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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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jahrelang als einen liebenswerten Schwachkopf toleriert, wie übrigens die ganze Familie, mit der verhängnisvollen, wenn auch verständlichen Ausnahme deiner in dich vernarrten Eltern. Jetzt hören Sie mir einmal zu, Miss Bristols.»
    Mit diesen Worten wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Schauspielerin zu. «Mögen Ihre Reize auch in jeder Untergrundbahnstation zur Schau gestellt sein, wo, wie ich bemerken möchte, das Publikum noch zusätzliche interessante Pornographien auf Ihr Konterfei malt -»
    «Tantchen Florrie!» schrie Pip. «Wenn ich vielleicht auch ein Schwachkopf bin, so habe ich mich dennoch der Aufgabe verschrieben, Arzt zu werden. Und das aus eigenen Kräften, wenn du nichts dagegen hast. Du hast mich und meine armen Eltern seit Jahren unbarmherzig herumkommandiert.»
    «Pip, du mußt versuchen, deine Mißlaune zu überwinden. Sonst äußerst du nur falsche und beleidigende Behauptungen, die du bald danach bedauern würdest. Miss Bristols, Sie mögen für gewisse Leute zum täglichen Brot gehören -»
    «Tantchen Florrie, du bist eine abgefeimte Heuchlerin.»
    Sie starrte ihn sprachlos an.
    «Ja, das bist du.» Pip war in voller Fahrt. «Eine scheinheilige Person. Du rühmst dich, eine aufopfernde Pflegerin zu sein. Und was tust du? Du leitest eine Neppklinik. Dieser Trakt hier verlangt atemberaubende Preise, und ich will dir sagen, warum. Weil der Volksgesundheitsdienst so miserabel geworden ist, daß die meisten Leute lieber jeden Preis zahlen oder ihre gesamten Ersparnisse opfern, nur um seinen Klauen zu entgehen. »
    «Behalte bitte Äußerungen solcher Art für deine anrüchigen neuen Freunde vor», erwiderte sie eisig.
    «Das werde ich tun», gab Pip entschlossen zurück. Er hob seine geballte Faust. «Du wirst schon sehen: Alle Macht den Räten!»
    Er verließ das Zimmer. Und er hörte noch, wie Brenda Bristols ihm hingerissen Beifall klatschte.

10

    «Harold!» rief Pip. Er kam auf dem sonnigen Weg zum Hauptblock des St. Swithin gelaufen und sah, daß sein Kollege das Pech hatte, an diesem Nachmittag mit einer zusätzlichen Aufgabe bedacht zu werden. Harold Sapworth schob langsam einen niedrigen Rollwagen, auf dem Kisten mit der Aufschrift MEDIKAMENTE - DRINGEND lagen, zum Lieferanteneingang an der Hinterseite des Spitals. «Hast du eine Minute Zeit?»
    «So lang du willst, Alter.» Harold stützte sich auf den Griff des Rollwagens und zog eine zerknitterte selbstgerollte Zigarette aus der Brusttasche seines braunen Mantels. «Hab den ganzen Tag lang Zeit.» Er strich ein Zündholz an. «Wo warst du denn? Ein paar Gläschen Bier heben? Hast so rosa Backen.»
    «Ich hab einen Rausch, aber vor Empörung.»
    «Na so was!»
    «Ich ging diese Blumen im Bertram-Bunn-Trakt abgeben und hatte dort eine Auseinandersetzung mit der Oberin.»
    «Na so was!»
    «Der Bertram-Bunn-Trakt ist eine himmelschreiende soziale Ungerechtigkeit, mit der ein Ende gemacht werden muß.»
    «Na so was!»
    «Sag bitte nicht fortwährend , Harold. Hast du eigentlich gar keine eigene Meinung?»
    «Man kriegt dort gute Trinkgelder. Einige von diesen Farbigen schmeißen mit den Pfunden nur so um sich.»
    «Harold, ich flehe dich an, hebe deine Augen doch einmal vom Dreck zu den Sternen.» Harold Sapworth schaute folgsam gen Himmel. «Und nun laß mich folgendes festhalten: Es arbeiten doch dieselben Krankenträger, Köche und Flaschenspüler für die Patienten im Bertie Bunn wie in dem vom Volksgesundheitsdienst betreuten St. Swithin? Dieselben Telefonistinnen vermitteln ihre Anrufe in der Telefonzentrale des Spitals. Wenn das Bertie Bunn in Flammen aufginge, würden dieselben Spitals-Feuerwehrmänner auch alle Scheichs auf den Schultern von der Brandstätte forttragen. Wissen aber auch alle diese Krankenträger, Köche, Feuerwehrmänner und so weiter, daß sie ausgebeutet werden?»
    «Das möchte ich nicht behaupten. Die meisten von ihnen können nicht Englisch.»
    «Harold, ich werde eine Gewerkschaftssonderversammlung einberufen», erklärte Pip, indem er seinem Gefährten auf die Schulter schlug.
    «Beruf sie hier und auf der Stelle ein, wenn du willst. Das geht ohne Schwierigkeiten. Du und ich genügen dafür. Setz einen Beschluß auf und trag ihn ins Buch ein. Arthur Pince und ich, wir haben das jahrelang so gehalten. Arthur war zwar Wortführer, aber er hatte auch seine Problemchen.»
    «Das verstehe ich nicht unter Demokratie, Harold. Für so etwas haben Oliver Cromwell, Earl Grey, Benjamin Disraeli,

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