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Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Titel: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marshall B. Rosenberg
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gemacht hast, war sehr ausländerfeindlich!“ Es macht mir vielleicht sogar richtig Freude, so etwas zu sagen, aber zu den tieferen Gefühlen und Bedürfnissen hinter einer solchen Aussage zu kommen kann sehr beängstigend sein. Um unseren Ärger vollständig auszudrücken, können wir z.B. zu der Person sagen: „Als du hier hereingekommen bist und angefangen hast, dich mit den anderen zu unterhalten und zu mir gar nichts gesagt hast und dann diese Bemerkung über Einheimische gemacht hast, ist mir ganz schlecht geworden und ich habe richtig Angst gekriegt; da wurden bei mir alle möglichen Bedürfnisse angesprochen, die mit gleichberechtigtem Umgang zu tun haben. Kannst du mir bitte sagen, wie du dich fühlst, wenn ich das zu dir sage?“

Zuerst Empathie anbieten
    In den meisten Fällen muß jedoch ein anderer Schritt vorgeschaltet werden, bevor wir erwarten können, daß der andere in Kontakt kommt mit dem, was in uns vorgeht. Weil es anderen Menschen oft schwerfallen wird, in solchen Situationen unsere Gefühle und Bedürfnisse aufzunehmen, ist es sinnvoll, daß wir uns zuerst auf sie einstimmen, wenn wir möchten, daß sie auch uns hören. Je mehr wir uns in die Gründe einfühlen, die bei den anderen dazu führen, daß sie sich so verhalten, daß unsere Bedürfnisse nicht zufriedengestellt werden, desto wahrscheinlicher ist es, daß es ihnen im Anschluß daran möglich sein wird, sich auf uns einzustimmen.
    Je mehr wir sie hören, desto mehr werden sie uns hören.
    Im Verlauf der letzten dreißig Jahre habe ich reiche Erfahrungen mit Leuten sammeln können, die starke Überzeugungen zu bestimmten Rassen und ethnischen Gruppen pflegen. Eines Morgens stieg ich ganz früh in ein Sammeltaxi, das mich vom Flughafen in die Stadt brachte. Der Taxifahrer erhielt über Lautsprecher einen Ruf von seiner Zentrale: „Holen Sie Mr. Fisherman von der Synagoge in der Main Street ab.“ Der Mann neben mir murmelte: „Diese Kikes (Anm. d. Übers: „kike“ ist ein sehr abfälliges Wort für Juden) stehen schon so früh auf, damit sie allen Leuten das Geld aus der Tasche ziehen können.“
    Zwanzig Sekunden lang kam Rauch aus meinen Ohren, so kochte ich. In früheren Jahren wäre meine erste Reaktion die gewesen, so jemanden körperlich verletzen zu wollen. Jetzt atmete ich ein paarmal tief durch und gab mir dann selbst Empathie für die Verletzung, die Angst und die Wut, die mich aufwühlten. Ich wandte mich meinen Gefühlen zu. Ich blieb mir darüber bewußt, daß meine Wut weder von meinem Mitfahrer noch von seiner Äußerung kam. Sein Kommentar hatte zwar einen Vulkan in mir ausbrechen lassen, aber ich wußte, daß mein Ärger und meine massive Angst aus einer viel tieferen Quelle gespeist wurden als den Worten, die er gerade von sich gegeben hatte. Ich lehnte mich zurück und erlaubte einfach den gewalttätigen Gedanken, sich in meinem Kopf auszutoben. Ich freute mich sogar über die Vorstellung, seinen Kopf richtig zu packen und ihn zu zerschmettern.
    Bleiben wir mit unserem Bewußtsein bei den gewalttätigen Gedanken, die uns in den Kopf kommen, ohne ein Urteil zu fällen.
    Diese Selbst-Empathie machte es mir möglich, meine Aufmerksamkeit auf das Menschliche hinter seiner Aussage zu lenken, und meine ersten Worte waren dann: „Fühlen Sie sich ...?“ Ich versuchte, mich in ihn einzufühlen, seinen Schmerz zu hören. Warum? Weil ich das Menschliche in ihm sehen wollte und auch wollte, daß er meine Erfahrungen nach seiner Bemerkung voll und ganz verstehen konnte. Ich wußte, daß ich dieses Verständnis nicht bekommen würde, wenn er innerlich aufgewühlt war. Meine Absicht war, mit ihm in Kontakt zu kommen, und der lebendigen Energie hinter seinem Kommentar respektvolle Empathie zu geben. Meine Erfahrung sagte mir, wenn es mir gelingen würde, ihm Empathie zu geben, dann würde er mich im Gegenzug auch hören können. Es würde nicht einfach werden, aber es könnte gelingen.
    „Sind Sie frustriert?“ fragte ich. „Es hat den Anschein, als hätten Sie schlechte Erfahrungen mit Juden gemacht.“
    Er musterte mich einen Moment lang: „Ja! Diese Leute sind abscheulich, sie machen alles für Geld.“
    „Sind Sie mißtrauisch und möchten sich schützen, wenn Sie finanzielle Angelegenheiten mit ihnen zu regeln haben?“
    „Ja, so ist es!“ rief er aus, und äußerte noch weitere Urteile, während ich auf seine Gefühle und Bedürfnisse hinter jedem einzelnen Urteil hörte. Wenn wir mit unserer Aufmerksamkeit die

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