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Gewalt ist eine Loesung

Gewalt ist eine Loesung

Titel: Gewalt ist eine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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endlose Sekunden gegenüber. Es war deutlich zu erkennen, dass sich die Autonomen beratschlagten. Weshalb sie das taten, erschloss sich uns nicht. Sie waren in der Überzahl, was gab es da noch zu diskutieren?
    Natürlich wussten die Autonomen, dass das Gebiet rund um die Bielefelder Alm bei Heimspielen der Arminia fest in der Hand der Blue Army war. Aber vor ihnen standen schließlich nur wir drei. Plötzlich nahm Frank allen Beteiligten die Entscheidung über den weiteren Verlauf ab. Er trat auf die Straße, ging langsam auf die Autonomen zu und hob seine Fäuste an.
    Die Entscheidung war gefallen. Frank hatte sie getroffen und es war klar, dass wir ihm folgen würden. Keiner von uns hätte den anderen im Stich gelassen. Auch nicht, wenn es zu dritt gegen 20 Vermummte ging! Ich verschaffte mir ein letztes Mal einen Überblick über die Situation. Ich schaute nach links, keine Polizei, keine Zivilpolizisten rechts, vereinzelt ein paar Fußgänger. Die Luft war rein. Und wir griffen an!
    Zwischen den geparkten Autos auf der anderen Straßenseite waren nur kleine Lücken frei. Die Autonomen schienen noch abzuwarten und blieben hinter den Autos in Deckung. Uns trennten nur noch vier Meter von der Gruppe in Schwarz, als die Typen plötzlich ihre Jacken öffneten und Waffen hervorzogen. Ich sah zwei abgesägte Feldhockeyschläger und mehrere Holzschlagstöcke. Das machte uns nur noch wütender. 20 gegen drei und dann noch mit Waffen. Was für ein jämmerlicher Haufen.
    Wir preschten zwischen die Autos. Frank schnappte sich den ersten, den er erwischen konnte, und streckte ihn mit einem schweren rechten Faustschlag gegen den Kopf nieder. Da die Vermummten dicht zusammenstanden, konnte der Typ gar nicht umfallen, sondern sackte nach hinten in seine Kumpane hinein.
    Ich stürmte Frank nach und trat einem Vermummten mit Anlauf direkt vor die Brust. Drei Autonome gingen um die geparkten Autos herum und versuchten, Paul anzugreifen. Mitten auf der Straße entwickelte sich umgehend eine heftige Prügelei. Und noch während ich mir den nächsten Kapuzenkopf zurechtschob, sah ich im Kampfgetümmel aus dem Augenwinkel einen Gegenstand auf Franks Kopf zurasen. Im Bruchteil einer Sekunde wurde mir klar, dass es ein Hammer war. Und im nächsten Moment gab es ein dumpfes Geräusch …
    Ich drehte mich um und sah nur noch Blut. Aus einer klaffenden Platzwunde direkt auf Franks Stirn sprudelte das Blut wie aus einer Quelle. Innerhalb kürzester Zeit war sein ganzer Kopf und Oberkörper von der roten Flüssigkeit bedeckt. Das war jetzt eindeutig zu viel. Blitzartig fielen alle Grenzen. Wir gerieten buchstäblich in einen Blutrausch und rasteten total aus.
    Frank griff sich trotz seiner fürchterlich klaffenden Kopfwunde einen Autonomen und schlug ihm mehrmals mit der rechten Faust hart ins Gesicht. Ein hässliches Geräusch übertönte den Kampflärm. Es hörte sich an, als ob der Koch einer Imbissbude seine Schnitzel kraftvoll mit einem Fleischhammer plattschlug. Platsch! Platsch! Zwei weitere schwere Schläge explodierten im Gesicht des Autonomen. Frank hielt den mittlerweile bewusstlosen Typen mit seiner linken Hand an der Jacke fest und drosch weiter auf ihn ein. Platsch! Platsch! Platsch! Die Arme des Kerls hingen schlaff an seinem Körper hinunter. Seine Augen waren so verdreht, dass seine Pupillen gar nicht mehr sichtbar waren. Nur noch weiß. Seine Augen strahlten weiß – und leer.
    Ich schlug und trat auf alles ein, was in meiner Nähe war. Ob sich unter der Vermummung eine Frau versteckte oder nicht, spielte keine Rolle mehr. Hier ging es nur noch um Gewalt. Schmerz. Und Rache. Auge um Auge, Zahn um Zahn – in der Beziehung blieben wir meistens alttestamentarisch. Von links aus der Stadt stürmten drei weitere Bielefelder Jungs in unsere Richtung, die durch den Kampflärm auf die Schlägerei aufmerksam geworden waren. Jens, Olaf und Markus, drei kampferprobte Vertreter der alten Garde des OWT.
    Die drei sprangen sofort in die Autonomen rein. Und dann standen plötzlich auch noch Rolf und Sascha da – beide Köche in einem Bielefelder Szenelokal und Mitglieder bei der Blue Army. Die Schlägerei hatte sich bereits auf den gesamten Bürgersteig und die Straße ausgebreitet. Der Lärm dieser Straßenschlacht war bis zum »Melody« zu hören. Innerhalb kürzester Zeit fielen gut 20 hoch motivierte Schläger aus Bielefeld und Hamburg über die Autonomen her. Sie alle wussten nicht, was passiert war, aber das spielte keine Rolle

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