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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Vorstand gleichzeitig die Bühne von jener Treppe her erstieg, die in die Halle hinunterführte.
    Der Institutsvorstand blieb stehen. Pip blickte ihm scharf ins Auge. Die Zuhörer verfielen in ein unbehagliches Schweigen. Man konnte die Oberin des Bertram Bunn, die der Frau und der Tochter des Vorstands auf der Treppe gefolgt war, durchdringend aufbegehren hören: «Haben denn diese Krankenträger und Hausdiener das Podium noch immer nicht fertiggestellt? Die werden von Tag zu Tag fauler.»
    «Hallo», begrüßte Pip den Vorstand mit schwachem Lächeln und Fingerwinken. «Unsere Wege kreuzen sich heute aber recht häufig, nicht wahr?»
    «Chipps! Was soll das heißen?» zischte der Vorstand. «Verlassen Sie auf der Stelle die Bühne. Und das Haus.»
    Pip blickte ihn verblüfft an. «Aber was haben Sie denn auf meiner Versammlung zu suchen?»
    «Auf Ihrer Versammlung? Das ist meine Versammlung. Ich habe mich die ganze Woche lang auf sie vorbereitet.»
    Pip schüttelte den Kopf. «Es muß sich um einen Irrtum handeln, furchte ich. Sehen Sie, ich habe die Halle für ein heute abend stattfindendes Sondertreffen der OHA gebucht. Mr. Grout hat seine Bewilligung dazu gegeben. Das Ganze ist völlig korrekt vor sich gegangen. Auf dem üblichen Instanzenweg.»
    «Jetzt hab ich genug von euren blödsinnigen Narrenspossen», rief der Vorstand voll unterdrückter Wut. «Sehen Sie dazu, daß Sie auf der Stelle verschwinden. Oder ich lasse einige Krankenträger kommen, die Sie hinaus werfen werden.»
    «Das werden sie kaum tun», gab Pip liebenswürdig zurück. «Sie müssen wissen, ich bin der Vertrauensmann der Krankenträger.»
    Der Vorstand hielt seine Hand vor seine Augen. «Dann muß ich wohl jetzt träumen. Das ist einer meiner Alpträume, die sich einstellen, wenn ich mich allzusehr von knusprigen Schweineschwarten verlocken ließ. Im nächsten Augenblick werde ich neben Josephine aufwachen und eine Tasse guten, heißen Tees -»
    «Pip!» schrie die Oberin auf. Mit flatternden Haubenbändern arbeitete sie sich auf das Gerüst hinauf. « Was hast du eigentlich in deiner schändlichen Aufdringlichkeit vor?»
    Die Zuhörer begannen murrend und zischelnd auf ihren Sesseln herumzuwetzen. Das unerwartete Drama hatte in ihren Augen eine verblüffend einfache Handlung: der Vorstand hielt einem der Krankenträger eine Standpauke, die dieser mit lobenswert heiterer Gelassenheit hinnahm. Und die Oberin hatte wieder einmal einen ihrer Anfälle.
    «Oh, hallo, Tantchen Florrie!» Auch sie begrüßte Pip mit einem Lächeln und einem kurzen Winken der Finger. «Aber von Aufdringlichkeit ist wirklich nicht die Rede.» Er nickte den Zuhörern zu. «Hier sitzen lauter Mitglieder meiner Gewerkschaft. Als einer ihrer ordnungsgemäß eingesetzten Funktionäre stehe ich im Begriff, eine Rede zu halten. Aktive Demokratie.»
    «Hier hat Demokratie nichts zu suchen», erwiderte die Oberin hitzig. «Hier findet die Preisverteilung an die Schwesternschülerinnen statt.»
    «Oh, wirklich?» fragte Pip interessiert.
    «Außerdem riechst du penetrant nach Alkohol.»
    «Alle geraten übermäßig in Erregung», stellte Josephine ruhig fest; sie trat in der Mitte des Podiums vor, während das Publikum sprachlos und verwirrt den Vorfällen folgte. «Es liegt doch auf der Hand, daß hier ein kleiner Irrtum unterlaufen ist. Mr. Clapper hat die Halle für die Preisverteilung gebucht und Mr. Grout für diesen jungen Mann und seine Zwecke, was immer diese sein mögen. Das ist doch so ähnlich wie bei unseren Ferien auf Ibiza, Lionel, als wir mit diesem eigenartigen Paar, einem Tierpräparator samt Frau aus Scunthorpe, das Zimmer teilen mußten. »
    «Diese verdammten Verwaltungsbeamten», rief der Vorstand zornig. «Alle sind sie gleich. Hätten sie bereits im Garten Eden existiert, gäbe es heute auf der Welt nichts als Äpfel und Schlangen. Rufen Sie auf der Stelle an, Schwester Oberin. Ich verlange Mr. Clapper oder Mr. Grout unverzüglich persönlich zu sprechen.»
    «Hoffnungslos», erklärte Pip. «Die gehen Punkt fünf nach Hause. Die sind gegen Mehrarbeit.»
    «Kein Wunder, daß unser Land sich in einem derart desolaten Zustand befindet. Sie müssen offensichtlich das Feld räumen, Chipps. Ich habe keine Ahnung, was Sie in der OHA zu tun haben, nicht einmal, wie Sie zu diesem Mantel kommen. Es ist aber jetzt kaum der Augenblick, derlei Verwicklungen zu klären. Zweifellos handelt sich’s wieder einmal um einen Ihrer albernen Streiche. Die Preisverteilung

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