Gesund durch Meditation
Als Bedingung für die Aufnahme in die Klinik musste jeder von ihnen sich verpflichten, täglich eine Zeit der Übung zu widmen, »einfach nur zu sein«. Die Idee dabei ist, inmitten der Wogen beständiger Aktivität, in die unser Leben für gewöhnlich eingetaucht ist, eine Insel des Seins zu schaffen, einen Raum, in dem wir zulassen, dass alles »Tun« zur Ruhe kommt.
Was Achtsamkeit uns lehrt, liegt auf mehr als nur einer Ebene: Sie lehrt uns, vom Aktionsmodus in den Seinsmodus zu wechseln, Zeit für uns selbst zu beanspruchen, unseren Lebenspuls zu verlangsamen, innere Ruhe und Selbstakzeptanz zu pflegen, den Geist in seiner Sprunghaftigkeit zu beobachten, die Gedanken zu beobachten und loszulassen, ohne uns in sie zu verstricken oder von ihnen fortgetrieben zu werden. Achtsamkeit lehrt uns, vertraute Probleme in neuem Licht zu sehen und zu erkennen, wie alles miteinander zusammenhängt. Sollen diese Lehren uns aber erreichen, so müssen wir uns auf Augenblicke des Seins einlassen und in uns Bewusstheit pflegen.
Niemand kann Ihnen diese Arbeit abnehmen, weder der Hausarzt noch Freunde oder Verwandte. Gleichgültig, wie viele Menschen Ihnen dabei helfen wollen oder könnten, zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden zu gelangen, die Initiative dazu muss von Ihnen selbst ausgehen. Schließlich lebt auch niemand Ihr Leben für Sie, und keine fremde Fürsorge kann die Obhut ersetzen, die nur Sie selbst sich bieten können. Ebenso müssen Sie die Übung der Achtsamkeit wirklich
ausführen
– und damit meine ich, sie gezielt in Ihrem Leben pflegen –, um in den Genuss ihrer Vorzüge zu gelangen und ihren wahren Wert zu verstehen.
Sie können sich CD s mit unterstützender Anleitung kommen lassen, aber es reicht nicht aus, sie in Ihre Audiosammlung einzureihen, um sie eines fernen Tages hervorzuholen, sondern Sie müssen auch mit ihnen
arbeiten.
Als Objekte, die auf Ihrem Regal Staub ansetzen, entfalten sie keinerlei magische Wirkung. Und auch, wenn Sie die CD s hin und wieder
anhören,
kann das zwar entspannend sein, einen echten Nutzen werden Sie allerdings erst dann daraus ziehen, wenn Sie das Gehörte in die Praxis umsetzen. Die Magie liegt weder im Gegenstand noch in der Methode, sondern allein in Ihnen, in Ihrem Übungswillen.
Bis vor kurzem genügte schon das Wort »Meditation«, um bei vielen Menschen Skepsis und Assoziationen von Mystizismus und »Hokuspokus« auszulösen. Nur wenigen war bekannt, dass es in der Meditation vor allem um Aufmerksamkeit geht. Inzwischen hat sich das Bild gewandelt. Jeder kennt Momente der Aufmerksamkeit, und somit erscheint Meditation heute nicht mehr ganz so exotisch und weltfremd wie zuvor.
Sobald wir nun aber beginnen, unseren Geist aufmerksamer in seiner eigentlichen Aktivität zu beobachten, wie wir es in der Meditation tun, werden wir entdecken, dass er sich weitaus öfter mit Vergangenem und Zukünftigem beschäftigt als mit der Gegenwart. Folglich wird uns in einem gegebenen Augenblick nur ein Bruchteil dessen bewusst, was wirklich um uns herum geschieht. Es entgehen uns unzählige Momente unserer Lebenszeit, weil wir nicht vollständig präsent und offen für sie sind. So kann es uns passieren, dass wir weitgehend auf »Autopilot« geschaltet haben und nur noch mechanisch agieren, so dass uns jede Erfahrung, jedes Tun nur noch halb bewusst wird. Es ist, als ob wir gar nicht wirklich da wären oder auch nur halb wach.
Die ablenkende Macht unserer Gedanken, mit der sie unsere Wahrnehmung der Gegenwart so leicht überlagern, zeigt sich insbesondere in Krisensituationen und Perioden emotionalen Aufruhrs. Aber auch in relativ entspannten Momenten können Gedanken, sobald sie einsetzen, unsere Wahrnehmung von der Gegenwart abziehen. Beobachten Sie einmal, wie leicht Ihre Wahrnehmung durch Ihre Gedanken vom gegenwärtigen Geschehen abgezogen wird, egal wo und in welcher Situation Sie sich gerade befinden. Achten Sie darauf, wie viel Zeit des Tages Sie damit verbringen, an Vergangenes oder Zukünftiges zu denken. Möglicherweise schockiert Sie das Ergebnis.
Sie können aber auch jetzt sofort ein kleines Experiment anstellen. Schließen Sie die Augen, setzen Sie sich aufrecht, aber nicht steif hin, und achten Sie bewusst auf Ihren Atem. Folgen Sie ihm bewusst, lassen Sie ihn einfach geschehen ohne jeden Versuch, ihn zu regulieren. Spüren Sie in Ihren Atem hinein und folgen Sie ihm, während er ein- und ausströmt. Versuchen Sie, in dieser Weise drei Minuten lang ganz bei
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