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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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bekannt war. Einer der wenigen Männer, die den Titel HRH trugen, His Royal Highness. Der Mann musterte Graves von Kopf bis Fuß und schien über dessen Anwesenheit alles andere als erfreut zu sein. Dann drehte er sich ohne ein Wort um und verschwand.
    Seine Wirkung auf Tweeden war gewaltig. »Sie müssen jetzt wirklich gehen, Colonel«, sagte der Clubmanager mit eisiger Stimme. »Ich kann Ihnen bei Ihren Ermittlungen nicht weiterhelfen.«
    Graves erhob sich. »Wer war der Mann?«, flüsterte er. »Mit wem hat Russell sich getroffen? Sagen Sie mir den Namen.«
    »Er war Ausländer«, sagte Tweeden. »Wenn es um Fußball geht, stoßen Sie oft auf seinen Namen.« Dann fügte er für alle gut hörbar hinzu: »Es war mir ein Vergnügen, Sir. Mein Assistent bringt Sie zur Tür.«
    »Bitte«, sagte Graves und packte Tweeden am Ellenbogen. »Der Name. Den Gefallen werden Sie mir doch nicht abschlagen.«
    Tweeden befreite sich mit einem Ruck aus seinem Griff. »Gute Nacht, Colonel.«
 
    Graves ließ sich auf den Fahrersitz seines Rovers fallen und zog die Tür hinter sich ins Schloss. »Verdammt noch mal«, fluchte er leise. Er war so kurz davor gewesen, den Namen des Mannes zu erfahren, und wer musste ausgerechnet in diesem Moment auftauchen? Er! Wäre er abergläubisch, würde er glauben, die Götter seien ihm übel gesinnt. Er überlegte, ob er nach Hause fahren, seine Tasche packen und mit Kate nach Italien fliegen sollte. Die Maschine startete um fünf Uhr früh. Vielleicht könnte er noch zwei Stunden schlafen.
    Das Handy in seiner Tasche vibrierte. Als Graves es hervorzog, sah er, dass er eine Nachricht vom AVS der Metropolitan Police erhalten hatte. Er stieß ein kurzes Stoßgebet aus: »Wenn es nicht zu viel verlangt ist, o Herr ...«
    Er lud die Nachricht von seiner In-Box auf den Computer seines Wagens, der kaum mehr war als ein einfacher, zerkratzter Farbmonitor, wie man ihn heutzutage in allen Polizeifahrzeugen finden konnte. Auf dem Monitor erschienen nacheinander alle Bilder, die die Überwachungskameras vor zwei Nächten in einem Umkreis von vier Quadratkilometern um den Sloane Square herum aufgenommen hatten. Graves warf einen flüchtigen Blick darauf, bis er Russells Aston Martin DB 12 an genau der Stelle entdeckte, an der sein Wagen gerade parkte.
    Die nachfolgenden Bilder betrachtete er mit größerer Aufmerksamkeit. Der Zeitangabe in der unteren Ecke konnte er entnehmen, dass die Aufnahmen im Zweiminutentakt gemacht worden waren. Es wäre pures Glück, würde er auf den Bildern irgendetwas finden. Er sah einen Lamborghini, einen BMW, einen Mercedes und einen auffälligen Rolls-Royce und fragte sich, ob es in London überhaupt noch Leute gab, die einen Wagen fuhren, der weniger als hunderttausend Pfund kostete.
    Die nächsten Aufnahmen stammten vom Hintereingang des Clubs. Graves richtete sich ein wenig in seinem Sitz auf. Ihm fiel Tweedens Bemerkung ein, dass Russells Gast durch den Hintereingang in den Club gekommen war. Er schaute sich noch dreißig oder vierzig Bilder an, als er plötzlich stutzte.
    Auf einem Bild war erneut der Rolls-Royce zu sehen: ein schwarzer Phantom, das Flaggschiff der Edelschmiede. Der Wagen stand direkt am Hintereingang. Die Beifahrertür war geöffnet, aber es war niemand zu erkennen. Und die getönten Scheiben verwehrten den Blick ins Wageninnere.
    Graves vergrößerte die Aufnahme. Der Wagen hatte das Kennzeichen ARSNL 1. Jeder Fußballfan in London wusste, wem dieser Wagen gehörte. Graves dachte an den Stapel Sportzeitschriften mit Artikeln über Arsenal, den sie in Russells Apartment gefunden hatten. All ihre Fragen, was diese Zeitschriften betraf, wurden beim Anblick dieses Fotos beantwortet.
    Graves gab das Kennzeichen an das AVS durch und bat die Kollegen, ihm sämtliche aktuellen Daten über den Fahrzeughalter herauszusuchen. Als er neun Minuten später wieder im Thames House eintraf, lag in seinem Büro bereits der Zettel mit dem gewünschten Namen, der Telefonnummer und der Adresse. Russells Informant war zwar kein Royal, aber beileibe kein Normalbürger. Personen, deren geschätztes Privatvermögen eine Milliarde Pfund überstieg, bildeten eine ganz eigene Adelsklasse, ob es sich bei ihnen um Briten handelte oder nicht.
    Vor den Augen des Gesetzes sind alle Menschen gleich, dachte Graves, als er den Hörer abnahm und die Privatnummer des Fahrzeughalters wählte. Er fragte sich, was wohl im Kopf eines Milliardärs vor sich ging, wenn er um zwei Uhr morgens aus

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