Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gevatter Tod

Gevatter Tod

Titel: Gevatter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Herr, kein Quatsch mehr, Herr… Rincewind, Herr. Stellvertretender Bibliothekar, wenn du erlaubst, Herr.«
    Albert musterte ihn eingehend. Der Bursche sah aus wie ein schmutziges, vergessenes Wäschestück, das ordentlich geschrubbt, mehrmals durch die Mangel gedreht und anschließend sorgfältig gebügelt werden mußte. Wenn Rincewind ein Musterbeispiel dafür darstellte, was aus der Zauberei geworden war, so hielt Alberto Malich einige einschneidende Veränderungen für erforderlich.
    »Welcher Bibliothekar ließe sich von dir vertreten?« fragte er verärgert.
    »Ugh.«
    Irgend etwas tastete nach seinen Fingern, fühlte sich an wie ein warmer weicher Lederhandschuh.
    »Ein Affe! In meiner Universität!«
    »Ein Orang-Utan, Herr. Früher ist er ein ganz normaler Zauberer gewesen, Herr, aber er brachte die Magie durcheinander, Herr, und jetzt will er sich nicht mehr zurückverwandeln lassen, Herr, außerdem weiß nur er, wo die Bücher stehen, Herr«, entgegnete Rincewind diensteifrig. »Ich kümmere mich um seine Bananen«, fügte er hinzu, als er glaubte, es sei eine zusätzliche Erklärung angebracht.
    Albert bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Sei still!«
    »Sehr wohl, Herr. Ich bin still, Herr.«
    »Und sag mir, wo Tod ist.«
    »Tod, Herr?« erwiderte Rincewind und wich an die Wand zurück.
    »Hochgewachsen, recht knöchern, blaues Glühen in den leeren Augenhöhlen, stolziert dauernd, SPRICHT SO… Tod. Hast du ihn kürzlich gesehen?«
    Rincewind schluckte. »Nein, Herr. Kürzlich nicht, Herr.«
    »Nun, ich suche ihn. Dieser Unsinn muß sofort aufhören. Von jetzt an werden andere Saiten aufgezogen, klar? Ich möchte, daß die acht ältesten Zauberer hierher kommen. Ich erwarte sie in einer halben Stunde, mit allen notwendigen Dingen, um den Ritus von AshkEnte zu vollziehen, verstanden? Und daß es niemand von euch wagt zu schlampen, ihr Schlampen! Was seid ihr doch für ein verlotterter Haufen! Hör endlich auf, nach meiner Hand zu greifen!«
    »Ugh.«
    »Auf meinem Programm steht jetzt ein Kneipenbesuch«, fauchte Albert. »Wird heutzutage noch irgendwo anständiges Bier ausgeschenkt?«
    »In der Trommel, Herr«, sagte Rincewind.
    »Die Geflickte Trommel? In der Filigranstraße? Es gibt sie noch immer?«
    »Nun, es wurde mehrmals der Name geändert, und es kam auch zu einigen Um- und Wiederaufbauten, aber die Taverne steht noch immer dort, wo sie, äh, steht. Du sitzt wohl ziemlich auf dem trockenen, wie?« Rincewind zwinkerte und grinste viel zu breit.
    »Was weißt du denn schon davon?« schnappte darauf Albert.
    »Überhaupt nichts, Herr«, versicherte Rincewind prompt.
    »Na schön, ich statte der Trommel einen Besuch ab. Aber in einer halben Stunde bin ich zurück. Und wenn die Zauberer dann nicht hier sind, werde ich…« Albert überlegte kurz. »Nun, sie sollten mich besser nicht warten lassen!«
    Er stürmte in den Korridor, und ein Schleier aus Marmorstaub folgte ihm.
    »Hast du den Hut gesehen?« fragte Rincewind mit zittriger Stimme.
    »Ugh?«
    »Wer einen solchen Hut trägt, ist zu allem fähig.«
     
    Während Albert vor dem Tresen in der Geflickten Trommel stand und sich mit dem Wirt stritt, der ihm eine vergilbte Rechnung vorlegte (es handelte sich um ein sorgfältig aufbewahrtes Erbstück, das einen Königsmord, drei Bürgerkriege, einundsechzig Feuersbrünste, vierhundertneunzig Überfälle und mehr als fünfzehntausend Kneipenschlägereien überstanden hatte) und ihn daran erinnerte, daß ein gewisser Alberto Malich seit rund zweitausend Jahren mit drei Kupfermünzen und den entsprechenden Zinsen in der Kreide stand, während er rechnete und versuchte, zumindest eine grobe Vorstellung von dem Betrag zu bekommen, während er einen finanziellen Schwindelanfall erlitt und ahnte, daß nicht einmal die größte Tresorkammer auf der ganzen Scheibenwelt ausreichte, um das ganze Geld aufzunehmen, während er zu dem kummervollen Schluß gelangte, daß es ankhianische Händler problemlos mit dem sprichwörtlich guten Gedächtnis von Elefanten aufnahmen, während schuldbewußte Verlegenheit nach und nach magischem Zorn wich… Nun, während dies geschah, hinterließ Binky über dem großen und geheimnisvollen Kontinent Klatsch einen langen Kondensstreifen.
    Tief unten pochten Trommeln in aromatisch duftenden, finsteren Dschungeln. Wallende Dampfsäulen stiegen von verborgenen Flüssen auf, in deren schlammigen Fluten ungeheuerliche Ungeheuer darauf warteten, daß ihr Abendessen

Weitere Kostenlose Bücher