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Gevatter Tod

Gevatter Tod

Titel: Gevatter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Happen schmecken.«
    Der Wesir winkelte den Arm an, und das Ding flog durch die Luft, landete in der Schüssel des Kaisers, wackelte einige Male und blieb still liegen. Der Junge starrte eine Zeitlang darauf hinab und spießte es mit einem Stäbchen auf.
    »Ach«, machte er, »aber hat der erhabene Philosoph Ly Schwatzmaul nicht verkündet, Gelehrte stünden über Prinzen? Wenn ich mich recht entsinne, habt Ihr mir einmal ein entsprechendes Zitat vorgelesen, o Treuer und Gewissenhafter Sucher nach der Wahrheit.«
    Das Etwas sauste erneut über die Matte hinweg und landete mit einem entschuldigenden Ploff in der Schüssel des Wesirs. Er griff rasch danach, bereitete sich auf den nächsten Wurf vor und kniff die Augen zusammen.
    »In gewöhnlichen Fällen mag das durchaus stimmen, o Jadener Fluß der Weisheit, aber was mich betrifft: Ich kann unmöglich über dem Kaiser stehen, den ich wie meinen eigenen Sohn liebe und seit dem bedauerlichen Tod seines Vaters von ganzem Herzen verehre. Daher lege ich Euch diese unbedeutende Gabe zu Füßen.«
    Die Blicke der Versammelten folgten dem blaugrünen Klumpen, als er einmal mehr über sie hinwegflog. Der Kaiser reagierte mit erstaunlichem Geschick, hob seinen Fächer und schlug das Ding wie einen Tennisball zurück. Es landete mit solcher Wucht in der Schüssel des Großwesirs, daß Algenfetzen spritzten.
    »Irgend jemand soll es essen, verdammt!« rief Mort, den natürlich niemand hören konnte. »Ich hab's eilig!«
    »Ihr seid tatsächlich der rücksichtsvollste und aufmerksamste aller Diener, o Loyaler und Wahrhaft Einziger Begleiter Meines Vaters und Meines Großvaters, Als Sie Das Zeitliche Segneten. Und deshalb verordne ich hiermit, daß du mit dieser erlesenen und führwahr exquisiten Delikatesse belohnt werden sollst.«
    Der Wesir betrachtete das Ding unsicher, hob den Kopf und sah das Lächeln des Kaisers. Es war ein strahlendes, gräßliches Lächeln. Er räusperte sich und suchte nach den richtigen Worten.
    »Leider ist mein Magen schon gut gefüllt …«, begann er, doch der Kaiser unterbrach ihn mit einer jähen Geste.
    »Vielleicht kann ich Abhilfe schaffen«, sprach er und klatschte in die Hände. Die Wand hinter ihm zerriß von oben bis unten, und vier Ordentliche Wächter betraten den Saal. Drei von ihnen zückten lange Säbel, und der vierte versuchte hastig, einen glühenden Zigarettenstummel zu verschlucken.
    Der Wesir ließ seine Schüssel fallen.
    »Der treueste meiner Diener glaubt, er habe für diesen letzten Bissen keinen Platz mehr in seinem Bauch«, erklärte der Kaiser. »Zweifellos könntet ihr nachsehen und feststellen, ob das stimmt. Warum quillt dem Mann Rauch aus den Ohren?«
    »Er brennt vor Tatendrang, o Himmlische Eminenz«, erwiderte der Anführer hastig. »Ich fürchte er kann es gar nicht abwarten, Gebrauch von seinem Säbel zu machen.«
    »Dann soll er ihn benutzen und… Oh, der Wesir scheint seinen Appetit wiedergefunden zu haben. Ausgezeichnet!«
    Völlige Stille herrschte, als sich der Großwesir die blaugrüne Masse in den Mund schob. Er kaute rhythmisch und schluckte.
    »Welch herrlicher Geschmack!« behauptete er kühn. »Vorzüglich. Die Speise der Götter, fürwahr. Wenn Ihr mich jetzt bitte entschuldigen würdet…« Er machte Anstalten, sich in die Höhe zu stemmen. Kleine Schweißperlen glänzten ihm auf der Stirn.
    »Ihr möchtet schon gehen?« fragte der Kaiser und hob die Brauen.
    »Dringende Staatsangelegenheiten rufen mich, o Weitsichtiger und…«
    »Man riskiert Verdauungsstörungen, wenn man so kurz nach dem Essen aufsteht«, tadelte der Kaiser, und die Wächter nickten. »Setz dich! Ich nehme an, mit ›dringenden Staatsangelegenheiten‹ meinst du den Inhalt der kleinen roten Flasche, die in dem schwarzlackierten Schrank deines Zimmers steht und die Aufschrift Gegenmittel trägt, o Lampe des Mitternachtsöls.«
    In den Ohren des Wesirs rauschte es, und auf den Wangen bildeten sich blaue Flecken.
    »Siehst du?« fuhr der Kaiser fort. »Verfrühte Aktivität mit vollem Magen zieht Unwohlsein nach sich. Möge diese Botschaft selbst in den fernsten Regionen meines Reiches verkündet werden. Alle Untertanen sollen von deinem beklagenswerten Zustand erfahren und sich ihn eine Lehre sein lassen.«
    »Ich – gratuliere Euch – zu dieser – weisen – Maßnahme…«, stammelte der Wesir und fiel nach vorn auf ein Tablett mit gebackenen Krabben.
    »Ich hatte einen sehr guten Lehrmeister«, erwiderte der Kaiser.
    WURDE

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