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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Kissen hinein. «Ihn dazu bringen, seinen Streik mit einem Streich aufzugeben?»
    «Er ist ein sehr aufgeschlossener junger Mann. Nach meinen Erfahrungen mit ihm als Medizinstudenten wird ihn eine geschickte Einschüchterungsmethode gefügig machen.»
    «Schön», willigte Mr. Nelson ein. «Dann bestelle ich ihn also für heute abend hierher. Um einundzwanzig Uhr? Dann kommen die Filmstreifen noch für die Zehn-Uhr-Nachrichten zurecht. Keine Biene?»
    «Sie sind derzeit absolut bienenfrei, auf mein Wort», sagte Sir Lancelot und zog sein Instrument heraus.
    «Nun, das bedeutet für mich eine große Erleichterung. Das ist immer so, wenn Sie Ihr kleines Skop eingeführt und nachgeschaut haben. Denn gelegentlich könnte ich mir einbilden, daß ich dort einen ganzen Bienenstock drin hätte. Als wir kürzlich bei einer dieser orientalischen Gesandtschaften zu Gast waren, bot man mir als zeremonielle Gabe Honig an. Mrs. Nelson mußte plötzlich lauthals lachen. Der Gesandte wunderte sich zuerst darüber, wurde dann aber fuchsteufelswild.» Nelson angelte nach seiner Hose. «Entschuldigen Sie. Ich muß mich wieder anziehen. Sagen Sie, Sir Lancelot, halten Sie mich für ziemlich abnormal, weil ich mir einbilde, daß dort drinnen Bienen herumsummen? Ein Mann meiner Position? Nicht, daß ich je die Absicht hätte, mich in den Ruhestand zurückzuziehen, selbstverständlich.»
    «Bizarre Einbildungen, die Tier- beziehungsweise Insektenwelt betreffend, sind keine ungewöhnliche Erscheinung bei großen Männern», versicherte Sir Lancelot, während er sich im anschließenden Badezimmer die Hände wusch. «Sir Winston Churchill glaubte sich manchmal von einem riesigen schwarzen Hund verfolgt.»
    «Es gibt dagegen wahrscheinlich kein Mittel?» Mr. Nelson zog den Reißverschluß seiner Hose zu.
    «Es ist ein Zustand, der zugegebenermaßen gegen Behandlung resistent ist», räumte Sir Lancelot ein. «Ich hatte einst einen ähnlichen Fall — er war allerdings viel schwerer als Ihrer —, der die absonderlichsten Verdrehungen vornahm, um seine Biene mit der Fingerspitze befühlen zu können. Ich ermahnte ihn eindringlich, den Finger herauszuziehen. Schließlich mußte ich ihn einer allgemeinen Anästhesie unterziehen und ihm nachher versichern, ich hätte eine erfolgreiche Apisektomie durchgeführt - wie meiner Meinung nach die chirurgische Entfernung von Bienen korrekt zu bezeichnen wäre.»
    «Hatte das eine dauernde Heilung zur Folge?»
    «Leider nein. Kurz darauf traf ich den Patienten neuerlich in seiner verkrümmten Position an. Er erklärte mir, daß er nach den erfolgreichen Bemühungen, das Insekt loszuwerden, nunmehr die Route blockiere, falls es zurückzukehren versuche. Ich werde dem jungen Chipps sagen, daß er Punkt einundzwanzig Uhr zur Stelle sein soll.»
    Das Interview mit Pip an diesem Abend bereicherte den Ruhmeskranz der bisher von Mr. Nelson erfolgreich geführten Verhandlungen nicht wesentlich. Als sich die beiden im offiziellen Empfangsraum niederließen, stellte der befrackte Butler neben Pips Ellenbogen ein silbernes Tablett mit einem silbernen zugedeckten Teller und eine Flasche Braunbier.
    «Bier und Brötchen», erklärte Mr. Nelson, der Pip gegenüber in seinem Fauteuil saß. «Die traditionelle Bewirtung für derlei späte streikabwendende Gespräche in letzter Minute. Der Arbeitgeber erhält Whisky, aber im Prinzip ist es dasselbe.»
    «Ich bin leider im Augenblick weder sehr hungrig noch sehr durstig», sagte Pip, der sich nicht von seiner Umgebung beeindrucken lassen wollte.
    «Mrs. Nelson kann Ihnen die Brötchen einwickeln, damit Sie sich später daran erfreuen können», sagte der Gastgeber freundlich. «Nun, mein lieber Junge. Wo tut’s weh? Versucht ihr, den Drei-Tage-Woche-Krieg von neuem anzufangen?»
    «Ich will nur Gerechtigkeit.»
    «Das ist recht, mein Junge», sagte Nelson ermunternd. «Die wollen wir alle. Und wie wir sie wollen, du heiliger Strohsack! Ist sie doch das Herzblut der Demokratie.»
    «Ich vertrete die berechtigten Forderungen des niedergetretenen Proletariats.»
    «Ein Glimmstengel gefällig?»
    «Danke, ich rauche nicht.»
    «Ich auch nicht, ausgenommen Zigarren. Und heutzutage ist es nicht angezeigt, sich öffentlich mit einer dicken Zigarre im Mund sehen zu lassen. Nicht wie zu Zeiten Sir Winston Churchills. Der war ohne Zigarre und Zylinder und seinem riesigen schwarzen Hund undenkbar», verlor Nelson sich in liebevolle Erinnerungen. «Ach, Sie haben mit dem Krieg

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