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Gesund durch Meditation

Gesund durch Meditation

Titel: Gesund durch Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Kabat-Zinn
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Meditationssitzung eröffnet. Das Gemurmel im Raum legt sich etwas, bis es schließlich ganz verstummt. Wenn einhundertundzwanzig Menschen die Meditationshaltung einnehmen und ihre Aufmerksamkeit auf ihren Atem richten, ist es wie ein Anschwellen von Stille, das mich jedes Mal bewegt.
    Auf diese Weise beginnen an diesem herrlichen Samstagmorgen sechs Stunden stiller Achtsamkeitsübung. Jeder von uns könnte sich an diesem Tag ebenso gut anderen Dingen widmen, aber wir alle haben beschlossen, hier zusammen zu sein, um mit Körper und Geist zu arbeiten, um einen ganzen Tag lang jeden Augenblick aufmerksam zu sein und um unsere Fähigkeit zur inneren Stille zu schulen und zu vertiefen. Wir verweilen in offenem Gewahrsein gegenüber allem, was sich im Innen oder Außen ereignen mag, entspannen uns in unser Selbstsein hinein, sind einfach nur präsent.
    Schon unsere Anwesenheit bedeutet, dass wir unser Leben für diesen einen Tag drastisch vereinfachen, erklärt uns Saki nach unserer ersten Meditationssitzung. Durch unseren Entschluss, hier zu sein, haben wir uns zugleich entschieden, nicht wie sonst herumzujagen, um all das zu tun, womit wir üblicherweise an Wochenenden beschäftigt sind, wie Besorgungen, Hausputz, Ausflüge oder Arbeit. Um aber mit dieser Vereinfachung noch weiterzugehen und uns Gelegenheit zu geben, noch mehr von diesem ganz besonderen Tag zu profitieren, geht Saki mit uns nun einige »Grundregeln« durch, unter anderem völliges Schweigen und das Vermeiden von Blickkontakt. Diese Regeln, so erklärt Saki, erleichtern es, die Meditation zu vertiefen und die ganze Energie auf die Übung der Achtsamkeit zu richten.
    In sechs Stunden »konzentrierten Nicht-Tuns«, in denen wir nichts »tun« als sitzen, gehen, liegen, uns strecken und unser Mahl zu uns nehmen, können sehr verschiedene und ausgesprochen intensive Gefühle aufsteigen, vor allem dann, wenn wir bewusst auf die üblichen Ventile und Ablenkungsmanöver wie Plaudern, Aufstehen und Herumlaufen, Geschäftigkeit, Lesen oder Radiohören verzichten. Wir weisen gerne darauf hin, dass alle Gefühle und Empfindungen, die sich einstellen, tatsächlich für uns zum »Programm« des Tages werden, einfach weil sie jetzt da sind und sich uns damit als etwas präsentieren, womit wir arbeiten können. Für einige der Teilnehmer ist das Seminar von Anfang an eine erfreuliche Sache, während für andere vielleicht gerade die Augenblicke von Entspannung und Frieden mit weniger angenehmen Gefühlen verknüpft sind. So können – unter Umständen anhaltende – Schmerzzustände auftreten, aber auch emotionale Nöte oder Widerstände wie Angst, Langeweile oder Reue über die Teilnahme am Seminar, weil dafür auf anderes verzichtet werden musste. All das wird für uns Teil des »Curriculums«.
    Saki rät uns, an diesem Tag einfach nur zu beobachten, was sich in uns abspielt, und unsere Gefühle und Empfindungen in jedem Moment so, wie sie sind, anzunehmen. Wir besprechen sie nicht mit dem Teilnehmer neben uns, um diesen nicht in seinem Erleben zu stören und auch, um uns nicht in unsere eigenen Emotionen hineinzusteigern. Das Schweigegebot und das Verbot von Blickkontakt, so Saki, unterstützen diese akzeptierende Innenschau. Auf diese Weise sind wir besser in der Lage, uns auf den wirklichen Wechsel unserer Stimmungen und körperlichen Befindlichkeiten einzulassen. Wir können uns jetzt weder beklagen noch uns darüber austauschen, wie es uns mit all dem ergeht und wie uns dabei zumute ist. Was wir aber tun können, ist, uns darin zu üben, in Stille
mit dem zu sein, was ist,
und innerlich willkommen zu heißen, was immer dabei auftauchen mag. Was wir in den vergangenen sechs Wochen in den MBSR -Kursen geübt haben, wenden wir jetzt in ausgedehnter und konzentrierter – und möglicherweise auch besonders »stressiger« – Form an.
    Saki erinnert uns daran, dass wir uns an diesem Tag der Achtsamkeit und der Einkehr in uns selbst bewusst die Zeit nehmen, um genau diesen Prozess zu ermöglichen. Es ist eine Zeit, die uns aufgrund unserer Geschäftigkeit, aufgrund der Verwicklungen und Pflichten des Alltags sonst kaum bleibt. Genau besehen nehmen wir sie uns oft auch einfach deshalb nicht, weil es uns widerstrebt, unserem Sein Beachtung zu schenken, vor allem dann, wenn es uns nicht gutgeht. Stille ist etwas, das wir allgemein gerne vermeiden. Sobald wir also über »freie Zeit« verfügen, sind wir geneigt, sie mit Beschäftigungen zu füllen, mit etwas, das

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