Gezaehmt im Bett einer Lady
den Tisch zu werfen und sich auf sie zu stürzen.
Er zog die Bettdecke zurück und setzte sie auf die Matratze. Dann blickte er sie hilflos an, während er den Treibsand, der sein Gehirn zu ersetzt haben schien, nach den rechten Worten durchkämmte.
„Ich konnte mich einfach nicht fernhalten“, sagte sie, und ihre grauen Augen blickten suchend in seine. „Ich wusste, ich sollte es besser, aber ich konnte nicht. Ich dachte, du wüsstest das, aber es scheint so, als ob es nicht so war. Du hast das auch falsch gedeutet, nicht wahr? Was, um alles auf der Welt, hast du dir nur gedacht, Dain?“
Er hatte den Faden der Unterhaltung verloren. Er fragte sich, was sie in seinem Gesicht las. „Was habe ich falsch gedeutet?“, erkundigte er sich und versuchte sich an einem nachsichtigen Lächeln.
„Alles, wie es den Anschein hat.“ Ihre kohlschwarzen Wimpern senkten sich. „Und daher ist es keine Überraschung, dass ich die falschen Schlüsse gezogen habe.“
„Ist das der Grund, warum du dich nicht fernhalten konntest? Weil du mich falsch eingeschätzt hast?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, und es ist auch nicht deswegen, weil ich wirr im Oberstübchen wäre. Du darfst nicht denken, ich sei verrückt, Dain, denn das bin ich nicht. Ich weiß, es sieht so aus, aber es gibt eine vollkommen vernünftige Erklärung. Der Verstand, wie ausgerechnet du von allen Männern wissen müsstest, kann gegen die Stärke animalischer Triebe nicht ankommen. Ich bin in Verlangen zu dir entbrannt in dem Augenblick, da ich dich das erste Mal gesehen habe.“
Seine Knie wurden weich. Er kniete sich vor sie und hielt sich an der Bettkante fest. Dann räusperte er sich. „Verlangen.“ Es gelang ihm, das Wort mit leiser, sicherer Stimme auszusprechen. Er entschied, es besser dabei zu belassen und sich nicht an mehr Worten zu versuchen.
Sie schaute ihn wieder forschend an. „Du wusstest es nicht, oder?“
Sich zu verstellen überstieg seine Kräfte. Er schüttelte den Kopf. Sie hob die Hände und legte sie an seine Wangen, hielt so sein Gesicht. „Du musst blind sein. Und taub. Oder furchtbar durcheinander. Alle in Paris wussten das. Du armer Mann. Ich will mir gar nicht vorstellen, was du gedacht haben magst.“
Ihm gelang ein Lachen. „Ich dachte, sie wüssten über mich Bescheid. Dass ich ... besessen von dir war. Was ich war. Das habe ich dir bereits gesagt.“
„Aber Liebling, du begehrst doch jedes weibliche Wesen, das dir vor die Augen kommt“, erklärte sie geduldig. „Warum sollte Paris deswegen in solche Aufregung geraten? Es war wegen meines Verhaltens, verstehst du? Sie haben alle erkannt, dass ich zu vernarrt in dich war, um mich von dir fernzuhalten, wie es jede vernünftige moralische Frau getan hätte. Das ist es, was die Sache für sie so interessant gemacht hat.“
Liebling. Der Raum drehte sich fröhlich um ihn.
„Ich wollte vernünftig sein“, fuhr sie fort. „Ich wollte dich nicht belästigen. Ich wusste, dass das nur zu Schwierigkeiten führen würde. Aber ich konnte es nicht verhindern. Du bist so viril... so männlich. Du strotzt nur so vor Manneskraft. Du bist groß und stark, und du kannst mich mit einer Hand hochheben. Ich kann dir gar nicht beschreiben, was für ein herrliches Gefühl das ist.“ Viril, das verstand er. Das war er. Er wusste auch, dass man Geschmack nicht begreifen konnte, dass es keine allgemeingültigen Regeln dafür gab. Bis sie gekommen war, hatte er sich immer zu üppigen Frauen hingezogen gefühlt. Na gut. Ihr Geschmack ging wohl eher zu großen starken Männern. Das war er ohne Frage ebenfalls.
„Ich habe alles über dich gehört“, sagte sie. „Ich dachte, ich sei vorbereitet. Aber niemand hat dich mir angemessen beschrieben. Ich hatte mit einem Gorilla gerechnet. “ Sie fuhr ihm mit dem Zeigefinger über die Nase. „Du hättest nicht das Gesicht eines De-Medici-Fürsten haben sollen. Du hättest nicht den Körperbau eines römischen Gottes haben sollen. Darauf war ich nicht gefasst. Ich hatte nichts zu meiner Verteidigung bereit.“ Mit einem leisen Seufzen ließ sie ihre Hände auf seine Schultern fallen. „Das habe ich immer noch nicht. Körperlich kann ich dir einfach nicht widerstehen.“
Er versuchte unter dem Eintrag „Dain“ in seinem Wörterbuch Platz für De-Medici-Fürsten zu finden und römische Götter, aber die Begriffe passten nirgends hin, und nur über sie nachzudenken, weckte in ihm den Drang, in wieherndes Gelächter auszubrechen. Oder
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