Gesundheit, Herr Doktor!
Lancelot. Ich komme von einer sehr langen und sehr harten Auseinandersetzung mit den Leuten von der Gewerkschaft der Autoarbeiter. Es ging um das Volksminimini.»
«Das kleine Plastikauto, das unsere Straßen in Flüsse zu verwandeln droht, auf denen Pingpongbälle schwimmen?»
«Ins Schwarze getroffen. Niemand will sie kaufen. Wir denken bereits daran, sie zu verschenken - an verdiente Persönlichkeiten, an Altersrentner, ledige Mütter und dergleichen. Dann an alle Leute, die bereit sind, sie wegzuschaffen. Dummerweise gibt sich die Exekutive der Autoarbeiter mit unserem Einfuhrverbot für ausländische Wagen nicht zufrieden. Sie wollen, daß das Parlament ein Gesetz verabschiedet, demzufolge alle Ausländer britische Autos kaufen müssen. Ich habe der Exekutive ganz offen erklärt, daß dies aus technischen Gründen nicht durchführbar ist.» Er begann seine Hose herunterzulassen. «Was sagen Sie zu folgenden politischen Slogans, Sir Lancelot: Inflation heißt Massenhaß Mehr Moneten, Eine Beschäftigung ist noch keine Arbeit, Soziale Sicherheit Sichert Sozialismus. Was halten Sie davon, ehrlich?»
«Nicht enorm viel.»
«Finde ich eher auch. Mrs. Nelson hat sie sich am vergangenen Sonntagvormittag ausgedacht, als sie den Yorkshirepudding schlug. Um die Leute mehr mit ihren Streichen aufzuheitern, als mit Streiken.» Er entledigte sich der Hose und des Hemdes und drapierte damit den Rand seines Toilettentisches. Mr. Herbert Nelson war klein und schmächtig, hatte hellrosa Bäckchen und hellblaue Augen, schütteres blondes Haar und eine weiche, von winzigen Fältchen durchzogene Haut. Ständig trug er ein Lächeln zur Schau. «Leider bin ich ein wenig in Eile», entschuldigte er sich. «In fünf Minuten treffe ich mit einigen Gnomen aus Zürich zusammen, dann muß ich mit etlichen nichtssagenden Bürokraten aus Brüssel auf eine Cocktailrunde.»
«Es wird nicht lange dauern.»
«Hoffentlich nicht. Aber wenn sie da ist, werden Sie sie erwischen, nicht wahr?» erkundigte sich Herbert Nelson besorgt.
Als Antwort ließ Sir Lancelot eine lange, dünne chirurgische Zange vor seiner eigenen Nase zusammenschnappen.
«Es wirkt äußerst beruhigend auf mich, daß Sie diese Überprüfungen regelmäßig vornehmen.» Mr. Nelson legte sich aufs Bett. «Ich könnte es auf die Bibel beschwören, daß bisweilen eine da war. Vor allem im Hochsommer. Und natürlich, wenn in der Luft die Zahl der Pollen sehr hoch ist. Ich kann dann ganz deutlich ein Summen hören.
Gestern noch wandte ich mich an den Lord-Kanzler und fragte ihn, ob er nicht auch ein Summen höre. Ich war recht erleichtert, als er sagte, er könne es nicht hören, obwohl es in Wirklichkeit den ganzen Saal erfüllte. Eine Biene im Hut zu haben, ist vielleicht ganz normal, aber eine Biene im Arsch —?»
«Legen Sie sich auf die linke Seite», befahl Sir Lancelot. Er entnahm seinem Koffer eine lange, dünne, glitzernde Röhre mit einem Handgriff. «Entspannen Sie sich.»
«Oh, ich habe mich schon so daran gewöhnt. Im Grunde ist es gar nicht so unangenehm. Können Sie die Biene sehen?»
«Im Augenblick nicht.»
«Sie sticht nicht, wissen Sie. Sie summt nur.»
«Übrigens», bemerkte Sir Lancelot, der seinen Moment für gekommen hielt. «Sie wissen doch von unseren Schwierigkeiten im St. Swithin?»
«Ja, ich hörte, daß Sie einige kleine interne Scherereien mit Ihrem Sozialkontrakt haben. Worum geht’s denn? Daß Leute, die es noch nie so gut gehabt haben, es noch besser haben wollen? Arbeit für alle, Entlassung für niemanden, jedes Jahr zu Weihnachten ein immer noch dickeres Bündel Banknoten? Überall ist es dasselbe, wissen Sie, sogar bei den normalen, anständigen Leuten der Arbeiterklasse. Nur unter Heiligen funktioniert die Doktrin von der Vollbeschäftigung klaglos. Sehen Sie die Biene noch immer nicht?»
«Ich sehe weiter nach», antwortete Sir Lancelot und betätigte sein Leuchtrohr. «Könnten Sie vielleicht eine persönliche Intervention in Erwägung ziehen? Schließlich betreiben wir ja im privaten Trakt des St. Swithin ein schwunghaftes Exportgeschäft. Meiner Meinung nach verdiente das Spital den Industriepreis der Königin, wenn auch die dann an der Tür angebrachten Insignien vielleicht auf die ankommenden Patienten eher entmutigend wirken könnten.»
«Sie wollen mich also mit diesem Mr. Grips, oder wie immer er heißt, konfrontieren? Ich soll ihn verkosten lassen, was eine entschlossene Regierung ist?» fragte Mr. Nelson, halb in sein
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