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Gewalt ist eine Loesung

Gewalt ist eine Loesung

Titel: Gewalt ist eine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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flüchteten wieder. Auf einen direkten Kampf ließen sie sich nicht ein.
    Unsere Hundertschaft erhielt den Auftrag, den Straßenzug komplett von Autonomen zu räumen und weiter vorzudringen. In dem weiter dahinter liegenden Autonomen-Viertel würden zahlreiche Geschäfte geplündert und verwüstet, so unsere Informationen. Also begannen wir damit, die sogenannten Straßenkämpfer in die Häuserschluchten und das Parkgelände zurückzudrängen. Die Typen ließen es immer noch nicht auf eine direkte Konfrontation ankommen, obwohl sie deutlich in der Überzahl waren. Sie zogen sich immer wieder sprunghaft zurück und griffen vereinzelt aus der Ferne an.
    Als Nächstes sollten wir die Autonomen zersplittern. Hierzu spurteten kleinere Polizei-Einheiten nach vorne und versuchten, die Chaoten auseinanderzutreiben. Diese Taktik sollte verhindern, dass sich der Gegner zu einer großen Masse vereinigen und dementsprechend stärker auftreten konnte. Auf Kommando preschten wir auf die größere Autonomen-Gruppe zu und versuchten, ein paar von ihnen zu erwischen. Noch während sie sich zurückzogen, konnten wir die harten Einschläge der Steine auf unseren Schutzschilden spüren .
    Bis dahin hatte unsere Hundertschaft erst drei verletzte Beamte zu beklagen, die von Pflastersteinen an Schultern und Beinen getroffen worden waren. Das sollte sich jedoch schnell ändern. Einer unserer Gruppenführer – er hieß André – verfolgte etwa 30 Meter von mir entfernt einen Autonomen-Trupp von sechs Mann. Ich konnte es aus dem Augenwinkel sehen. Er lief an der Spitze eines fünfköpfigen Kommandos den Autonomen in einen Hinterhof hinterher. André war Brillenträger. Er trug eine kleine, runde Nickelbrille, die ihn eher wie einen Studenten aussehen ließ. Wegen des anhaltenden Regens und des eng anliegenden Visiers war seine Brille beschlagen. Nur so lässt sich erklären, weshalb er den Gesichtsschutz hochgeklappt hatte. Wie ich später erfuhr, stürmte er als Erster in einen dunklen Hinterhof. Dort hatten aber zwei Autonome hinter einem Müllcontainer gelauert und ihm mit voller Wucht einen roten Backstein in das ungeschützte Gesicht gerammt. Sein Jochbein und das Nasenbein müssen sofort gebrochen sein. Mit quer verlaufenden Platzwunden an Stirn und Kinn brach André blutüberströmt zusammen und blieb bewusstlos liegen.
    Es dauerte mehrere Wochen, bis der Mann nach zahlreichen Gesichtsoperationen wieder einigermaßen einsatzfähig war. Was mit ihm in jener Nacht geschehen war, sprach sich wie ein Lauffeuer herum. Ich weiß noch heute, wie ich damals vor Wut geradezu schäumte. Wir kämpften uns weiter die Straße hoch und passierten eine Dönerbude. Kein großer Laden, nur um die 25 bis 30 Quadratmeter groß. Mir fiel auf, dass sich dorthin etwa 25 Autonome geflüchtet hatten. Sie standen da wie einfache Gäste und bestellten Bier und Döner. Auf den ersten flüchtigen Blick konnte man gewisse Auffälligkeiten durchaus übersehen. Es waren Männer und Frauen – alle zwischen 20 und 35 Jahren. Sie trugen unterschiedliche Kleidung, hatten aber alle eines gemeinsam: Alle ihre Kleidungsstücke waren ausnahmslos schwarz. Und die Haare klebten ihnen verschwitzt auf der Stirn. Ich wusste aus eigener Erfahrung, weshalb: Das kam von der Vermummung!
    Ich machte bei meinem Zugführer kurz Meldung und schon war der Befehl erteilt, den Imbissstand zu räumen. Ich verzichtete auf jedes Vorgeplänkel und packte gleich den Ersten, der mir in den Weg kam, an Hals und Kopf und zerrte ihn raus. »Alles raus! Alles raus hier! Sofort!« Ich schrie laut und energisch. Ein wüstes Gedränge entstand. Tische flogen um, die Glastheke des Imbissstandes ging zu Bruch, die Kasse flog zu Boden … Auf solche Dinge konnte keine Rücksicht mehr genommen werden. Keiner der Beamten interessierte sich noch dafür, ob die Getränke oder das Essen überhaupt bezahlt waren. Die Typen mussten raus aus dem Laden!
    Draußen nahm unsere Einheit sofort wieder die Formation der Polizeikette ein und arbeitete sich weiter die Straße hoch. Direkt vor den besetzten Häusern kämpfte eine Hundertschaft des Bundesgrenzschutzes bereits seit über einer Stunde. Auch der BGS hatte schon mehrere Verwundete zu beklagen und konnte unsere Unterstützung dringend gebrauchen.
    Gemeinsam mit dem Grenzschutz räumten wir eine Hauptstraße und eroberten einen verwüsteten und geplünderten Penny-Markt zurück. Auch in dieser Straße lagen umgestürzte Autos auf dem Asphalt. Ein paar Autonome

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