht alles haben können, was sie sehen, sagen wir gerne: »Es kann nicht immer nach deinem Kopf gehen«. Und auf die Frage »Warum nicht?« antworten wir: »Das verstehst du, wenn du groß bist.« Eigentlich ist das nichts als eine Notlüge und Ausflucht. Denn in Wahrheit zeigen wir Erwachsenen mit unserem Verhalten kaum mehr Einsicht als unsere Kinder. Auch wir wollen auf unsere Weise, dass alles nach unserem Willen geht, lediglich die Objekte unserer Begierde sind andere. Und sind wir nicht genauso ungehalten wie unsere Kinder, wenn wir nicht bekommen, was wir wollen? Je nach Laune belächeln oder schelten wir sie wegen ihres kindlichen Habenwollens; vielleicht aber haben wir einfach besser als sie gelernt, unsere Begehrlichkeit zu verstecken.
Wenn wir uns aus dieser Falle des begehrlichen Getriebenseins befreien wollen, ist es keine schlechte Übung, sich von Zeit zu Zeit zu fragen: »Was ist denn eigentlich
meine
Vorstellung von den Dingen, was
will
ich denn wirklich? Und wenn ich es bekomme, erkenne ich es dann?« Und: »Kann ich erst dann glücklich sein, wenn alles ›perfekt‹ ist, wenn sich alles meinem Willen fügt?« Oder umgekehrt: »Ist es vielleicht in diesem Moment im Großen und Ganzen gut so, wie es ist? Nehme ich vielleicht das, was positiv in meinem Leben ist,
nicht wahr,
weil mein Geist ständig in kindlicher Weise mit neuen Ideen aufwartet, was erst noch einzutreten hat oder anders werden muss, bevor ich glücklich und zufrieden sein kann?«
Trifft das auf Sie nicht zu, können Sie einen Schritt weitergehen und fragen: »Gibt es angesichts meines gegenwärtigen Unglücks irgendetwas, das ich unternehmen kann, um zufriedener und glücklicher zu werden? Warten vielleicht Entscheidungen auf mich, die mir dabei helfen können, auf
meinen
Weg zu kommen? Habe ich die Kraft, meinen eigenen Lebensweg zu gestalten, oder bin ich dazu verurteilt, den Rest meines Lebens in Unglück und Unerfülltheit zu verbringen, weil es mein Schicksal ist oder weil ich diese oder jene Entscheidung getroffen habe oder weil vielleicht schon vor Jahrzehnten so über mich entschieden wurde, als ich noch ein Kind war, zu dumm, unerfahren und verunsichert, um zu wissen, wie mir geschieht?«
Wenn Sie so
die Frage nach Ihrem eigenen Weg
in Ihre Meditation einbeziehen, werden Sie feststellen, dass sie Sie auf sehr wirkungsvolle Weise in die Gegenwart zurückbringt. Sie können die Frage »Was ist in diesem Augenblick mein Weg?« beispielsweise zum Inhalt Ihrer Sitzmeditation machen. Sie müssen nicht nach einer Antwort suchen, es reicht aus, die Frage zu stellen. Es hat sogar eine intensivere Wirkung, nur der Frage nachzusinnen, sie von Augenblick zu Augenblick in Ihrem Geist lebendig zu halten und auf die Antwort aus Ihrem Inneren zu lauschen: »Was ist
mein
Weg? Was ist
mein
Weg?«
Viele unserer Patienten in der Klinik stellen alsbald fest, dass ihr Leben, wie es eben jetzt ist, viel mit diesem eigenen Weg zu tun haben könnte. Welcher andere Weg könnte auch sonst der ihre sein? Welche anderen Leiden als diese könnten die ihren sein? Sie fangen an zu verstehen, dass auch das Leiden Teil ihres eigenen Weges ist und nicht unbedingt ihr Widersacher. Sie beginnen auch zu verstehen, dass zumindest manches, wenn nicht alles seelische Leiden mit dem eigenen Tun und Lassen in Zusammenhang steht und daher grundsätzlich in ihre Macht gestellt ist. Während sie so mit den Augen der Ganzheit sehen, fangen sie an zu verstehen,
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