Gesund durch Meditation
des Körpers. In der Werbung wird der Körper benutzt, um alles Mögliche zu verkaufen, von Autos über Smartphones bis hin zu Bier. Warum ist das so? Die Werbung macht sich unsere starke Prägung auf bestimmte, dem jeweiligen Lebensalter entsprechende Idealtypen zunutze. Wir identifizieren uns mit den Darstellungen attraktiver Frauen und Männer, die uns die Idee eines besonderen Lebensgefühls, von Wohlbefinden, Jugendlichkeit oder Glück vermitteln sollen.
Die Sorge um das eigene Aussehen wurzelt in einer tiefen Verunsicherung in Bezug auf den eigenen Körper. Viele von uns sind in einem Gefühl von Befangenheit aufgewachsen, hielten sich für unansehnlich und lehnten ihren Körper aus dem einen oder anderen Grund ab. Für gewöhnlich gab es ein bestimmtes »Idealaussehen«, dem jemand in unserer Umgebung entsprach und wir selbst nicht – ein Thema, das uns gerade in der Jugend fieberhaft beschäftigt. Entsprach unser Aussehen nicht dem Ideal, waren wir wie besessen von der Frage, wie wir es dennoch erreichen oder unsere Mängel wenigstens kompensieren können, oder wir waren von der Unmöglichkeit, »richtig« zu sein, einfach entmutigt. Vielen ist es irgendwann in ihrem Leben schon so ergangen, dass ihre
physische Erscheinung
für sie größte soziale Bedeutung erlangte und sie sich ungenügend und minderwertig mit dem Bild fühlten, das sie von sich selbst gewonnen hatten.
Früher oder später lassen wir die jugendlichen Krisen hinter uns, doch die Unsicherheit bleibt. Tief im Innern fühlt man sich zu klein, zu groß, zu dick, zu dünn, zu alt oder zu hässlich, als gäbe es für den Körper eine perfekte Form, eine Maßgabe, wie er zu sein hat. So fühlen wir uns niemals wirklich wohl in unserer Haut, und wir haben Probleme damit, andere Menschen zu berühren oder uns berühren zu lassen, und folglich auch mit Intimität. Eine Misere, zu der sich mit zunehmendem Alter noch das Bewusstsein körperlichen Abbaus und das unaufhaltsame Dahinschwinden des jugendlichen Aussehens gesellen. Derartige Nöte entstehen überhaupt erst aufgrund einer beschränkten Körperwahrnehmung, und erst wenn diese sich verändert, können sich auch die negativen Gefühle in Bezug auf den Körper ändern. Es sind unsere
Gedanken über
unseren Körper, die das Spektrum der Gefühle einschränken, die wir uns überhaupt zugestehen.
Wenn wir unsere Energie einmal darauf richten, unseren Körper wirklich zu
spüren,
und uns davor hüten, in das urteilende
Denken über
den Körper zu verfallen, können sich unser ganzes Körpererleben und das Erleben unserer selbst in radikaler Weise verwandeln. Zunächst einmal ist es ganz erstaunlich, wozu unser Körper imstande ist! Er kann sich aufrichten, gehen, sprechen und nach etwas greifen; er kann Entfernungen abschätzen, Nahrung verdauen und Dinge durch Ertasten erkennen. Normalerweise halten wir diese Fähigkeiten für vollkommen selbstverständlich und wissen sie kaum zu schätzen, bis wir krank werden oder uns verletzen. Dann begreifen wir plötzlich, wie schön es war, Dinge tun zu können, zu denen wir jetzt nicht mehr in der Lage sind. Sollten wir also nicht, bevor wir uns das nächste Mal einreden, unser Körper sei
zu sehr
dies oder
zu wenig
jenes, uns dem Aspekt öffnen, wie wunderbar es ist, überhaupt einen Körper zu haben, egal, wie er aussieht oder in welcher Verfassung er gerade ist?
Dazu spüren wir achtsam in den Körper hinein, ohne Urteile zu fällen. Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das sanfte Auf und Ab der Bauchdecke oder das Ein- und Ausströmen des Atems durch die Nasenlöcher lenken, stimmen Sie sich auf eine Gefühlsebene ein, auf der das Leben selbst über Ihre Körperfunktionen spürbar wird. Normalerweise blenden wir diese Gefühlsebene aus, weil sie ja immer da ist. Stimmen Sie sich aber auf sie ein, erlangen Sie im selben Moment Ihr eigenes Körper- und Lebensgefühl zurück und werden im wahrsten Sinne des Wortes wirklicher und lebendiger. Sie leben Ihr Leben im Hier und Jetzt, sind seiner in jedem Augenblick gewahr, sind für es, mit ihm und in ihm präsent. Ihr Erleben ist erneut
im Körper verankert.
Die Body-Scan-Meditation
Eine sehr wirksame Meditationstechnik, die wir im Rahmen des MBSR einsetzen, um den Kontakt mit dem Körper wiederherzustellen, ist der sogenannte Body-Scan, bei dem man den ganzen Körper intensiv bis ins kleinste Detail erspürt. Mit Hilfe dieser Methode entwickelt man eine bessere Konzentration und zugleich eine
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