Gesund durch Meditation
menschlichen Gemeinschaften vorwiegend Gelegenheiten zur Prestigepflege und Stärkung ihrer Position. Stoßen sie auf Umstände, die sie in ihrem Machtgefühl beeinträchtigen, reagieren sie mit Unmut und fühlen sich von anderen bedroht und abgelehnt. Mit dieser Haltung werden sie schneller krank als andere Menschen, die von diesem Motivationsmuster frei sind.
Als Pendant dazu ermittelte McClelland ein entgegengesetztes Motivationsprofil, das eine erhöhte Widerstandskraft oder auch Resistenz gegenüber Erkrankungen verleiht und das er die
entspannte Zugehörigkeitsmotivation (unstressed affiliation motivation)
nannte. Menschen, die dieses Merkmal in hoher Ausprägung besitzen, haben ein großes Bedürfnis nach Zusammengehörigkeit. Sie fühlen sich zu anderen hingezogen, suchen den freundschaftlichen Kontakt und das Erlebnis gegenseitiger Sympathie, aber nicht als Mittel zum Zweck (wie es für die negativ denkende Typ-A-Persönlichkeit charakteristisch ist), sondern um der Sache selbst willen. Es fällt ihnen leicht, sich mit ihrem Bedürfnis nach Geselligkeit offen zu zeigen, weil sie nicht unter dem Druck stehen, eine potenziell bedrohte Machtposition verteidigen zu müssen. In einer Studie mit Studenten zeigte sich, dass die Probanden mit überdurchschnittlich hohen Macht-Motivations-Werten auch von einer höheren Anzahl von Erkrankungen betroffen waren. Die Studenten mit überdurchschnittlich hohen Werten bei der Zugehörigkeitsmotivation hatten die wenigsten Krankheiten durchgemacht.
Einmal mehr finden sich, wie zuvor bei der Stressresistenz und dem Sinn für Zusammenhalt, klare Anhaltspunkte dafür, dass die Art und Weise, wie ein Mensch sich selbst und die Welt wahrnimmt, einerseits eine Krankheitsdisposition schaffen, andererseits aber auch wirksam vor Krankheit schützen kann. Die Tatsache, dass wir im MBSR -Training bei allen genannten Bezugsgrößen positive Veränderungen sehen, bestätigt die Aussagen unserer Patienten über ihre Erfahrungen mit MBSR . Immer wieder berichten sie uns von dem anhaltenden positiven Einfluss auf ihr Eigen- und Weltbild und ihrer größeren Fähigkeit, sich selbst und anderen zu vertrauen.
Der Einfluss sozialer Faktoren auf die Gesundheit
Es gibt zahlreiche Hinweise, dass auch soziale Faktoren, die mit psychologischen Faktoren natürlich eng verknüpft sind, die Gesundheit stark beeinflussen. Wie schon seit langem bekannt ist, sind gesellschaftlich isoliert lebende Menschen seelisch und körperlich oft weniger gesund und leben weniger lang als gesellschaftlich aktive und kontaktfreudige Personen. Bei allen Todesursachen bilden in allen Altersgruppen Alleinstehende gegenüber Verheirateten die statistisch größere Gruppe. Unseren sozialen Bindungen scheint also etwas innezuwohnen, das für unsere Gesundheit von grundlegender Bedeutung ist. Das leuchtet auch unmittelbar ein, denn es ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis, sich als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen, deren Unterstützung zu erfahren und sich mit anderen in sinngebender Weise verbunden zu wissen.
James Lynch von der University of Maryland, Autor des Sachbuchklassikers
Das gebrochene Herz,
hat durch Untersuchungen mit Patienten auf einer Intensivstation zeigen können, dass unter solchen stark belastenden Bedingungen Körperkontakt mit einem anderen Menschen oder auch dessen bloße Anwesenheit eine beruhigende und stabilisierende Wirkung auf die Herzfunktion hat. In neuerer Zeit haben David Creswell und seine Mitarbeiter von der Carnegie Mellon University und der University of California, Los Angeles, nachweisen können, dass die Teilnahme an einem MBSR -Programm der Vereinsamung älterer Menschen entgegenwirkt, während dies bei anderen Programmen, die eigens auf die Erweiterung des sozialen Netzes zielen, nicht der Fall war. Die Studie ergab, dass allein aufgrund der Teilnahme am Programm sich bei den Probanden nicht nur das Ausmaß der sozialen Isolation verringerte, sondern – auf physiologischer Ebene – auch die Produktion proinflammatorischer Zytokine abnahm, eines Proteins, das als Entzündungsindikator mit vielen Krankheitsvorgängen im Körper in Zusammenhang steht.
In einer anderen klassischen Studie konnte James Lynch nachweisen, dass Menschen, die ein Haustier haben, nach einem Herzinfarkt länger als andere Infarktpatienten leben. Allein die Anwesenheit eines freundlichen Tieres wirkt offenbar blutdrucksenkend. All diese Befunde zeigen deutlich genug, dass
Bezogenheit
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