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Gewalt ist eine Loesung

Gewalt ist eine Loesung

Titel: Gewalt ist eine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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sehr enge Freundschaft zu den Schalker Hooligans, was als Grund für eine kräftige Abreibung schon reichte. Für diesen Sonntag war schon Wochen zuvor ein Date vereinbart worden. Die Sache sprach sich in unseren Kreisen schnell herum und so meldeten sich noch zwei Abordnungen unserer Freunde aus Hamburg und Hannover beim Onkel an, bei dem – wie so oft – die Fäden für solche Treffen zusammenliefen.
    Alle äußeren Umstände sprachen für eine schöne, saubere Keilerei, denn der Bielefelder Polizeipräsident Uwe Meier wählte dieses Spiel für eine neue Einsatztechnik aus: Im Stadion selbst sollten Ordner und private Sicherheitsdienste agieren, rund um das Stadion nur ein Minimum an Polizeikräften die nötigsten Maßnahmen ergreifen. Diese neue Strategie hatte eine Kontroverse um die Millionengewinne der Fußballclubs zum Hintergrund. Während die Vereine das Geld scheffelten, mussten die Städte und Kommunen horrende Summen für Sicherheitsmaßnahmen ausgeben. So zumindest sah es der Polizeipräsident. Dass die Vereine aber auch viele Millionen Mark Steuern zahlten und Hunderte von Arbeitsplätzen schufen, klammerte der Mann völlig aus.
    Uns sollte dieser politische Kleingeist recht sein, schließlich versprach er für unser Treffen mit den Erkenschwicker paradiesische Umstände. Wenig Polizei hieß für uns: ungestörtes Prügeln ohne Angst vor juristischer Verfolgung. Dass der Polizeipräsident mit dieser Maßnahme riskierte, große Teile von Bielefeld ungeschützt zu lassen, sollte uns nicht belasten. Die Party konnte beginnen.
    Leider hatten die Erkenschwicker diese Angelegenheit nicht ganz so entspannt gesehen. Als sie erfahren hatten, dass unser Mob gut 80 Mann stark werden würde und mit Störungen vonseiten der Ordnungsmacht kaum zu rechnen sei, beschlossen die Jungs kurzerhand, das Treffen abzusagen. Das Date wurde ihnen zu heiß und wir hatten uns mal wieder viel zu früh gefreut.
    Aber das sollte unsere Feierlaune nicht stören. Schließlich gab es noch ein Fußballspiel, alle Jungs waren anwesend, Bier war vorhanden. Das musste genügen, zumal es ein Sonntag war und die meisten von uns am Montag wieder arbeiten mussten.
    Nach Spielende verließen Frank, Paul und ich gemeinsam das Stadion. Es war 19:30 Uhr und schon seit Stunden dunkel. Unser Ziel war das »Melody«, eine unserer Stammkneipen in Stadionnähe. Auf der Stapenhorststraße, die den Westen Bielefelds durchquert, war es schon ruhig geworden. Durch die Nähe zur Universität wohnten in dem gesamten Viertel vor allem Studenten. Und ein paar Autonome. Wir passierten ein besetztes Haus. Weiße Laken, mit unsinnigen linken Parolen und den obligatorischen roten und schwarzen Sternen beschmiert, hingen aus den Fenstern. Hier hauste der Typ Mensch, den ich beruflich wie privat nicht zu meinem engeren Freundeskreis zählte. Ich musste wieder an die Straßenschlacht von Bremen denken, als sich vor dem besetzten Haus plötzlich der Bürgersteig füllte. Gut 20 Autonome strömten aus dem Haus und sammelten sich auf der Straße. Alle schwarz gekleidet, die Männer teilweise vermummt mit schwarzen Kapuzen und Sturmhauben über dem Gesicht.
    Wir blieben stehen. War das ein Traum? Hatten wir diese Typen tatsächlich einmal direkt vor der Flinte? Waren wir so nah an ihnen dran, dass sie ausnahmsweise einmal nicht weglaufen konnten? Es gab nur ein Problem: Wir waren drei und die hatten etwa 20 Leute auf der Straße. Unsere Jungs saßen gar nicht so weit entfernt im »Melody«, aber die Autonomen standen genau dazwischen – wir hätten sie nicht informieren können. Unsere vermummten Feinde musterten uns ebenfalls. Und ich nehme an, sie wussten auf Anhieb, wer ihnen auf der anderen Straßenseite gegenüberstand.
    Unsere Reaktion war ungewöhnlich. Wer blieb schon mit drei Mann stehen, um eine Gruppe von 20 vermummten Autonomen ins Visier zu nehmen? Jeder normale Mensch hätte seinen Schritt beschleunigt und hätte zugesehen, dass er wegkommt. Aber wir waren keine normalen Menschen!
    Frank, Paul und ich schauten uns nur kurz in die Augen. Wir waren wie Brüder. Wir mussten nicht aussprechen, was wir in diesem Moment dachten. Es stand alles in unseren leuchtenden Augen geschrieben. Das Adrenalin strömte durch unsere Körper und verjagte den Alkohol aus den Gliedern. Ja, wir wollten sie! Wir wollten es ihnen ordentlich besorgen. Die Autonomen standen für alles, was wir seit Jahren verabscheuten. Und das würden wir heute Nacht klären.
    Wir standen uns

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