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Gewalt

Gewalt

Titel: Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Pinker
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    Southern trees bear strange fruit,
    Blood on the leaves and blood at the root,
    Black body swinging in the Southern breeze,
    Strange fruit hanging from the poplar trees.
    [Bäume im Süden tragen eine sonderbare Frucht
    Blut auf den Blättern und Blut an der Wurzel
    Schwarzer Körper schaukelt in der Brise des Südens
    Sonderbare Frucht hängt von den Pappeln]
    (Meeropol und seine Frau adoptierten später die verwaisten Söhne von Julius und Ethel Rosenberg, nachdem das Paar hingerichtet worden war, weil Julius Geheimnisse über Atomwaffen an die Sowjetunion verraten hatte.) Als Meeropol das Gedicht vertont hatte, wurde es zur Erkennungsmelodie von Billie Holiday, und das Magazin
Time
kürte es 1999 zum Song des Jahrhunderts. [1046] Aber auch hier stoßen wir auf eines jener zeitlichen Paradoxa, die uns schon öfter begegnet sind: Der auffällige Protest entwickelte sich zu einer Zeit, als die Verbrechen schon längst im Rückgang begriffen waren. Der letzte berühmte Lynchmord wurde 1955 aufgedeckt: Damals wurde der vierzehnjährige Emmett Till in Mississippi entführt, geschlagen, verstümmelt und getötet, weil er angeblich einer weißen Frau nachgepfiffen hatte. Seine Mörder wurden in einem oberflächlichen Prozess von einer ausschließlich mit Weißen besetzten Jury freigesprochen.
    Die Angst vor einem Wiederaufflammen der Lynchmorde wuchs Ende der 1990 er Jahre, als ein heimtückischer Mord das ganze Land in Schrecken versetzte. Im Jahr 1998 entführten drei Rassisten in Texas einen Afroamerikaner, James Byrd, schlugen ihn bewusstlos, ketteten ihn mit den Fußgelenken an ihren Lieferwagen und schleiften ihn drei Meilen weit über das Straßenpflaster, bevor sein Körper auf einen Abflusskanal schlug und in Stücke gerissen wurde. Dieser heimliche Mord war zwar ganz etwas anderes als die Lynchmorde ein Jahrhundert zuvor, bei denen eine ganze Gemeinde einen Farbigen in einer Karnevalsatmosphäre hinrichtete, das Verbrechen wurde aber allgemein mit dem Begriff »Lynchmord« bezeichnet. Es ereignete sich wenige Jahre nachdem das FBI erstmals Statistiken über sogenannte Hassverbrechen geführt hatte, das heißt über Gewaltakte, die wegen Rasse, Religion oder sexueller Orientierung auf eine bestimmte Person zielten. Seit 1996 veröffentlicht das FBI diese Statistiken in einem Jahresbericht, und daran können wir feststellen, ob der Mord von Byrd ein Teil eines beunruhigenden neuen Trends war. [1047] Abbildung  7 - 3 zeigt die Zahl der Afroamerikaner, die während der letzten Jahrzehnte wegen ihrer Rassenzugehörigkeit ermordet wurden. Die Zahlen auf der senkrechten Achse stellen keine Morde je 100 000 Einwohner dar, sondern die
absolute Zahl
der Morde. Im Jahr 1996 , dem ersten statistisch erfassten Jahr, wurden fünf Afroamerikaner wegen ihrer Rassenzugehörigkeit getötet, und seither ist die Zahl auf einen pro Jahr zurückgegangen. In einem Land, in dem sich jedes Jahr 17 000 Morde ereignen, verschwinden solche Hassverbrechen im statistischen Hintergrund.
    Abbildung  7 – 3 :
    Durch Hassverbrechen getötete Afroamerikaner in den Jahren 1996 bis 2008
    Weitaus häufiger sind natürlich weniger schwerwiegende Formen der Gewalt, beispielsweise schwere Körperverletzung (wobei der Täter eine Waffe benutzt oder eine Verletzung verursacht), einfache Körperverletzung und Einschüchterung (bei der einem Opfer Angst um die persönliche Sicherheit eingejagt wird). Die absoluten Zahlen der durch die Rasse motivierten Zwischenfälle ist zwar beunruhigend – mehrere hundert Fälle von einfacher Körperverletzung, mehrere hundert Fälle von schwerer Körperverletzung und 1000 Fälle von Einschüchterung pro Jahr –, man muss sie aber in den Zusammenhang der allgemeinen amerikanischen Verbrechenszahlen während eines großen Teils dieses Zeitraums stellen, die
eine Million
Fälle schwerer Körperverletzung pro Jahr umfassen. Die Zahl der von der Rasse motivierten schweren Körperverletzungen machte ungefähr ein halbes Prozent aller derartigen Delikte ( 322 je 100 000 Einwohner und Jahr) aus und war geringer als die Quote, mit der Personen aller Rassen aus allen Gründen ermordet worden sind. Und wie man in Abbildung  7 - 4 erkennt, sind alle drei Formen von Hassverbrechen seit 1996 im Rückgang begriffen.
    Abbildung  7 – 4 :
    Nicht tödlich verlaufende Hassverbrechen an Afroamerikanern in den Jahren 1996 bis 2008
    Mit den Lynchmorden starben auch die farbigenfeindlichen Pogrome aus. Wie Horowitz

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