Gewitter der Liebe
übel, sie sind nicht gegen dich gerichtet.«
»Aber das weiß ich doch«, lenkte sie sofort ein. »Du tust das alles nur für mich, und wenn wir erst verheiratet sind …«
»Du kennst meine Einstellung dazu«, unterbrach er sie hastig. »Bevor ich dich nicht ernähren kann, kommt eine Hochzeit für mich nicht in Frage.«
»Ich kann auf eine große Feier verzichten.«
»Darum geht es mir nicht, Liebling. Es ist mein eigener Entschluss, nicht eher in den Ehestand zu treten, bis ich genug Geld verdient habe, um dir ein sorgloses Leben ermöglichen zu können.« Er stand auf, trat hinter Julias Stuhl und legte seine großen, abgearbeiteten Hände auf ihre Schultern. »Du sollst es einmal besser haben als deine Eltern, und ich fühle mich dazu verpflichtet, dir einen angemessenen Lebensstandard zu ermöglichen.«
Im Inneren jubilierte sie. Er liebte sie, auch wenn ihr in den vergangene Wochen wiederholt Zweifel wegen seiner schlechten Laune gekommen waren.
Es wurde allmählich Sommer in Kalifornien. Hügel und Berge trugen ein saftig grünes Kleid, vermischt mit unzähligen bunten Blumen, die Julia nie zuvor gesehen hatte. Wenn Ross das nächste Mal zurückkam, würde er genug Geld für die Möblierung des neuen Hauses mitbringen, hoffte Julia, damit sie endlich umziehen konnten.
Sie hielt sich nun oft im neuen Heim auf, schrubbte die Fußböden, die angenehm nach frisch verarbeitetem Holz rochen, hängte Gardinen auf und besorgte Blumenkästen für die Fenster, in die sie Geranien pflanzte.
Nathan und natürlich auch Lilly, die noch immer etwas verstört wirkte, wurden von Julia eingeladen, sich das Haus anzusehen. Beide zeigten sich angenehm überrascht, denn insgeheim hatten sie Ross nicht zugetraut, ein so hübsches Haus bauen zu lassen.
Julia führte ihre beiden Freunde stolz durch alle Räume und erklärte ihnen, wie sie sie einzurichten gedachte.
»Und hier kommt eine Eckvitrine für das gute Geschirr hin.« Sie standen im zukünftigen Esszimmer. »Und in die Mitte ein großer Esstisch mit zwölf Stühlen!«
»Ich kann es mir direkt vorstellen«, sagte Lilly beeindruckt. »In einem Geschäft habe ich neulich Möbel gesehen, die perfekt in diesen Raum passen würden.«
Unterdrückt seufzte Julia. »Wie die Einrichtung ausfallen wird, hängt davon ab, wie viel Gold Ross findet. Er will nicht einfache Bauernmöbel haben, sondern etwas Besonderes.«
»Und wenn er zu wenig Gold findet, um euer Haus nach Wunsch einrichten zu können?«, schaltete sich Nathan ein und stützte sich auf seinen Gehstock. »Möbel nach der neuesten Mode sind sehr teuer.«
»Ich weiß.« Wieder seufzte Julia, diesmal weniger verhalten. »Leider lässt Ross nicht mit sich reden. Er will so leben wie die feinen Leute, sagt er. Meinen Vorschlag, erst einmal das Nötigste anzuschaffen, lehnt er rigoros ab.«
»Soll ich euch etwas leihen?«
Ein wenig niedergeschlagen schüttelte Julia den Kopf. »Danke für das Angebot, Nathan, aber das würde Ross niemals dulden. Er will aus eigener Kraft dafür sorgen, dass wir ein gemütliches und vorzeigbares Heim haben.«
»Er hat eben seinen Stolz«, warf Lilly ein und folgte den beiden anderen in den Flur hinaus. »Er schafft das schon. Und wenn nicht, wenn sich der Umzug wegen fehlender Möbel verzögert, wird er sich vielleicht dazu durchringen, sich Geld zu leihen.« Sie sah sich um. »Also, von der Größe her ist das Haus der reinste Palast im Gegensatz zu eurem Mietshäuschen.«
Julia lachte. »Das meint Ross auch. Übrigens werden wir möglicherweise bald heiraten.«
»Das wird aber auch Zeit«, erwiderte Lilly schmunzelnd. »Immerhin kennt ihr euch über ein Jahr und lebt in wilder Ehe zusammen.«
Die beiden Frauen merkten nicht, wie still Nathan geworden war. Er hatte gewusst, dass es so weit kommen würde, aber er konnte sich nicht damit abfinden, dass seine geliebte Julia bald den Namen eines anderen Mannes trug.
Er war froh, als es Zeit zum Aufbrechen war, und bot Lilly an, sie in seiner Kutsche mit ins Zentrum zu nehmen. Julia wollte noch etwas bleiben, um die letzten Gardinen aufzuhängen, die sie in den vergangenen Tagen genäht hatte.
»Was hältst du eigentlich von Ross?«, fragte Nathan, als sie auf dem Kutschbock saßen. Er hatte sich eine leichte geschlossene, einspännige Kutsche gekauft, die er jedoch meistens selber lenkte. Da Lilly keine Lust hatte, allein hinten zu sitzen, hatte sie wie selbstverständlich neben Nathan Platz genommen.
Sie zuckte mit den
Weitere Kostenlose Bücher