Gezaehmt im Bett einer Lady
„Verhandele selbst mit ihr und sage ihr ...“ Er schluckte. Sein Hals brannte ebenfalls. „Bedingungen. Sage ihr ...“
Er schloss die Augen und suchte in seinem pochenden verworrenen Verstand nach Worten, aber sie wollten nicht kommen. Sein Kopf war ein Klumpen rot glühenden Metalls, das ein Schmied aus der Hölle mit seinem Hammer bearbeitete, Intelligenz und klare Gedanken zermalmte. Er hörte Esmonds Stimme wie aus weiter Ferne, konnte aber keinen Sinn aus den Worten lesen. Dann landete der satanische Hammer einen Schmetterschlag und sandte Dain ins Vergessen.
In den Fängen des Fiebers, das er nicht haben sollte, trieb Dain den Großteil der nächsten vier Tage zwischen Bewusstsein und Bewusstlosigkeit.
Am Morgen des fünften Tages erwachte er und war mehr oder weniger ganz wiederhergestellt. Das hieß, das Fieber und das Pochen waren fort, aber sein linker Arm verweigerte ihm den Dienst.
Er baumelte nutzlos an seiner Seite. Er hatte Gefühl darin, aber er konnte ihn nicht bewegen, nicht dazu bringen, Sachen zu tun.
Der Arzt kehrte zurück, untersuchte Dain und machte klug klingende Laute, schüttelte den Kopf. „Ich kann nichts finden, das nicht in Ordnung wäre“, erklärte er schließlich.
Er rief einen Kollegen hinzu, der ebenfalls keine Ursache finden konnte, worauf ein weiterer hinzugezogen wurde - mit demselben Ergebnis.
Am späten Nachmittag hatte Dain acht Mediziner gesehen, die ihm alle das Gleiche gesagt hatten. Zu diesem Zeitpunkt war Dain außer sich vor Erbitterung. Man hatte ihn den größten Teil des Tages betastet und gepiesackt, befragt und über ihn hinweg Unverständliches gemurmelt, wofür er eine Menge Geld hatte zahlen müssen, ohne dass es irgendetwas gebracht hätte.
Um allem die Krone aufzusetzen, traf ein Anwaltsgehilfe nur Minuten nach dem Aufbruch des letzten Arztes ein. Herbert überbrachte die Nachricht, die der Gehilfe soeben abgegeben hatte, als Dain gerade versuchte, sich selbst ein Glas Wein einzugießen. Da sein Blick auf dem Papier auf dem Silbertablett ruhte, traf Dain das Glas nicht und schüttete Wein auf seinen Morgenrock, seine Schuhe und den Orientteppich.
Er schleuderte Herbert übelste Beschimpfungen zusammen mit dem Silbertablett an den Kopf, dann stürmte er aus dem Empfangssalon in sein Zimmer, wo er sich in Rage brachte, indem er versuchte, mit einer Hand das Siegel zu brechen und die Nachricht zu öffnen. Mittlerweile war er so zornig, dass er kaum geradeaus sehen konnte.
Es gab wenig genug zu sehen. Der Nachricht nach wünschte Mr Andrew Herriard den Anwalt Seiner Lordschaft in der Angelegenheit Miss Jessica Trent zu sprechen.
Lord Dains Inneres verwandelte sich in Blei.
Andrew Herriard war ein berühmter Londoner Anwalt mit einer großen Mandantschaft in Paris lebender einflussreicher Engländer. Er war zudem eine Säule der Rechtschaffenheit - unbestechlich, loyal und unermüdlich im Dienste seiner Klienten. Lord Dain war sich bewusst, wie es eine ganze Reihe von Leuten war, dass sich unter dem heiligen Äußeren des Anwaltes ein Fangeisen mit Kiefern und Zähnen aus Stahl verbarg, um die ihn jeder Hai beneiden würde. Diese Falle war vornehmlich Männern Vorbehalten, denn Mr Andrew Herriard war ein galanter Ritter in Diensten des schwächeren Geschlechts.
Für den Anwalt zählte nicht, dass das Gesetz sich entschlossen auf die Seite der Männer stellte und dass eine Frau im Grunde genommen vor dem Gesetz keine Rechte hatte und nichts ihr Eigen nennen konnte, ihre Kinder eingeschlossen.
Herriard schuf die Rechte, die seiner Ansicht nach Frauen zustanden - und kam damit davon. Selbst Francis Beaumont, der hinterhältige Mistkerl, kam an keinen Heller des Vermögens seiner Frau, Herriard sei Dank.
Das lag an Herriards Vorgehensweise. Wenn ein Mann sich gegen empörende Forderungen verwahrte, dann wurde der arme Tropf mit einem endlosen Strom von weiteren Anwälten und Gerichtsverfahren wegen Nichtigkeiten überzogen, bis der Kerl aus purer Erschöpfung nachgab, ruiniert war von den ganzen Gerichtsund Anwaltskosten oder schreiend in eine Irrenanstalt eingeliefert wurde.
Miss Trent würde also Lord Dain nicht nur kriechen lassen, sie würde auch Herriard die Schmutzarbeit für sich erledigen lassen, und zudem alles nach Recht und Gesetz, ohne ein Schlupfloch, durch das sich Dain herauswinden konnte.
„Es gibt kein Tier, das unbesiegbarer ist als eine Frau“, hatte Aristophanes einmal gesagt, „noch ein Feuer oder eine Raubkatze so
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