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Geteiltes Geheimnis

Geteiltes Geheimnis

Titel: Geteiltes Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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Unterton.
    Ich sagte ihm, dass es Will war, mein Boss und langjähriger Freund. Ich ging nicht auf Details ein. Jesse musste nichts von unserer achtjährigen, vornehmlich platonischen Odyssee erfahren. Von dem Sehnen, den Ängsten, den Unsicherheiten, der Eifersucht, dem Betrug. Dem Drama, das uns voneinander ferngehalten hatte.
    »Liebt er dich auch?«
    »Das weiß ich nicht, Jesse, aber ich muss es herausfinden. Und ich will dich nicht hinhalten oder dich als Auffangnetz benutzen, falls er mich zurückweist. Und das könnte durchaus passieren. Aber ich muss mich hundertprozentig darauf einlassen. Nach dem, was er durchgemacht hat, will ich ehrlich sein können, wenn er mich nach dir fragt. Und du hast das ebenfalls verdient. Du bist ein guter Mann, Jesse. So ein guter.«
    »Wow. Du klingst so … Ich sage es höchst ungern, aber du klingst so verdammt sexy, dass mir gerade mein Herz rausgerissen wird. Ich wünschte wirklich, ich wäre jetzt an der Stelle des anderen Typen.«
    Was gab es sonst noch zu sagen? Wir wünschten uns zärtlich alles Gute für die Zukunft. Es war aufrichtig und notwendig.
    »Ich mag den Satz ›Lass uns Freunde bleiben‹ nicht allzu sehr, Jesse. Das klingt so lahm. Aber ich hoffe wirklich, wir können weiterhin etwas füreinander bedeuten.«
    »Cassie, versteh mich nicht falsch, aber ich bin nicht gut darin, mit Frauen befreundet zu sein, mit denen ich schlafen will.«
    Stille breitete sich aus. Jetzt gab es wirklich nicht mehr viel zu sagen.
    »Ich verstehe.«
    Sanft verabschiedeten wir uns voneinander. Ich küsste zum Abschied den Bildschirm meines Telefons.
    Ich war bei S.E.C.R.E.T. wirklich guten Männern begegnet. Männern, die mich nicht nur auf sexueller Ebene erweckt, sondern mir geholfen hatten, den nicht ganz so guten Mann zu vergessen, den ich vorher erlebt hatte. Und dann gab es Will. Ich hoffte, etwas Gutes loszulassen, um etwas Großartiges zu bekommen. Doch soweit ich es beurteilen konnte, war Will mit mir fertig.
    Es war trotzdem ungewöhnlich für ihn, einfach so zu verschwinden. Ich sah auf die Uhr, ging die stille Straße auf und ab, begann, mir ernsthafte Sorgen zu machen. Die Neuigkeiten von dem Baby waren ein furchtbarer Schlag für ihn gewesen. Was, wenn er Tracina wirklich geliebt hatte? Was, wenn er das erst jetzt erkannt hatte, nun, da er sie nicht mehr haben konnte und auch noch erfuhr, dass sie ihm eigentlich nie wirklich gehört hatte?
    Aus den Augenwinkeln sah ich einen Vorhang aus einem der offenstehenden Fenster im ersten Stock flattern. Will wartete immer noch auf die maßangefertigten Markisen. In diesem Augenblick wusste ich es. Ich rannte durch die Tür, wieder durch die Küche und in den Speisesaal, wo sich mittlerweile zwei Kunden an einen Fenstertisch gesetzt hatten. Claire beugte sich gerade über ihr Handy, flankiert von zwei Schulfreunden, die sich ebenfalls etwas auf ihrem Handy ansahen. »Claire!« Sie schraken zusammen, als hätte ich gerade eine schwierige Operation unterbrochen. »Könntest du bitte noch länger bleiben? Und bitte bring den Gästen die Speisekarten. Ich zahle dir das Doppelte für die Überstunden. Ich muss oben unbedingt etwas kontrollieren. Es dauert nicht lange.«
    Ich wartete ihre Antwort nicht einmal ab. Ich hätte wahrscheinlich eine beschissene und herrische Mutter abgegeben, dachte ich, als ich leise die Treppe hinaufschlich. Der Türknauf für die neue Eichentür war noch nicht geliefert worden, also musste ich sie nur sanft mit der Schulter aufstoßen. Die Tür sollte das alte Café vom neuen Restaurant trennen, wenn die Treppe, die nach draußen führte, fertig war. Aber im Moment hielt Will sie noch geschlossen, um den Renovierungsstaub aus dem Rose fernzuhalten.
    Es war helllichter Nachmittag, aber der Raum lag im Halbdunkel. Sämtliche Vorhänge waren zugezogen. Pfade aus Zeitungen säumten noch immer den Boden, um Farbspritzer von der Decke aufzufangen. Die Tische waren endlich geliefert worden, zwölf Stück an der Zahl, mit marmornen Tischplatten und Holzbeinen. Ich ließ meine Hand liebevoll über die kühle, glatte Oberfläche gleiten. Und dann sah ich sie: Wills nackte Füße auf dem Boden, die hinter der Cocktail-Bar hervorlugten. Ein Flachmann mit Whiskey, zu einem Viertel leer, stand auf der Bar. Will trank normalerweise nicht viel, und niemals tagsüber. Das war also wahrscheinlich seine Vorstellung von einem »Besäufnis«.
    »Sind Sie das, Officer?«, fragte er mit erschöpfter Stimme.
    »Warum? Ist

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