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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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William Ewart Gladstone und Clem Attlee nicht gekämpft.»
    «Ja? Na so was.»
    «Was die großen Reform-Bills dem britischen Volk im letzten Jahrhundert errungen haben, das werden wir den Arbeitern im St. Swithin heute erringen. Und zwar, daß sie ein Wort bei den Entscheidungen, die ihr Leben bestimmen, mitzureden haben. Ich sehe meine Pflichten als Vertrauensmann weit mehr auf erzieherischem denn auf exekutivem Gebiet. Ich bestelle die Gründerhalle für heute abend. Was für eine Zeit ist günstig? Sieben Uhr?»
    «Da kommt niemand», erklärte Harold finster. «Schon gar nicht, wenn’s was Spannendes im Fernsehen gibt.»
    «Ich werde sie schon dazu bringen, daß sie kommen», sagte Pip mit Nachdruck. «Ich geh durchs ganze Spital und schreie: »
    «Damit wirst du dich bei diesem Wetter da drunten nicht beliebt machen», brummte Harold. «An den Nachmittagen dösen die meisten vor sich hin.»
    Einige Minuten später klopfte Pip respektvoll an die Tür von Mr. Grouts Büro im ersten Stock.
    «Wenn sich’s um die Schießscheibe handelt», sagte Mr. Grout, als Pip eintrat, «so muß ich Ihnen mitteilen, daß Mr. Clapper heute nachmittag spielen gegangen ist - will sagen, er spielt eine große Rolle bei einer äußerst wichtigen Konferenz in Sunningdale.»
    «Ich möchte eine Versammlung der OHA einberufen.»
    «Das dürfte auf keine administrativen Schwierigkeiten stoßen.» Mr. Grout griff in sein verglastes Bücherregal. «Lassen Sie mich im
    Whitley-Council-Handbuch nachschlagen... Paragraph eins: Welche Punkte beabsichtigen Sie zu behandeln?» fragte er aufblickend. «Sie sollten mir zuerst zur Billigung vorgelegt werden, doch darf diese meine Erlaubnis zur Bekanntgabe nicht unnötig hinausgezögert werden.»
    «Eigentlich werden wir gar keine Zeit für irgendeine Tagesordnung haben», sagte Pip zögernd. «Ich brauche die Gründerhalle für heute abend neunzehn Uhr.»
    «Es wird nicht ausdrücklich verlangt, daß Sie die Punkte nennen», sagte Mr. Grout und starrte weiter in sein Handbuch. «Na schön, dann geht ja alles in Ordnung.»
    «Da wäre nur noch eines -»
    «Ja?»
    «Wieso werden Privatpatienten in Anstalten des Volksgesundheitsdienstes behandelt?»
    «Auf Grund des Abschnitts fünf der 1946 verfügten Volksgesundheitsdienstordnung, ergänzt durch den 1968 verfügten Parlamentsbeschluß bezüglich Volksgesundheitsdienstes und allgemeiner Wohlfahrt. Die anfallenden Honorare für die praktischen Ärzte der allgemeinen und der Zahnheilkunde wurden festgesetzt im Zirkular S I 1966 Strich eins fünf fünf drei auf Wiedersehen», sagte Mr. Grout und entließ seinen Besucher durch fortgesetztes Starren auf die Löschmappe.
    Als Pip, seine Botschaft verkündigend, die Tour durch das Spital machte, entdeckte er rasch, daß Harold Sapworth die Einstellung seiner Herde präzise vorausgesagt hatte. Viele Gewerkschaftsmitglieder verstanden ausschließlich die Sprachen Kontinentaleuropas oder Asiens. Von den Landsleuten fragten die meisten, wer ihnen nach Arbeitsschluß die Busfahrt zurück ins Spital zahlen würde; bekämen sie von diesem verdammten Platz nicht genug zu sehen? Pip erklärte, daß die OHA zu einem leuchtenden Beispiel tätiger Demokratie werden müsse, wie einst die Städte des alten Attika. Die Landsleute erwiderten, das lasse sie eiskalt, solange nicht ihre nächste Lohnerhöhung bewilligt sei.
    Der sehr arbeitsreiche Nachmittag eilte dahin. Pip wünschte, er hätte seine Uhr noch besessen.
    Auch der Institutsvorstand des St. Swithin hatte etliches zu tun. Um ein Viertel vor neunzehn Uhr erklärte er in aufrechter Haltung: «Sehr verehrte Oberin, meine lieben Schwestern und Schwesternschülerinnen, glückliche Preisträgerinnen! Selbst in diesem Augenblick des Jubels ist es an uns, zu fragen: In was für eine Zukunft lächelt ihr denn hinein, ihr unschuldigen Mädchengesichter? Was für einer Zukunft blicken wir schließlich alle entgegen? Henry Francis Lyte hat die nachdenklich stimmenden Worte gesprochen: Ich kann jedenfalls zur Rechten und zur Linken nichts sehen als Katastrophen. Vernichtende, unausweichliche Katastrophen. Für unser Land und für die ganze Welt. Das hehre Gebäude unseres Rechts ist durch moderne, rohe Gewalttätigkeit niedergerissen worden wie...

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