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Gewäsch und Gewimmel - Roman

Gewäsch und Gewimmel - Roman

Titel: Gewäsch und Gewimmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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und hatte Glück.
Wenn, wenn, wenn
    Da, wo die Rennerstraße in die Unterführung übergeht, steht rechterhand ein Klinkerhaus, dessen Hochstammrosen schon jetzt, wie jedes Jahr, vorschriftsmäßig in Winterfolie eingewickelt sind. Herr Fritzle, der dort wohnt, äußerte gegenüber seinem Freund Heinz beim allwöchentlichen Schachspielabend, wenn sie beide im Sommer nur besser aufgepaßt hätten, dannwäre es dem Trübsinn und der Düsternis dieser Tage nicht gelungen, die Oberhand zu gewinnen. Mit ein bißchen mehr Wachsamkeit sei die Entwicklung zu verhindern gewesen. Auch beim Älterwerden müsse man, um es zu stoppen, diesbezüglich die Augen offenhalten. Dann schmunzelte er und zündete sich eine Zigarette an.
    »Im Gegenteil«, antwortete Heinz, als er ein bißchen gegrübelt hatte, »ich habe das Anwachsen der Dunkelheit und das Altern wie ein Schießhund belauert und es gerade dadurch heraufbeschworen. Matt!«
Rätsel
    Der Schriftsteller Pratz stellt in wechselndem kleinen Kreis zu vorgerückter Stunde gern folgendes Rätsel: »Welcher Kanzler hatte eine Art zu grienen, als würde er den Erinnerungen an ein Sittlichkeitsdelikt nachschmecken?«
    »Welcher Kritiker mit demselben Anfangsbuchstaben trug dauerhaft ein Gesicht zur Schau, bei dem man seiner Ausübung des Geschlechtsverkehrs als Rülpsen des Unterleibs beizuwohnen glaubte?«
    »In welchem Beruf (wieder derselbe Anfangsbuchstabe) kann es vorkommen, daß man sich tagtäglich die Unmassen der vorbeigeschleusten Waren in einem Riesenbauch vermengt vorstellt samt den anschließenden Stoffwechselprozessen, zuhause aber Gedichte schreibt?«
Liebe Herta!
    Frankfurt a. M. Durch beruflichen Zufall hat es sich ergeben, ob Du es glaubst oder nicht: Innerhalb von zehn Tagen habe ich hintereinander im Rahmen der sogenannten professionellen Klimapflege mit drei wirklich wohlhabenden Männern beruflich zu Mittag gegessen, einer reicher als der andere. Große Verwöhnung in Spitzenrestaurants! Maßanzüge! Manieren! Ich habenatürlich trotz der Rückenschmerzen optisch alles aus mir rausgeholt und mich gefragt, ob die Kellner wohl wußten, über wieviel Geld diese Männer regieren. Sie lassen es sich ja nach außen nicht ohne weiteres anmerken. Vielleicht kannst auch Du Dir nicht vorstellen, um welches Ausmaß von Vermögen in nationalem, ja europäischem Maßstab es hier geht.
    Aber man selbst ist und bleibt doch eine bescheidene Maus. Einmal habe ich durch eine schnelle Bewegung und ganz ahnungslos ein Zaunkönigspärchen in einer befreundeten, ach was, Gartenbude von Freunden, in Panik versetzt. Was sind die Wichte verzweifelt um mich rumgeflattert und fanden den Ausweg nicht! Beim Mittagessen mit den Männern habe ich nichts Besonderes empfunden, eigentlich gar nichts. Angesichts der Zaunkönige aber viel. Das kommt von den kleinen Verhältnissen.
    Deine Ruth
Offenes Fenster
    Obwohl es abends schon recht kühl wird, hat Elsas Floristin, seit kurzem Mutter des Säuglings Peter-Klaus, gestern nacht noch eine Weile am offenen Fenster gestanden, es war ja Vollmond. Schrecklich gut gefielen ihr nämlich die verrückten Schatten der Buchenäste auf dem hellen Boden. Da kam plötzlich aus der Dunkelheit ein grauenhaftes Knirschen, ein Kreischen, ein mehrfacher eisiger Schrei. Niemand war in der Nähe, den sie fragen konnte. Vielleicht hat nur sie die Laute gehört? Für sich allein? Für sie bestimmt?
    Und wenn das Geräusch nicht von Mensch oder Tier herrührte, sondern von Wesen, die noch keiner, die niemand bisher kennt?
Trost von unverhoffter Seite
    Ein Mann, Erwin, schwarzhaarig, ein Westfale im Grunde, äußerlich ein südländischer Typ, den man leicht für einen Römernehmen könnte, beschwerte sich periodisch bei seiner Frau, daß die Menschen immer unnatürlicher, mechanischer, dümmer würden, es nirgendwo aushielten ohne Laptop, iPod, iPad usw., sich nicht schämten wegen dieser lachhaften Abhängigkeit und auch bei Sport und Gartenarbeit mit Haut und Haar dem technischen Ausrüstungswesen verfallen seien. Daß dagegen die Roboter, die Maschinen in sausender Geschwindigkeit intelligenter, menschenähnlicher würden und ihm ihre, der Frau, warme Nähe in der Nacht der einzige Schutz gegen solcherlei usurpatorische Alpträume sei.
    »Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön!« summte die Frau währenddessen leise, ganz leise vor sich hin. Sie selbst konnte nur mit einem Auge sehen. Es wurde nicht bemerkt, aber wenn

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