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Gewitterstille - Kriminalroman

Gewitterstille - Kriminalroman

Titel: Gewitterstille - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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können. Von hier aus war es nur ein Katzensprung zur Staatsanwaltschaft in der Travemünder Allee.
    »Der Mensch vom Pflegedienst, der Frau Möbius betreut hat.« Anna suchte in der Hoffnung, sie würde vielleicht mehr erzählen, Blickkontakt zu Sophie, wurde aber enttäuscht. Die löffelte scheinbar desinteressiert eine Schüssel Cornflakes leer.
    »Er hat nicht einmal gefragt, woran sie gestorben ist«, fiel Anna plötzlich ein. Sophie blickte mit verschwörerischer Miene zu Georg hinüber, der den Ball sofort aufnahm.
    »Oje, und das, wo bei Frau Möbius doch so unendlich viele Todesursachen in Betracht kommen. Sie könnte beim Bungeejumping verunglückt oder beim Tiefseefischen über Bord gegangen sein. Das hört man von betagten Rentnerin nen immer wieder.«
    »Sie hätte ja auch Opfer eines Lustmörders oder eines Eifersuchtsdramas geworden sein können«, sagte Sophie schmatzend und schob sich einen weiteren Löffel Cornflakes in den Mund.
    »Ihr seid wirklich ekelhaft. Wie könnt ihr solche Witze machen, wo die arme Frau doch gerade erst gestorben ist? Mal ehrlich: Er hat sie immerhin betreut. Da hätte er sich doch mal dafür interessieren können, wie sie gestorben ist, oder etwa nicht?«
    Georg zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich hat er sie ermordet und wusste es deshalb schon.«
    »Natürlich«, bestätigte Sophie, »das ist die Erklärung.«
    Anna verdrehte die Augen. »Georg, du denkst doch daran, dass du Emily am Samstagabend hast, oder? Ich gehe nämlich aus.«
    »Tut mir leid, aber ich kann Samstag nicht.« Georg war anzusehen, dass er Annas Verabredung längst vergessen hatte. »Ich habe einen Termin mit einem Investor.«
    Anna wusste natürlich, dass Georg ein viel beschäftigter Mann und in seinem Job als Immobilienkaufmann überaus erfolgreich war. Er kaufte rund um Lübeck und in Hamburg alte Häuser und Villen in attraktiven Lagen auf, ließ sie restaurieren und verkaufte die Objekte anschließend gewinnbringend wieder.
    »Es nervt mich, dass du mich schon wieder hängen lässt.« Es war nicht das erste Mal, dass Georg sich nicht an ihre Vereinbarungen bezüglich Emilys Betreuung hielt. »Du gehst in diesem Haus ein und aus, wann immer es dir genehm ist, Emily zu sehen, und ich habe keinerlei Freiräume«, sagte sie wütend.
    »Aber das stimmt doch gar nicht. Was ist beispielsweise mit heute Morgen? Ich kann mich erinnern, dass du dich sofort zum Shoppen auf den Weg gemacht hast, als ich dieses Haus noch kaum betreten hatte.«
    »Zum Shoppen?« Anna verschlug es fast die Sprache. »Ich war keine zwei Stunden weg, und meine sogenannte Shoppingtour beschränkte sich auf einen Einkauf im Supermarkt. Du kennst vielleicht den Unterschied zwischen Shoppen und Einkaufen? Shoppen heißt: Schuhe, Kleider, Make-up. Einkaufen heißt: Windeln, Milch und Aufschnitt.« Anna stellte den Teller, den sie gerade in der Hand hatte, mit einer derartigen Wucht auf der Spüle ab, dass er fast zersprang.
    »Ich kann doch am Samstag auf Emily aufpassen«, versuchte Sophie den Streit zu schlichten. »Das ist wirklich kein Problem, Anna, ich bin sowieso hier.«
    »Das ist doch eine blendende Idee.« Georg zwinkerte Sophie dankbar zu.
    »Das ist überhaupt keine blendende Idee. Jedenfalls löst es unser Grundproblem nicht.« Anna funkelte Georg an, der prompt auf die Uhr schaute.
    »Ich muss jetzt leider weg«, sagte er und zuckte entschuldigend mit den Achseln.
    »Das ist mal wieder typisch. Ich beginne eine Diskussion, und du musst weg. Welch passendes Timing.«
    Georg machte einen Schritt auf Anna zu und sah sie mit festem Blick an. Seine Augen blitzten angriffslustig, doch gleichzeitig lag so viel Zuneigung darin, dass Anna ihre Wut beinahe vergaß. Ihre Wangen glühten plötzlich, und sie strich sich verlegen einige Strähnen aus dem Gesicht, die sich aus dem lose aufgesteckten Knoten an ihrem Hinterkopf gelöst hatten.
    »Wie gesagt, ich muss jetzt los«, wiederholte er leise, bevor er den Blick abwandte.
    Annas Wut kehrte mit einem Schlag wieder zurück. »Wie gesagt, du kannst nicht einfach Abmachungen ignorieren, als ginge dich das alles nichts an. Emily ist auch dein Kind, und ich bin nicht deine brave Ehefrau.«
    Anna sah, dass Georg zusammenzuckte.
    »Ich verzieh mich mal lieber wieder in mein Zimmer«, sagte Sophie eilig, stellte ihre Schüssel ab und verschwand. Anna hätte sich für ihren letzten Satz ohrfeigen können. Warum hatte sie sich das nicht verkniffen? Sie wusste, dass sie ihn verletzt

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