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Gewitterstille

Gewitterstille

Titel: Gewitterstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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kommen will.«
    »Wie kommst du darauf, dass ich auf andere Gedanken kommen muss? Ich lese halt gern, das ist alles.«
    »Schon klar.« Bendt schien über Sophies Reaktion irritiert zu sein. »Wir unterhalten uns morgen mal in Ruhe, einverstanden?«
    »Einverstanden.« Sophie stellte den Teller mit Fleisch und Brot auf ihren Knien ab und hatte Mühe, den Fleischberg in Balance zu halten.
    »Warte, ich bring dir das eben aufs Zimmer.« Bendt griff nach dem Teller, Sophie wandte sich jedoch abrupt ab.
    »Nein, auf keinen Fall! Ich meine, das ist überhaupt nicht nötig.«
    »Also, Sophie, ich schwöre dir, ich mache das gern und habe völlig ehrbare Absichten.« Bendt lachte erneut.
    »Nein.« Sophies Gesicht glühte. Sie spürte, dass in Bendt so etwas wie Misstrauen aufkeimte. »Ich bin zwar behindert, kann meine Teller aber immer noch allein transportieren.«
    Bendt hob in einer entschuldigenden Geste die Hände.
    »Weiß ich doch. War nur ein Angebot. Was liest du denn überhaupt?«.
    »Sakrileg.«
    »Großartiges Buch – also dann.« Bendt wandte sich zum Gehen, und beide winkten sich noch einmal zu. Sophies Herz hämmerte laut, während sie den Weg zurück in ihr Zimmer antrat.
    Anna reckte sich und lächelte Bendt an, als er wieder zu ihr auf die Terrasse herauskam.
    »Du willst mich wohl betrunken machen«, sagte sie mit Blick auf die Flasche. »Ich bin doch schon ganz be schwipst.«
    Bendts Lächeln war entwaffnend.
    »Das merke ich. Du hast einen ganz schönen Zug am Leib. Ich hab von der ersten Flasche nur ein Glas abbekommen.«
    »Wollte Sophie nicht rauskommen?«
    »Nein.«
    »Warum denn nicht?«
    »Sie will lesen und möchte zu ihrer Lektüre einen Haufen Fleisch und Brot essen.«
    »Gut, wenn sie etwas isst. Dann geht es ihr vielleicht schon ein bisschen besser.«
    Anna tastete neben sich auf der Bank nach etwas und streckte es dann in die Höhe. Trotz der Dunkelheit erkannte Anna, dass Bendt die Farbe aus dem Gesicht wich.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Das ist Sakrileg .«
    »Ja, und? Das ist doch ein gutes Buch. Ich nehme an, Sophie will es weiterlesen – jedenfalls hat sie heute Nachmittag darin geschmökert.«
    Bendt sah Anna mit ernster Miene an und stellte die Flasche auf dem Gartentisch ab.
    »Das Problem ist, dass sie angeblich gerade im Bett darin gelesen hat, bevor sie das Essen geholt hat.«
    Anna brauchte einen Moment, um zu verstehen.
    »Das heißt …«
    »Das heißt, Sophie hat entweder zwei Exemplare dieses Buches, oder wir haben es hier mit einer ganz anderen span nenden Geschichte zu tun.«

37. Kapitel
    J ens blickte auf den Teller Fleisch und die zwei Scheiben Baguette, die Sophie ihm im Licht der Nachttischlampe reichte.
    »Jetzt schau doch nicht so. Mehr ging wirklich nicht. Ich habe Ben in der Küche getroffen, den Kommissar. Wenn ich eine Wagenladung Brot und Wurst auf mein Zimmer geschleppt hätte, wäre ihm doch sofort aufgefallen, dass da etwas nicht stimmen kann.«
    Sophie sah Jens zu, der gierig die kleinen Koteletts verschlang und anschließend seine fettigen Finger ableckte.
    »Ich kann gleich noch mal was aus der Küche holen, wenn die zwei im Bett sind.«
    »Das ist nicht das Wichtigste, Sophie. Hast du Geld gefunden?«
    »Ich kann doch nicht nach Geld suchen, wenn Bendt und Anna noch wach sind. Außerdem …«
    Sophie und Jens schraken zusammen, als sie Schritte auf dem Korridor vernahmen. Jens würgte seinen Bissen herunter und ließ den Rest des Lammkoteletts auf den Teller fallen. Sein Blick war so fassungslos und anklagend, dass es Sophie fast die Sprache verschlug.
    »Ich hab nichts gesagt, ehrlich.« Sophie griff nach dem Teller, damit er nicht zu Boden fiel.
    Jens lief zum Fenster hinüber.
    »Nicht«, zischte Sophie. »Wenn sie Verdacht geschöpft haben, steht bestimmt schon jemand draußen. Kriech unters Bett!«
    Er schien einen Moment zu zögern, entschied dann aber offenbar, Sophies Rat zu folgen, und kroch unter das Bett. Sophie beeilte sich, unter ihre Decke zu kommen und zog sie bis zum Kinn hoch. Den halb vollen Teller nahm sie demonstrativ auf ihren Schoß. Die Geräusche der Schritte auf dem Flur verstummten direkt vor ihrem Zimmer. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bevor sich wieder etwas rührte. Sophie empfand es fast als Erlösung, als endlich jemand anklopfte. »Ja?«, rief sie, und ihre Hände forschten auf dem Nachttisch vergebens nach ihrem Buch.
    »Hi. Ben hat mir gesagt, dass du noch lesen willst.« Anna blieb in der halb offenen Tür

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