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Geteiltes Geheimnis

Geteiltes Geheimnis

Titel: Geteiltes Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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mache.«
    »Ich dachte … Er ist also nicht der Vater?«
    Statt einer Antwort seufzte ich.
    »Junge, Junge. Und was ist mit dir? Alles okay?«
    Ich behauptete, dass es mir gut ging, dass ich nur müde war, aber eigentlich hatte ich noch keine emotionale Be standsaufnahme gemacht. Krankenhäuser haben die Eigen art, dass man sich auf nichts mehr konzentrieren kann, das nicht auf einer Trage oder in einem Bett liegt. Aber was hätte ich Jesse in diesem Augenblick sonst sagen sollen? Dass ich mich zwar freute, ihn zu sehen, dass ich aber dennoch eine dunkle, tiefere Freude über diese plötzliche Wendung der Ereignisse empfand, weil Will nun frei war? Ich war froh, sein Gesicht zu sehen: Jesse mit der blauen Sonnenbrille, die Hände mit dem rauen Handrücken und den weichen, glatten Handinnenflächen, die täglich bis zum Ellbogen in Kokosbutter und Marzipan steckten. Die gleichen Hände, die begonnen hatten, sich auf geschickteste Art und Weise mit jedem Zentimeter meines Körpers vertraut zu machen. Ich wollte ihn sogar jetzt, mein Körper wurde automatisch zur Tür seines Trucks gezogen, wie ein großer Magnet.
    Mein Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. Er legte seine Hand auf meinen Hinterkopf, zog mich zu sich heran und gab mir einen ausgiebigen Kuss, der wie ein guter Kaffee schmeckte. »Okay, Babe, ich ruf dich später an«, sagte er dann und fuhr davon.
    Sogleich quälten mich die Gedanken. Ich will Jesse. Ich will Will . Wollte ich Will wirklich? Und wer garantierte mir, dass Will mich nach diesem ganzen Drama überhaupt noch wollte? Vielleicht hatte er jetzt gar kein Interesse mehr an einer Frau. Außerdem ging er wahrscheinlich davon aus, dass ich von Männern nur so umschwirrt wurde. Zunächst war der schlaksige Musiker ins Restaurant gekommen, und jetzt brachte mir irgendein anderer Kerl einen Kaffee vorbei.
    Nun musste ich lachen. Man stelle sich vor, dass Will mich jetzt für eine hielt, die mit Männern spielte, oder für eine »Nutte« – ein Wort, das Mathilda aus meinem Wortschatz gestrichen hatte … Dennoch. Etwas war eben in seinen Augen gewesen, bei dem es mir kalt über den Rücken lief.
    Also tat ich das, was ich immer tat, wenn ich mit meinen Grübeleien nicht weiterkam: Ich machte einen Spaziergang. Ich ging zehn Straßen weiter. Bis ich vor der Villa stand, um mit dem einzigen Menschen zu reden, der mir jemals Klarheit verschafft hatte.
    • • •
    Es war Sonntag, aber Matilda war da. Und sie war allein. »Weißt du irgendetwas über Steuervorteile für gemeinnützige Organisationen?«, fragte sie statt einer Begrüßung.
    Ich folgte ihr ins Büro, wo ein halbes Dutzend Kontobücher auf ihrem Schreibtisch lag. »Ich fürchte nicht. Störe ich dich?«
    »Oh, ich frisiere nur gerade unsere Bilanzen. Versuche, mir einen Überblick über die Kosten zu verschaffen. Und darüber, wie lange wir noch flüssig sind. Wie geht es dem Baby? Immer noch so ein kleines Träumerlein?«
    »Winzig und süß, ja.«
    »Hat Dauphine dich schon angerufen?«
    »Mein Handy war aus, der Akku leer. Oh mein Gott! Ihre Mark-Fantasie war doch gestern Abend! Die habe ich völlig vergessen! Wie ist es gelaufen? Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Sie ist vor etwa einer Stunde gegangen.«
    Ich sah auf die Uhr. Es war fast zwei Uhr mittags.
    »Eine Achtzehn-Stunden-Fantasie? Also … dann ist es wohl gut gelaufen?«
    »Vielleicht sogar etwas zu gut.«
    Sie schilderte mir sämtliche Details, und ich muss zugeben, dass ich neidisch wurde. Obwohl ich gewusst hatte, dass Mark ihr Typ war, hätte ich nicht vermutet, dass beide für eine innige Beziehung bereit waren, und das auch noch so schnell.
    »Pauline ist es vor zwei Jahren mit einem Kandidaten so gegangen, den sie für S.E.C.R.E.T. anwerben wollte«, sagte Matilda. »Es war genau das Gleiche. Aber Pauline ist bei uns geblieben. Dauphine hat uns verlassen. Bedauerlicherweise Mark ebenfalls. Sie scheinen beide sehr glücklich zu sein … Und ich habe so ein Gefühl, dass wir dich jetzt auch verlieren. Habe ich recht?«
    »Du meinst an Jesse? So weit sind wir nicht. Noch nicht. Oder meinst du Will? Mit Will wäre es ein Reinfall. «
    »Bist du da sicher?«
    Ich schilderte ihr das Vaterschafts-Drama und die schwierige Situation, mit der ich mich jetzt konfrontiert sah. Will oder Jesse? Ich konnte nicht beide haben.
    »Hat Will dich denn gefragt, ob du mit ihm zusammen sein willst?«
    »Nein?«
    »Und Jesse?«
    »Auf gewisse Art. Ich meine, er ist, wir sind

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