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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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das Pflegepersonal den ganzen Tag lang nichts anderes zu tun, als den Alarm abzustellen!»
    Mit dem Ruf «Ins Bad!» sprang Lord Hopcroft in Brendas Badezimmer, dessen Tür er hinter sich schloß.
    «Was haben Sie hier zu schaffen, Träger?» fragte die in eine blaue Uniform gekleidete Oberin, während sie mit flatternden Haubenbändern in das Zimmer eilte und die Alarmglocke abstellte. «Und was tun Sie auf dem Bodenbelag, Miss Bristols? Ich kann mich nicht erinnern, Ihnen erlaubt zu haben, Ihr Bett zu verlassen. Überlassen Sie das mir, Sie Tölpel», sagte sie ungeduldig und riß Pip den Hebel aus der Hand. «Sehen Sie doch, was Sie der Patientin angetan haben! Sie hätten ihr leicht ein paar Rückenwirbel brechen können. Ihr Krankenträger sollt euch nicht mit diesen Betten zu schaffen machen, deren Mechanismus ein gewisses Maß von Intelligenz voraussetzt. Da! Sehen Sie, wie schnell ich es in die richtige Lage bringe -» Sie starrte Pip aus aufgerissenen Augen an. «Pip! Wie kommst du in dieses Zimmer? Und in diesem Mantel?»
    «Hallo, Tantchen Florrie», erwiderte er sanft. «Ich habe hier zutun.»
    «Das sehe ich.» Sie stampfte mit ihrem kräftigen Fuß auf. «Warum legst du nicht dein Examen ab?»
    «Ich bin durchgefallen.»
    «Was für eine Schande!»
    «Tut mir leid —»
    «Obgleich ich mich doch ganz speziell bei Sir Lancelot Spratt dafür eingesetzt habe, daß er dich durchlassen soll!»
    «Ach, der liebe Sir Lancelot», murmelte Brenda Bristols, während sie graziös ins Bett zurückglitt. «Mein zotteliges Bärchen mit den weichen Pfoten!»
    «Und wenn Sie noch so sehr auf Ihre persönlichen Beziehungen zum Chefchirurgen pochen», sagte die Oberin und übersah geflissentlich, daß Pip die Patientin aufrichtete und ihre Kissen in Ordnung brachte, «wollen Sie sich gefälligst vor Augen halten, daß dies bei mir nicht zieht. Auch Ihre sogenannte Volkstümlichkeit macht auf mich keinen Eindruck, solange jeder Lastwagenfahrer Ihr Aktfoto neben seinem Sitz angebracht hat.»
    «Reizend, wie Sie Ihre Patienten aufzuheitern verstehen, Oberin», sagte Brenda aalglatt.
    «Für mich sind Sie lediglich eine meiner Patientinnen, wie jede andere jeglichen Alters, jeglichen Aussehens und jeglichen Berufes im Bertram-Bunn-Trakt.»
    Die Oberin hieb wild auf die getürmten Kissen. «Für mich sind alle gleich. Ich gehe in meinem Pflegerinnenberuf auf. Nicht wahr, Pip?»
    «Dann reichen Sie mir gefälligst auch meinen Lunch.» Brenda Bristols nickte einem Mädchen in grünem Overall zu, das seit einiger Zeit mit einem Tablett schüchtern auf der Zimmerschwelle stand. «Ich sterbe vor Hunger.»
    «Tantchen Florrie -» begann Pip.
    «Halt den Mund», sagte die Oberin zu ihm und ließ das Tablett auf die Knie der Schauspielerin plumpsen.
    «Uff», rief Brenda Bristols. «Kalte Vichysauce! Da krieg ich schon jetzt Bauchweh.»
    «Wenn Sie sie nicht wollen, brauchen Sie sie nicht zu essen», sagte die Oberin wütend. «Ich schütte die Sauce ins Klo.» Sie öffnete die Badezimmertür. «Was haben Sie hier zu suchen?» fragte sie, als Lord Hopcroft scheu ins Zimmer schlich, wobei er den Saum seines Nachthemds fest an die Oberschenkel preßte.
    «Ich wollte mir etwas Zahnpaste ausborgen», erklärte er.
    «Miss Bristols! Warum hält sich ein halbnackter Mann in Ihrem Zimmer auf?»
    «Er ist mein Guru.»
    «Tantchen Florrie -»
    «Halt den Mund. Wann wurden Sie hier aufgenommen?» fragte die Oberin Lord Hopcroft. «Wie lautet Ihre Diagnose?»
    «Ich bin im siebenten Monat der Schwangerschaft.»
    «Ich verliere den Verstand.» Die Oberin fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. «Das kommt von allen diesen Scheichs und
    ihren üblen Sitten. Ich hätte drüben bei den Kassenpatienten bleiben sollen; die tun wenigstens, was man ihnen sagt.»
    «Tantchen Florrie — »
    «Halt den Mund.»
    «Tantchen Florrie, ich will aber nicht den Mund halten.» Entschiedenheit war etwas so Ungewohntes an Pip, daß es der Oberin einen Riß gab. «Hörte ich recht, als du sagtest, du hättest Sir Lancelot zugeredet, mich beim chirurgischen Schlußexamen durchkommen zu lassen?»
    «Natürlich», fertigte sie ihn kurz ab. «Aus eigenen Kräften wärst du selbst nach einem Monat mit lauter verregneten Sonntagen nie durchgekommen.»
    «Besten Dank», versetzte er schneidend. «Jetzt weiß ich wenigstens, was du von meinen geistigen Fähigkeiten hältst.»
    «Spiel dich doch nicht so auf, bitte, Pip», erwiderte sie ungeduldig. «Ich hab dich

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