Gesund durch Meditation
Realitätsverlusts einhergehen, oder man hat Angst, zu sterben, verrückt zu werden oder die Gewalt über sich zu verlieren. Wenn man dann vom Arzt erfährt, dass man weder herzkrank noch verrückt ist, nimmt das nicht völlig die Beunruhigung, denn es ist ja nur zu offensichtlich, dass
irgendetwas
nicht stimmt. Erkennt der Arzt in der Beschreibung des Patienten die Symptome einer Panikattacke, eröffnet sich damit wenigstens die Aussicht auf die richtige Therapie. Leider werden noch immer viele Menschen mit Panikattacken mit einem Beruhigungsmittel oder der Auskunft, dass ihnen »nichts fehle«, ohne weitere Abklärung nach Hause geschickt.
Nun ist es zwar beruhigend zu wissen, dass man weder an einem Panikanfall stirbt noch durch ihn den Verstand verliert; worauf es aber vor allem ankommt, ist das Wissen um die Möglichkeit, mit diesem geistig-körperlichen Extremzustand zu
arbeiten,
indem man sich um eine veränderte Wahrnehmung seiner Gedankenabläufe und geistigen Reaktionsmuster bemüht. Wenn Patienten mit Panikattacken von Ärzten, Psychologen, Psychiatern und Psychotherapeuten zum MBSR -Training in unsere Klinik geschickt werden, dann geht es in erster Linie um diese Art innerer Arbeit.
Chronische Angst- und Panikzustände lassen sich bei entsprechend hoher Motivation durch die Techniken der Achtsamkeitsmeditation potenziell gut beherrschen. Vieles spricht also dafür, bei Angst- und Paniksyndromen die Achtsamkeit als primären Behandlungsansatz zu wählen, anstatt von vornherein Medikamente zu verabreichen, zumal wenn bei den Betroffenen Vorbehalte gegen die medikamentöse Behandlung bestehen.
Damit soll nicht gesagt sein, dass es keine angemessenen Indikationen für eine medikamentöse Behandlung von Angst- und Panikzuständen gibt. Einige Tranquilizer und Antidepressiva haben sich als hochwirksam in der Behandlung akuter Angststörungen und Panikattacken erwiesen. Sie können äußerst hilfreich sein, um einen akuten Angstzustand aufzulösen und den Organismus in den Zustand allostatischer Selbstregulation zurückzuführen. Psychopharmaka können auch sinnvoll
in Kombination
mit Psychotherapie, kognitiver Verhaltenstherapie und anderen Verfahren wie Hypnose oder den Methoden der Achtsamkeit eingesetzt werden. Viele Patienten mit Angststörungen haben jedoch den Eindruck, dass ihnen die Medikamente nicht wirklich helfen und die Psychopharmaka oftmals geradezu als
Ersatz
für ein wirkliches Eingehen auf ihre Problematik und eine echte Hilfestellung dienen, die ihnen erlauben würde, aus eigener Kraft ihr körperliches und seelisches Gleichgewicht wiederzufinden. Daher wollen wir nun im Einzelnen untersuchen, wie wir in der Meditation mit Angst und Panik arbeiten können, damit sie unser Leben nicht länger dominieren. Die folgenden Anregungen ergänzen die Methoden zum akzeptierenden Umgang mit emotionalem Schmerz, die wir im letzten Kapitel dargestellt haben.
Die Arbeit mit Angst und Panik in der Achtsamkeitsmeditation
Die Meditationsübung ist ein perfektes Experimentierfeld für die innere Arbeit mit Angst und Panik. Beim Body-Scan, während der Sitzmeditation und der achtsamen Hatha-Yoga-Übungen schulen wir uns darin, die Empfindungen und Spannungen im Körper zuzulassen und ebenso alle aufgewühlten Gedanken und Gefühle zu akzeptieren, die in uns aufsteigen, während wir uns von der Dimension des Seins tragen lassen. Zu den Grundregeln der Meditation gehört, dass wir angesichts unangenehmer Empfindungen und Gefühle nichts
tun
müssen, sondern sie lediglich wahrnehmen, ohne sie zu bewerten oder uns ihretwegen selbst zu verurteilen.
Auf diese Weise wird die auf den Augenblick gerichtete wertungsfreie Achtsamkeit zu einem systematischen Training von Geist und Körper, um sich inmitten und gewissermaßen unterhalb jeglicher Angstgefühle in der Stille und Ausgeglichenheit zu üben. Je öfter man sich darin übt, desto besser fühlt man sich in seinem Körper. Und je besser man sich fühlt, desto eher erkennt man: Ich bin nicht die Angst, und die Angst muss nicht mein Leben beherrschen.
Schon kurze Augenblicke des Wohlgefühls, der Entspannung und Klarheit können genügen, um zu bemerken, dass die Angst nicht
immer
da ist. Mit dieser Beobachtung machen wir auch die Erfahrung, wie unterschiedlich ausgeprägt die Angst ist. Sie kommt und geht wie jedes andere Gefühl auch. Wir erleben, dass die Angst, die sich so zersetzend auf das Lebensgefühl auswirken kann, selbst etwas Unbeständiges ist, ein
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