Gesund durch Meditation
Muskeln buchstäblich ein Loslassen statt. Sie werden locker, und angestaute Spannungen lösen sich. Diesen Vorgang kann man durch die Vorstellung unterstützen, dass man mit jedem Ausatmen alle Anspannung und damit verbundene Erschöpfungsgefühle aus dem Körper
ausströmen
lässt und ihm mit jedem Einatmen neue Energie und Lebenskraft zuführt.
Im Rahmen des MBSR wird der Body-Scan während der ersten vier Wochen intensiv geübt. Er ist die erste formale Achtsamkeitsübung, die unsere Patienten in der Klinik über einen längeren Zeitraum hinweg praktizieren. Gemeinsam mit der Atembeobachtung bildet er die Grundlage für alle weiteren Meditationstechniken, einschließlich der Sitzmeditation. Beim Body-Scan lernen die Patienten, die Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum hinweg gezielt auf etwas zu richten, und er ist die erste Technik, mit der sie systematisch arbeiten, um mentale Stabilität (Konzentration), Stille und Achtsamkeit in sich zu pflegen und weiterzuentwickeln. Viele erleben durch diese Übung im Rahmen der Meditationspraxis zum ersten Mal in ihrem Leben wirkliches Wohlbefinden und ein Gefühl von Zeitlosigkeit. Der Body-Scan ist für jeden ein hervorragender Einstieg in die formale Achtsamkeitsmeditation, für die in Kapitel 10 ein Übungsplan vorgestellt wird. Besonders wertvoll ist das Verfahren für Menschen, die unter chronischen Schmerzen leiden oder andere körperliche Einschränkungen haben, durch die sie mehr oder weniger bettlägerig sind. Für einen Krankenhausaufenthalt gilt das natürlich ebenso.
Während der ersten zwei Programmwochen üben unsere Patienten den Body-Scan mindestens einmal täglich an sechs Tagen in der Woche anhand der Übungs- CD s (Set 1 , CD 1 ), was bedeutet, täglich fünfundvierzig Minuten langsam den ganzen Körper durchzugehen. In den darauffolgenden zwei Wochen arbeiten sie im täglichen Wechsel mit dem ersten Teil der Yoga-Übungen ( CD 2 : achtsamer Yoga im Liegen). Falls sie körperlich dazu nicht in der Lage sind, bleiben sie beim täglichen Body-Scan. Sie folgen Tag für Tag denselben geführten Meditationen, ebenso wie es objektiv betrachtet auch jeden Tag »derselbe« Körper bleibt. Die Herausforderung besteht nun aber gerade darin, mit dem Geist des Anfängers an die Aufgabe heranzugehen, so als sei es Mal für Mal die erste Begegnung mit dem eigenen Körper. Und das bedeutet, ihn in jedem Augenblick neu zu erfahren und sich von allen Erwartungen und gedanklichen Konzepten zu lösen, einschließlich des Gedankens daran, wie es uns gestern mit ihm ergangen ist. Jede Meditationssitzung ist anders, auch wenn die Anleitung dieselbe bleibt. Und jedes Mal, wenn wir uns zur Übung begeben, sind auch wir selbst anders.
Es gibt eine Reihe von Gründen, warum wir gerade den Body-Scan in den ersten Wochen des MBSR -Programms einsetzen. Zum einen wird er im Liegen ausgeführt, was ihn bequemer und damit praktikabler macht als eine Übung, bei der man fünfundvierzig Minuten lang mit geradem Rücken sitzt. Vielen Teilnehmern fällt es vor allem zu Beginn im Liegen leichter, loszulassen und sich tief zu entspannen. Außerdem wird der innere Heilungsprozess beträchtlich gefördert, wenn man die Fähigkeit erwirbt, die Aufmerksamkeit gezielt in jedem beliebigen Körperteil zu plazieren und dort positive mentale Kräfte in der Form von Zuwendung, Wohlwollen, Güte oder Akzeptanz hinzulenken. Dazu ist eine gewisse Sensibilität für den Körper und Vertrautheit mit den jeweiligen Empfindungen in den verschiedenen Körperbereichen nötig. Zusammen mit der Atembeobachtung ist der Body-Scan das perfekte Mittel, um diese Art von Sensibilität und Vertrautheit zu entwickeln und weiter zu verfeinern. Einer nicht geringen Zahl von Teilnehmern an unseren MBSR -Kursen ermöglicht der Body-Scan seit vielen, vielen Jahren die erste positive Erfahrung mit ihrem Körper.
Schmerzen beim Body-Scan
Als besonders wirkungsvoll erweist sich der Body-Scan bei Schmerzzuständen und anderen körperlichen Einschränkungen. Nehmen wir zum Beispiel chronische Rückenschmerzen. Sie legen sich auf den Rücken, wollen die Übung beginnen, aber die Rückenschmerzen lassen Sie keine angenehme Lage finden. Trotzdem beginnen Sie mit der Atembeobachtung. Sie versuchen, in die Zehen des linken Fußes hinein- und dann wieder aus ihnen herauszuatmen, aber die Rückenschmerzen ziehen immer wieder Ihre Aufmerksamkeit auf sich, und es gelingt Ihnen nicht, sich auf eine andere Körperregion zu
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