Gesund durch Meditation
willenlos fügt. Bei der Akzeptanz geht es nicht um Kapitulation oder Selbstaufgabe. In der Art, wie wir das Wort hier verwenden, bedeutet es lediglich, die Tatsache anzuerkennen, dass jedes bereits eingetretene Ereignis als
schon geschehen
der Vergangenheit angehört. Manchmal wird sich Akzeptanz erst allmählich einstellen können, wenn die inneren Stürme sich gelegt haben.
Wenn wir zu einem tiefen Blick in den eigenen Seelenschmerz und seine Nachwehen bereit sind, können wir Einsichten gewinnen, von denen höchst heilsame Impulse ausgehen. Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist die der Unausweichlichkeit von Veränderung, die unmittelbare Erfahrung, dass
Unbeständigkeit zum Wesen aller Dinge und Verhältnisse gehört.
Wir haben dies am Beispiel physischen Schmerzes gesehen, der sich ständig in Intensität und Qualität verändert und manchmal nicht einmal einen definierbaren Ort im Körper zu haben scheint. Und wir haben auch gesehen, dass sich unsere Haltung, unsere Gedanken und Gefühle in Bezug auf den körperlichen Schmerz verändern.
Nach einem ebenso tiefen Blick in unser gegenwärtiges seelisches Leiden wird deutlich, dass auch hier die Gedanken und Gefühle ausgesprochen turbulent sind, dass sie kommen und gehen, auftauchen und wieder verschwinden, ständig einander ablösend und sich verwandelnd. In Zeiten großer Belastung können uns bestimmte Gedanken und Gefühle unablässig heimsuchen, in quälender Weise die Erinnerung an eine Situation wachhalten und damit die stets wiederkehrende Frage, wie die Situation überhaupt zustande gekommen ist und was man hätte anders machen können. Man macht sich selbst oder einem anderen Menschen andauernd dieselben Vorwürfe, repetiert eine bestimmte Szene unzählige Male in Gedanken und grübelt endlos über die Frage, wie es nun weitergeht und wie sich das Geschehene auf das eigene Leben auswirken wird.
Gelingt es in solchen Momenten, achtsam zu sein und genau zu beobachten, wird man feststellen, dass diese immer wiederkehrenden Bilder, Gedanken und Gefühle einen Anfangs- und einen Endpunkt haben, dass sie wie Wellen sind, die im Geist entstehen, sich in ihm auftürmen und wieder verebben. Vielleicht bemerken Sie auch, dass keine Welle völlig einer anderen gleicht. Jede neu aufkommende Welle zeigt geringfügig andere Eigenschaften, durch die sie sich von allen vorangegangenen Wellen unterscheidet.
Vielleicht können Sie außerdem zyklische Schwankungen in Qualität und Intensität Ihrer Gefühle feststellen. In einem Moment fühlen Sie vielleicht dumpfen Schmerz, im nächsten heftige Qual und rasende Wut, im nächsten Moment Angst, wiederum gefolgt von einem dumpfen Brüten oder auch von Erschöpfung. Und zwischendurch vergessen Sie vielleicht Ihren Schmerz für Momente ganz. Wenn Sie auf diese Weise die Veränderlichkeit Ihrer Gemütszustände erfahren, lernen Sie möglicherweise zu verstehen, dass keines Ihrer Erlebnisse von Dauer ist. Sie erfahren unmittelbar an sich selbst, dass das Leiden keineswegs beständig und einförmig ist, sondern sich verändert, dass es anschwillt und abflaut, kommt und geht, genauso wie Ihr Atem, der auch immerzu kommt und geht.
Der Teil in Ihnen, der achtsam ist, nimmt lediglich wahr, was Augenblick um Augenblick zu ihm durchdringt. Weder lehnt er es ab, noch verdammt er irgendetwas oder irgendjemanden, noch wünscht er sich die Dinge anders. Er ist nicht einmal erregt. Das wahrnehmende Bewusstsein ist ein Ort des anteilnehmenden Verstehens im eigenen Inneren, ein Ort der Stille in Zeiten des Aufruhrs, vergleichbar einer mitfühlenden Mutter, bei der ein verängstigtes Kind Zuflucht und Sicherheit findet. Sie weiß, dass alles vorübergeht, was ihr Kind beunruhigt, und dass sie ihm aus der Tiefe ihres Wesens Trost, Zuversicht und Frieden spenden kann.
Wenn wir in uns die Achtsamkeit pflegen, können wir auf ähnliche Weise uns selbst Mitgefühl entgegenbringen. Manchmal müssen wir uns unserer selbst auf mütterliche Weise annehmen, als ob das Leiden ein Kind wäre, das unserer Obhut bedarf. Und warum sollten wir auch nicht uns selbst mit Mitgefühl, Milde und Verständnis begegnen, gerade dann, wenn wir ganz für das Leiden geöffnet sind? Es ist eine eigene, wunderbar heilsame Form der Meditation, sich selbst mit ebenso viel Wärme und Nachsicht zu behandeln wie einen anderen Menschen, den wir leiden sehen. Sie ist der Nährboden für eine Haltung der »liebenden Güte«, die keine Grenzen kennt von Ich und Du.
Die
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