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Gewalt ist eine Loesung

Gewalt ist eine Loesung

Titel: Gewalt ist eine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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    Die Autonomen gerieten in Panik. Ihre Überzahl war längst Vergangenheit. Einige lagen bewusstlos und blutend auf der Straße oder versuchten bereits zu fliehen. Doch sie kamen nicht weit. Aus Franks Kopf schoss noch immer unaufhörlich das Blut. Er hatte nun jegliche Selbstkontrolle verloren. Er war der Raserei nahe und suchte sich ein Opfer nach dem anderen. Aus diesem Menschen war eine tobende Kampfmaschine geworden. Seine hassverzerrten Gesichtszüge waren selbst unter den Blutströmen zu erkennen. Ein Bild wie aus einem Horrorfilm.
    Ich verfolgte einen Autonomen über die Straße. Er versuchte, in ein fahrendes Auto einzusteigen und zu fliehen. Am Steuer saß eine etwa 50-jährige Frau, die vor Schrecken erstarrt ungläubig aus dem Fenster glotzte. So etwas kannte sie wohl nur aus Filmen. Sie fuhr im Schritttempo heran, als der Autonome auf sie zu rannte. Von der anderen Seite sprintete der Onkel herbei und sprang dem Typen mit voller Wucht ins Genick. Er fiel mir praktisch vor die Beine und ich zögerte nicht, ihm meine rechtes Knie durchs Gesicht zu ziehen.
    Er war wohl bereits ohnmächtig, bevor er auf dem Boden aufschlug. Einen Moment lang hielt ich die Luft an, weil ich befürchtete, dass er mit seinem Oberkörper unter die Räder des Wagens dieser Frau fallen und dabei zerquetscht werden könnte. Aber er knallte auf den Fahrradstreifen neben die geparkten Autos und blieb in einer unnatürlich verkrümmten Haltung liegen.
    Ich drehte mich um. Direkt hinter mir prügelte Paul auf einen Autonomen ein und schrie wie von Sinnen: »Das ist der mit dem Hammer! Das ist der mit dem Hammer!« Ich rannte auf ihn zu und trat dem Vermummten aus vollem Lauf mit aller Kraft in den seitlichen Rippenbogen. Der Typ hob ab und prallte hart gegen einen parkenden VW Golf. Der Autonome versuchte mit letzter Kraft, sich unter dem Wagen zu verkriechen. Aber die Jungs zogen ihn an den Füßen zurück auf die Straße und traten einfach zu. Sie erwischten ihn mit ganzer Wucht am Kopf, an der Schulter und am Brustkorb.
    Die Schlägerei war vollkommen zur Raserei entartet. Die Jungs schrien immer wieder »Das ist der mit dem Hammer!« und droschen ohne Unterlass auf den Kerl ein. Der Autonome war nicht einmal mehr in der Lage, seine Hände schützend vor den Kopf zu halten. Ungebremst und mit voller Wucht trafen die Tritte auf seinen Kopf, der von einer Seite auf die andere schlug.
    Plötzlich kam ein erfahrener Straßenkämpfer vom OWT angerannt und stellte sich schützend über den Autonomen, der ohnmächtig auf dem Asphalt lag. »Hört auf, hört auf! Der hat genug.« Erst jetzt kamen die Jungs wieder zur Besinnung. Sie hatten sich in einem Rausch befunden. Weggetreten. Im Tunnel. Sie standen noch bei dem Autonomen. Der alte Haudegen stieß sie an der Schulter: »Hallo! Hört auf! Lasst ihn in Ruhe.« Langsam, wie in Trance, gingen sie zwei Schritte zurück und ließen von ihm ab. Er schaute sich kurz die Kopfverletzungen des Autonomen an und blickte besorgt wieder auf. Fassungslos legte er den Kopf des Autonomen vorsichtig zurück auf die Straße und ging weg. Es sah nicht gut aus.
    Mehrere schwarz gekleidete Autonome lagen auf der Stapenhorststraße – ohnmächtig, verkrümmt, blutend und stöhnend. In einer Seitenstraße sah ich plötzlich die beiden szenekundigen Beamten her­beilaufen. Wie ich später erfuhr, waren die beiden Zivilbeamten bereits auf dem Nachhhauseweg, als sie per Funk alarmiert wurden: »Massenschlägerei auf der Stapenhorststraße! Viele Verletzte.« Sie berichteten später, dass sie sich auf diesen Hilferuf keinen Reim machen konnten, da nach ihren Erkenntnissen die Hooligans aus Erkenschwick doch gar nicht erst angereist waren.
    Ich sah die beiden aus dem Augenwinkel. Sie hatten mich offenbar noch nicht entdeckt und waren von den kriegsähnlichen Zuständen auf der Straße sichtlich geschockt und überrumpelt. Ich warf noch einen letzten Blick auf den Hammerschläger. Ein Bild, das mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben sollte. Noch nie zuvor hatte ich einen Menschen in einer derart unnatürlich verdrehten Körperhaltung gesehen. Wie erstarrt von einem spastischen Anfall lag er auf dem Asphalt und ich war mir an jenem Abend nicht sicher, wie der Typ diese Sache überstehen würde.
    Das Sirenengeheul wurde immer lauter. Es war allerhöchste Zeit, abzuhauen. Nach dieser Geschichte sollte man sich besser nicht erwischen lassen, denn in Anbetracht der vielen, zum Teil schwer verletzten Menschen auf

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