Gesund durch Meditation
die eigenen Grenzen behutsam, liebevoll und in respektvoller Haltung dem eigenen Körper gegenüber zu erforschen, nicht darum, ihn zu bezwingen, um in der nächsten Saison eine bessere Figur im Badeanzug zu machen. Mit der regelmäßigen Übung ergibt sich das bessere Aussehen von selbst. Wer jedoch dazu tendiert, über die eigenen Grenzen hinauszugehen, anstatt so entspannt wie möglich mit diesen Grenzen zu arbeiten, kann sich selbst schaden. Dann fühlt man sich zurückgeworfen und entmutigt. Oder man macht die Yoga-Übungen verantwortlich und erkennt nicht, dass es die eigene Haltung des Erzwingens war, die es einen hat übertreiben lassen. Manche Menschen geraten hier in einen Teufelskreis. In Perioden des Hochgefühls und des Enthusiasmus entwickeln sie einen Übereifer, dem dann eine Phase der Entmutigung und völliger Untätigkeit folgt. Wer diese Tendenz hat, sollte also besonders aufmerksam sein und sich stets in einem gemäßigten Bereich bewegen.
Ruhen Sie sich zwischen den Asanas aus. (Aus Gründen der Übersichtlichkeit haben wir in den Übungsabfolgen der Abbildungen 3 und 4 auf die Darstellung dieser Ruhepausen verzichtet.) Bleiben Sie, je nach Übung, auf dem Rücken in der »Totenstellung« liegen, oder nehmen Sie eine andere bequeme Haltung ein. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit Augenblick für Augenblick auf den ein- und ausströmenden Atem. Spüren Sie, wie sich die Bauchdecke sanft wölbt und wieder zur Wirbelsäule hin senkt. Spüren Sie, während Sie auf dem Rücken liegen, wie sich die Anspannung in den Muskeln löst, wie Sie mit jedem Ausatmen tiefer und tiefer in die Decke oder Matte einsinken.
Auf ähnliche Weise können Sie sich in den Ruhepausen zwischen Asanas entspannen, die im Stehen ausgeführt werden (Abbildung 4 ). Spüren Sie den Kontakt Ihrer Fußsohlen mit dem Boden, und lassen Sie bei jedem Ausatmen die Schultern absinken. Ob Sie liegen oder stehen, werden Sie mit der Entspannung Ihrer Muskeln aller Gedanken, die sich einstellen, gewahr. Lösen Sie sich von ihnen, und lassen Sie sich weiter von der Wellenbewegung Ihres Atems tragen.
Im Zusammenhang mit den Yoga-Übungen gilt es, zwei allgemeine Regeln zu beachten. Die erste lautet, dass man bei jeder Beugebewegung des Rumpfes mit Kontraktion der Bauchmuskeln ausatmet, während man bei Streckbewegungen des Rumpfes mit Kontraktion der Rückenmuskeln einatmet. Hebt man beispielsweise in Rückenlage ein Bein (Abbildung 3 , Position 14 ), atmet man während des Hebens aus. Liegt man dabei auf dem Bauch (Abbildung 3 , Position 19 ), atmet man ein. Diese Regel zum Ein- oder Ausatmen gilt für die Bewegungsphase. Ist die Position erst einmal eingenommen, folgt man einfach weiter dem natürlichen Fließen des Atems.
Die zweite Regel lautet, dass jede Position lange genug beibehalten werden soll, um in ihr loszulassen. Lassen Sie sich sanft in jede Position hineingleiten, und verweilen Sie in ihr in vollem Gewahrsein, wenn auch anfänglich nur ein paar Atemzüge lang. Lassen Sie einzelne Positionen aus, wenn Ihnen Ihr Körper sagt, dass Sie sie jetzt noch vermeiden sollen. Wenn Sie große Mühe damit haben, in einer bestimmten Stellung zu verharren, versuchen Sie, ob es Ihnen gelingt, im Atemgewahrsein einen Ruhepunkt zu finden. Sie werden feststellen, dass Sie sich anfänglich an vielen Stellen unbewusst innerlich »festhalten«. Nach einer Weile jedoch wird Ihr Körper dies wahrnehmen, und Sie werden sich zunehmend entspannen und entweder tiefer in die Position versenken oder weiter in sie hinein ausdehnen können. Dehnen Sie sich mit jedem Einatmen ein wenig weiter in alle Richtungen der Position aus, und sinken Sie mit jedem Ausatmen ein wenig tiefer in sie hinein. Überlassen Sie sich dabei der Schwerkraft, die Ihnen hilft, Ihre augenblicklichen Grenzen zu erforschen. Versuchen Sie, in den Muskelpartien loszulassen, die im Moment unbeteiligt sind. Wenn Sie zum Beispiel Anspannung im Gesicht spüren, können Sie sich darin üben, es bewusst zu entspannen.
Arbeiten Sie bei den Übungen immer mit oder an den Grenzen Ihres Körpers, aber ohne über sie hinauszugehen. Beachten und erforschen Sie dabei sehr bewusst die Grenze zwischen dem, was Ihrem Körper möglich ist, und wo er sagt: »Nicht weiter!« Vermeiden Sie unter allen Umständen, mit einer Streckung oder Dehnung bis zur Schmerzgrenze zu gehen. Wenn Sie sich an die Grenzen Ihres Körpers heranarbeiten, ist ein gewisses Maß an Unbehagen unvermeidlich. Sie müssen sich jedoch
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