Gesund durch Meditation
Nicht-Erzwingens. Wie wir in Kapitel 13 noch sehen werden, betrachten wir die Reinigung dabei als etwas, das ohne unser Zutun geschieht.
Nach einiger Zeit regelmäßigen Übens gelingt es uns, unseren Körper als eine Ganzheit zu begreifen, die sich im Hier und Jetzt verwirklicht. Dieses Gefühl von Ganzheit kann jeder Mensch erfahren, gleichgültig, wie sehr er körperlich beeinträchtigt und eingeschränkt ist. Auch wenn Teile des Körpers erkrankt sind oder schmerzen und selbst nach dem Verlust eines Körperteils ist es möglich, zu dieser Erfahrung der ursprünglichen und wesenhaften Ganzheit und Vollständigkeit unserer selbst zurückzufinden. Lassen Sie beim Body-Scan einfach alles ausströmen, was ausströmen will. Nichts wird forciert, weder die innere Reinigung noch das Ausströmen oder das Loslassen.
Akzeptanz und Nicht-Erzwingen beim Body-Scan
Die Hauptsache beim Body-Scan ist eine gleichbleibende Aufmerksamkeit, mit der man so gut es geht Augenblick für Augenblick den Atem spürt und nach und nach den ganzen Körper von den Zehen bis zum Scheitel durchgeht. Wir tun dies so behutsam wie nur möglich, ohne irgendetwas erzwingen oder vermeiden zu wollen. Viel wichtiger als die Vorstellung der Ausleitung von Spannungen oder der Zufuhr neuer Energie über den Atem sind die Qualität unseres Gewahrseins und die Bereitschaft, einfach nur zu spüren, was spürbar ist, und es so, wie es ist, zu akzeptieren.
Vom Standpunkt der Meditation können wir allein durch das Annehmen der realen Gegenwart, wie schmerzlich oder beängstigend oder unerwünscht diese auch sein mag, Wandlung, Heilung und Entwicklung erfahren. Wie wir noch in Teil II »Paradigmenwechsel« sehen werden, lassen sich neue Möglichkeiten als etwas auffassen, das in der Realität des gegenwärtigen Augenblicks bereits
enthalten
ist. Zur
Ent-Deckung
und Entfaltung dieser Dimension müssen wir nur eins tun: sie in uns pflegen.
Wenn dies zutrifft, brauchen Sie nicht zu versuchen, mit Hilfe des Body-Scans oder einer der anderen Achtsamkeitsübungen irgendwohin zu gelangen. Sie müssen nur wirklich dort sein, wo Sie schon sind, sich das Hier und Jetzt bewusst machen, um es zu
verwirklichen.
So gesehen
gibt es tatsächlich kein anderes Ziel,
und unsere Bemühungen, an einen anderen Ort zu gelangen, erscheinen als ein Irrtum, der zwangsläufig zu Enttäuschung und Misserfolg führt. Jedoch kann es nicht misslingen, dort zu sein, wo man schon ist, nämlich im Hier und Jetzt. Daher können Sie auch in Ihrer Meditationsübung nicht scheitern, wenn Sie bereit sind, die Dinge so zu nehmen, wie sie jetzt sind.
Echte Meditation geht über das Konzept von Erfolg und Misserfolg hinaus. Gerade deswegen ist sie ein machtvolles Instrument der Entwicklung, Wandlung und Heilung. Das bedeutet nicht, dass Sie in Ihrer Meditationsübung keine Fortschritte machen können oder keine Fehler, die die Übung in ihrem Wert beeinträchtigen. Meditation verlangt sehr wohl ein gewisses Maß an Anstrengung. Diese Anstrengung zielt jedoch nicht darauf, einen bestimmten Zustand zu erreichen – sei es Entspannung, Schmerzfreiheit, Genesung oder geistige Klarheit. All dies stellt sich durch fortgesetztes Üben von selbst ein, weil es als Möglichkeit in jedem beliebigen Augenblick angelegt ist. Daher ist jeder Augenblick gleichermaßen gut geeignet, seine Gegenwart zu spüren. So gesehen gibt es nichts Sinnvolleres, als jeden Augenblick so, wie er sich entfaltet, anzunehmen, ihn bewusst in seiner Fülle zu erfahren und ihn dann wieder loszulassen.
Sollten Sie unsicher sein, ob Sie »richtig« meditieren oder nicht, so gibt es einen einfachen Test: Wenn Sie bemerken, wie Ihre Gedanken um bestimmte Ziel- oder Wunschvorstellungen kreisen, um bereits Erreichtes, um »Erfolg« oder »Misserfolg«: Gelingt es Ihnen dann, jeden dieser Gedanken, während Sie ihn beobachten, als einen Aspekt Ihrer Realität zu würdigen, wie sie sich in diesem Augenblick zeigt? Können Sie ihn deutlich als Gedankenimpuls, als Wunsch oder Bewertung erkennen, im Hier und Jetzt zulassen und loslassen, ohne ihm nachzuhängen, ihn von Ihrer Kraft zehren zu lassen und sich selbst darüber zu verlieren? Dies ist der Weg, um echte Achtsamkeit zu entwickeln.
Der täglich geübte Body-Scan dient also im Grunde nicht der inneren Reinigung des Körpers, nicht seiner Befreiung von belastenden Dingen und nicht einmal der Entspannung oder Seelenruhe. Dies mögen die Beweggründe sein, die uns ursprünglich zur
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