Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
diesmal keineswegs lächelndem Gesicht.
    «Verdammt noch mal, was soll das heißen, aus dem Anästhesiezimmer weglaufen, gerade im Augenblick, in dem ich fertig angezogen und zur Arbeit bereit bin?» fragte er wütend. «Sitzenlassen willst du uns, he? Mich und meine Assistenten, die Anästhesisten, die Schwestern, fünfzig Leute, die sich abschuften, um dir Gesundheit und Leben zu erhalten. Gewisse Leute kennen keine Dankbarkeit», klagte er und ließ seine Augen zu Pip hinüberrollen. «Auf die Beine mit dir, Sonnyboy. Du und ich, wir gehen zurück in den Operationssaal,
    ganz, ganz rasch, um das gute Werk zu vollenden, und du wirst dich brav auf den Rücken legen und wirst kuschen, verstanden?»
    Der Patient, immer noch auf den Knien, hob die gefalteten Hände zu Pip. Professor Dingo packte das Männchen an seinem schmalen Genick und stellte es mit einem Ruck auf die Beine.
    «Ich muß schon sagen», überlegte Pip stirnrunzelnd, «was soll das alles eigentlich?»
    Professor Dingo fand zu seinem üblichen breiten Grinsen zurück. «Dieser Patient ist außerordentlich nervös. Er hat die ganze Woche, auf seine Operation wartend, mit Kartenspielen zugebracht, mit einem verdammt blöden Spiel außerdem. So was bringt die Nerven bei jedem zum Reißen. Heute endlich kommt seine große Chance. Irgendein blöder Scheißkerl wird gerade vor dem St. Swithin von einem dieser TV-Wagen überrollt, die durch das Tor fahren. Die Ambulanz meint, der Kerl ist schon steif. Aber ich sage: , sag ich, , sag ich. , genau wie beschrieben im berühmten Handbuch . Ich sag den Leuten, sie sollen den Scheißkerl ans Stromnetz anschließen, ihm seinen guten alten Atem noch lassen, obwohl Stücke von ihm schon mausetot sind. Junge, Junge! sag ich zu mir. Jetzt und auf der Stelle werden wir das große Ding drehen. Ich geh auf die Station und sag diesem undankbaren Schwein -» er schüttelte den Patienten heftig -«daß ich ihm ein neues Herz einsetzen -» Professor Dingo machte eine Pause. Sein Grinsen verbreiterte sich, seine von Natur aus gute Laune schäumte über den ärztlichen Mißmut hinaus. «Ich setze ihm ein neues Herz ein! Sie verstehen? Ich mache keinen Spaß.»
    «Sie sagten den Operationsdienern, es handle sich um einen dringenden Fall?» fragte Pip.
    «Klar. Unser ruhmreicher Präsident, Feldmarschall und Gesundheitsminister von Schanka zählt Herzaustausch zu den Notfällen. Das muß rasch erledigt werden, damit Schanka auf der Liste steht, bevor der nächste Weltgesundheitskongreß die Prämien aus seinem Fonds für Herzforschung und solches Zeug verteilt. Wir haben zwar zur Zeit nicht sehr viel Herzforschung in Schanka», räumte der Professor ein. «Aber der Kies käme uns für andere Ausgaben gerade recht.»
    «Was hältst du davon, Faith?»
    «Hören Sie, Mister — die Leiche ist noch schön warm, gerade richtig», drang Professor Dingo in Pip. «Aber was geschieht, wenn sie Stunden, vielleicht Tage an den guten alten Respirator angeschlossen ist? Sie geht auseinander wie fauler Fisch. Dann ist das Herz zu nichts mehr gut als zu Katzenfutter. Ich muß diesen Kadaver gleich jetzt aufschlitzen. Denken Sie außerdem an den teuren elektrischen Saft, den das Zeug die ganze Zeit über auf Kosten des Hospitals frißt.»
    «Meiner Ansicht nach», sagte Faith mit Nachdruck, «betrifft der Notfall den Herzspender. Der Herzempfänger, den Sie am Nacken halten, Professor Dingo, sieht nicht so aus, als bedürfe er dringender Behandlung. Er vermag sich sogar noch recht kräftig gegen Sie zu wehren. Da aber der an den Respirator angeschlossene Spender bereits tot ist, kann er wohl erst recht keine lebenrettende Operation beanspruchen. Und ist daher kein dringender Fall. Quod erat demonstrandum.»
    Mit einem gellenden Schrei riß sich der Patient von Professor Dingo los und verschwand mit fliegenden Schlafrockschößen um die Ecke.
    «Komm zurück, du undankbarer kleiner Schmarotzer!» rief Professor Dingo wütend und machte sich an seine Verfolgung. «Warte nur, bis ich mit meinem Messer über dich komme! Ich will dir Stücke herausschneiden, deren Fehlen dir deine Nächte mächtig verderben wird, warte nur! Und vergiß nicht die hundert Dollar, die ich dir geborgt hab, und außerdem ist es an der Zeit, daß du mir meine automatische Spiegelreflexkamera zurückgibst, die du ohne Zweifel schon

Weitere Kostenlose Bücher