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Gevatter Tod

Gevatter Tod

Titel: Gevatter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Papier ein; der kleine Kasten unter der Küchenspüle verlor eine Nadel und viel Zwirn; und die Kleidertruhe in der Abstellkammer mußte sich von einigen Pailletten trennen. Das Ergebnis von Alberts Bemühungen war nicht ganz so ehrfurchtgebietend, wie es sich der alte Mann wünschte – zumal es ständig dazu neigte, ihm tief in die Stirn zu rutschen –, doch es glänzte in mattem Schwarz, besaß Sterne und Monde und wies mit der notwendigen Deutlichkeit darauf hin, daß es sich bei dem Träger um einen Zauberer handelte – wenn auch vielleicht einen verzweifelten.
    Zum erstenmal seit zweitausend Jahren hatte Albert das Gefühl, angemessen gekleidet zu sein. Dieses Empfinden beunruhigte ihn aus irgendeinem Grund, und er zögerte, bevor er den Läufer vorm Bett beiseite schob und mit seinem Stab einen Kreis auf den Boden malte.
    Wo der Stab die Dielen berührte, entstand ein oktarines Schimmern: die achte Farbe des Spektrums, die Farbe der Magie, das Pigment der Imagination.
    Albert fügte dem Kreis acht Zacken hinzu, verband sie miteinander und schuf damit ein Oktagramm. Ein leises Brummen wehte durchs Zimmer.
    Alberto Malich trat in die Mitte der Darstellung und hob seinen Zauberstab hoch über den Kopf. Er spürte, wie der thaumaturgische Gegenstand unter seinem Griff langsam erwachte, nahm das Prickeln einer noch schlafenden Kraft wahr, die sich zögernd entfaltete und wie ein Tiger streckte. Längst vergessen geglaubte Erinnerungen an Macht und Magie gähnten in ihm, und im staubigen Dachboden seines Bewußtseins herrschte plötzlich wieder rege Betriebsamkeit. Seit Jahrhunderten hatte er sich nicht mehr so lebendig gefühlt.
    Er leckte sich die Lippen. Das Brummen verklang, hinterließ eine sonderbare wartende Stille.
    Malich neigte den Kopf zurück und rief eine einzelne Silbe.
    Blaugrünes Feuer loderte von beiden Enden des Stabes. Oktarine Flammen leckten aus den acht Zacken des Oktagramms und umhüllten den Zauberer. Eigentlich waren diese spektakulären Begleiterscheinungen überhaupt nicht notwendig, um die gewünschte magische Wirkung zu erzielen, aber Zauberer legen eben großen Wert auf einen angemessen beeindruckenden Auftritt…
    Was auch auf ihren Bühnenabgang zutrifft. Alberto Malich verschwand.
     
    Stratohemisphärische Winde zerrten an Morts Mantel.
    »Wohin reiten wir zuerst?« rief ihm Ysabell ins Ohr.
    »Nach Bes Pelargic!« erwiderte Mort. Die Böen trugen die Worte fort.
    »Wo ist das?«
    »Im Achatenen Reich! Auf dem Gegengewicht-Kontinent!«
    Er deutete nach unten.
    Mort wußte, wie viele Meilen es noch zurückzulegen galt, und deshalb drängte er Binky nicht zur Eile. Der große weiße Hengst flog derzeit in leichtem Galopp und überquerte gerade den Ozean. Ysabell starrte auf die hohen grünen Wellen mit ihren Schaumkronen – und klammerte sich an Mort fest.
    Tods Lehrling beobachtete einige Wolken, die in der Ferne über dem Kontinent schwebten, und er widerstand der Versuchung, das Pferd mit der flachen Seite seines Schwerts anzutreiben. Er hatte es noch nie geschlagen und wußte nicht so recht, was passieren mochte, wenn er sich nun dazu hinreißen ließ. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten und sich in Geduld zu fassen.
    Eine Hand schob sich unter seinem Arm hinweg und hielt ein Brötchen.
    »Du kannst zwischen Schinken, Käse und Nougatcreme wählen«, sagte Ysabell. »Vertreib dir ruhig die Zeit, indem du etwas ißt.«
    Mort betrachtete die ein wenig zerdrückt wirkende Masse und versuchte sich daran zu erinnern, wann er zum letztenmal etwas gegessen hatte. Seine innere Uhr breitete hilflos die Arme aus und meinte, er solle einen Kalender konsultieren. Er seufzte und griff nach dem Brötchen.
    »Danke«, sagte er widerstrebend freundlich.
    Die kleine Sonne glitt dem Horizont entgegen und zog träges Tageslicht hinter sich her. Die Wolken weiter vorn verdichteten sich, und ihre Ränder glühten in einem rosaroten und orangefarbenen Schein. Nach einer Weile sah Mort die dunkleren Konturen der Landmasse, einen gestaltlosen Schemen, auf dem hier und dort die Lichter von Städten schimmerten.
    Eine halbe Stunde später glaubte er, einzelne Gebäude zu erkennen. Die achatene Architektur hatte eine Vorliebe für gedrungene Pyramiden.
    Binky sank tiefer, bis sich seine Hufe nur noch einen knappen Meter über dem Meer befanden. Mort warf erneut einen prüfenden Blick auf die Lebensuhr, zog vorsichtig an den Zügeln, änderte den Kurs und lenkte das Roß

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