Gesund durch Meditation
vermitteln das Handwerkszeug, seiner bedienen muss sich jeder Teilnehmer selbst. Mit dem Wegfall der äußeren Unterstützung ist es nun an den Absolventen des Kurses, in sich die Achtsamkeit am Leben zu erhalten und eigene Wege zu finden, sie in ihrem Leben kreativ einzusetzen. Wenn wir in uns die Kraft finden wollen, die ganze Katastrophe des Lebens zu bestehen, müssen wir der Meditationsübung die Chance geben, sich selbständig weiterzuentwickeln, getragen von der eigenen Zielvorstellung und Beharrlichkeit, nicht von einer Gruppe oder einem Klinikprogramm.
Als ich vor dreiunddreißig Jahren den Klinikbetrieb aufgenommen und mit der Arbeit begonnen habe, die man heute unter dem Namen MBSR kennt, bin ich von dem Konzept ausgegangen, dass die Patienten nach Abschluss des achtwöchigen Programms eigenständig weiterüben, jedoch die Möglichkeit haben, nach sechs Monaten oder einem Jahr an einem weiterführenden Kurs teilzunehmen, um ihre Meditationspraxis weiter zu vertiefen. Dieses Modell hat sich über die Jahre bewährt. Die Fortgeschrittenenkurse sind gut besucht, und zusätzlich nehmen die Absolventen regelmäßig an unseren Ganztagsseminaren teil. Diese weiterführenden Kurse werden in sehr unterschiedlichen Formen angeboten, in fünf, sechs oder mehr Einheiten, die manchmal innerhalb einer Woche abgehalten werden oder auch sich über Monate erstrecken. Manchmal stehen sie auch unter einem besonderen Thema. In all diesen Kursen geht es jedoch vor allem um eines: die Motivation zum Üben am Leben zu erhalten oder zu ihr zurückzufinden und die Übungspraxis zu vertiefen. Es geht uns darum, dass die Teilnehmer lernen, die Achtsamkeit in jeden Aspekt ihres Alltags hineinzutragen, um so zu einem erfüllten Leben zu finden.
Für die Leser dieses Buches, die diese Möglichkeit nicht haben, ist es wichtig, sich stets vor Augen zu halten, dass Kurse, Übungsgruppen, Vertiefungsseminare, Bücher und Anleitungs- CD s zu bestimmten Zeiten sehr hilfreich, aber nicht unabdingbar sind. Worauf es vor allem ankommt, ist Ihre innere Vision und die Entschlossenheit, täglich zu üben, wie verplant Ihr Tag auch immer sein mag. Wenn Sie dem MBSR -Übungsprogramm aus Kapitel 10 folgen, sollten diese acht Wochen ausreichend sein, um Ihre Meditationspraxis so weit zu festigen, dass sie zu einem natürlichen Teil Ihres Tagesablaufs wird, zu einem Teil Ihres Lebensstils, den Sie nicht mehr missen möchten. Die Erfahrung, dass echtes Lernen etwas ist, das aus dem Inneren erwächst, werden Sie sicherlich schon vor Ablauf der acht Wochen gemacht haben. Zusätzlich können Sie Ihre Meditationspraxis weiter ausbauen, indem Sie sich einzelne Abschnitte dieses Buches nochmals vornehmen, weitere Bücher aus der Literaturliste im Anhang lesen, sich mit Gleichgesinnten zusammentun oder Meditationsgruppen ausfindig machen, denen Sie sich anschließen können. Noch nie zuvor hat es so viele Möglichkeiten dazu gegeben, ob am eigenen Wohnort im persönlichen Kontakt oder über das Internet auf dem Weg des Online-Austausches.
In der abschließenden Gesprächsrunde kommt die ganze Begeisterung der Teilnehmer darüber zum Ausdruck, dass sich in so kurzer Zeit so viel erreichen lässt. Ihre Berichte zeugen vom Respekt vor der eigenen wie der fremden Leistung, von der Kraft und Entschlossenheit, die jeder Einzelne bewiesen hat. Die Erfolge all dieser Menschen sind das Ergebnis harter Arbeit an sich selbst. Obwohl es, wie wir immer wieder betonen, bei der Achtsamkeitsmeditation um ein Zulassen und Nicht-Tun geht, hat sich bei vielen von ihnen in der einen oder anderen Form vieles »getan«. Das haben sie nicht passivem Müßiggang zu Hause zu verdanken, nicht dem wöchentlichen Kursbesuch und auch nicht der Unterstützung durch die anderen Teilnehmer. Was ihre innere Wandlung bewirkt hat, ist die Bereitschaft, mit sich allein in der Abgeschiedenheit ihres Zimmers zu meditieren, ob ihnen danach zumute ist oder nicht. Es ist die Bereitschaft, zu sitzen, in der Stille des Seins zu verweilen und sich der Realität ihres Körpers und ihres Geistes zu stellen, sich unbeirrbar im Nicht-Tun zu üben, auch wenn Geist und Körper revoltieren und nach Bequemlichkeit und Zerstreuung verlangen.
Meistens gelingt es uns, den Teilnehmern zu vermitteln, dass das Ende des Kurses erst der Anfang ist, der Aufbruch zu einer lebenslangen Reise. Und wenn sie sich überzeugen lassen, beruht das nicht auf unserer Überredungskraft, sondern auf ihrer eigenen
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