Gesund durch Meditation
So ist er eher bereit, bei jedem Schritt im Hier und Jetzt zu bleiben, bei den Empfindungen in den Fußsohlen und dem Gespür für den ganzen Körper in Verbindung mit dem Bewegungsrhythmus des Atems.
Es kann auch sinnvoll sein, für eine Weile zunächst nur auf Füße und Beine zu achten. Wird die Konzentration stabiler, kann man den Wahrnehmungsradius auf das Erlebnis des gesamten Bewegungsablaufs, das heißt des ganzen Körpers in Bewegung, und auf die Atmung erweitern. Aber noch mehr lässt sich in die ganzheitliche Wahrnehmung beim Gehen einbeziehen: der feine Luftstrom im Gesicht und auf der übrigen Haut, der sich wandelnde Anblick des Raumes und der Gegenstände in ihm oder die Geräusche um uns herum. Es ist immer ein und dasselbe Gewahrsein, das all diese Eindrücke einschließen kann.
Das achtsame Gehen lässt sich in jedem Tempo üben. In der Klinik üben wir es manchmal sehr langsam, zuweilen mit nur einem Schritt pro Minute, weil es so möglich ist, in jedem Augenblick jeder Bewegung wirklich zu folgen. Wir üben das Gehen aber auch in normalerem Tempo und während des ganztägigen Seminars in der sechsten Programmwoche (siehe Kapitel 8 ) in einer sehr schnellen Gangart. Dabei geht es darum, auch bei einer schnellen Bewegungsabfolge achtsam zu bleiben, wobei es nicht so leicht ist, Schritt für Schritt bewusst mitzuvollziehen. In diesem Fall kann man darauf achten, wie sich der Körper als Ganzes durch den Raum bewegt. Auf diese Weise kann man achtsam sein, selbst wenn man in Eile ist. Man muss sich nur daran erinnern.
Zu Beginn der formalen Gehmeditation ist es sinnvoll, sich einen bestimmten Zeitrahmen zu setzen, zum Beispiel zehn Minuten, und einen Ort zu wählen, an dem man ungestört langsam auf und ab gehen kann. Sie können die Achtsamkeit leichter stabil halten, wenn Sie sich auf
einen
der Aspekte des Gehens konzentrieren, anstatt von einem zum anderen zu wechseln. Wenn Sie also zum Beispiel auf Ihre Füße achten wollen, dann experimentieren Sie während der gesamten Übung mit der Beobachtung der Füße, anstatt von dort zur Beobachtung des Atems, der Beine oder des gesamten Bewegungsablaufs überzugehen. Andere Leute mögen es seltsam finden, wenn da jemand ohne ersichtlichen Grund auf und ab geht, noch dazu betont langsam. Daher sollten Sie die Übung an einem eher unbeobachteten Platz ausführen, zum Beispiel in Ihrem Wohn- oder Schlafzimmer. Wählen Sie ein Schritttempo, das größtmögliche Aufmerksamkeit gestattet. Das mag von Fall zu Fall verschieden sein, sollte aber im Allgemeinen unter dem Ihrer normalen Gangart liegen.
Wenn Sie mit der formalen Gehmeditation ein wenig Erfahrung gesammelt haben, werden Sie feststellen, dass Sie das achtsame Gehen in den verschiedensten Situationen ganz leicht auch auf nichtformale Art üben können. Sie werden immer wieder in die Lage kommen, eine Distanz zu Fuß zurücklegen zu müssen, ob Ihnen dies nun lieb ist oder nicht. Das sind wunderbare Gelegenheiten, sich den Vorgang des Gehens bewusst zu machen. Was ein lästiges, unbewusst absolviertes Pensum war, verwandelt sich so in intensives und bereicherndes Tun. Wenn Sie zum Beispiel zu Fuß unterwegs sind, um Einkäufe oder Besorgungen zu machen, können Sie auf Ihren Gängen durch die Stadt kontinuierliche Achtsamkeit üben. Häufig genug stehen wir wie unter einem Zwang, ein solches Routineprogramm möglichst schnell Punkt für Punkt abzuhaken. Es kann ermüdend oder sogar deprimierend sein, wenn wir darin nur ein monotones Tun sehen, das uns immer wieder an die ewig gleichen Plätze führt. Der Geist verlangt nach Abwechslung. Erledigen wir diese Routinegänge aber mit Achtsamkeit, durchbrechen wir den Autopilotmodus. In die Routine kehrt Leben zurück, unser Tun wird wieder interessant, und wir sind nachher ausgeglichener und weniger erschöpft.
Meistens übe ich das achtsame Gehen im Alltag, indem ich mich auf das Erlebnis des gesamten Bewegungsablaufs und der Atmung konzentriere. Man kann in normalem Tempo gehen oder sich bewusst ein wenig »bremsen«, um intensiver auf seine Schritte zu achten. Niemand wird Ihnen etwas ansehen, aber Ihre innere Verfassung kann sich dadurch entscheidend verwandeln. Viele unserer Patienten gehen regelmäßig spazieren, um sich fit zu halten, und genießen es weit mehr, wenn sie sich dabei darin üben, bei jedem Schritt bewusst auf ihren Atem zu achten, auf die Bewegung ihrer Beine und darauf, wie sie ihre Füße setzen. Manche beginnen mit dieser
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