Gezaehmt im Bett einer Lady
Arm heftig geblutet hatte, war Dain an den Anblick von Blut gewöhnt, sein eigenes eingeschlossen, und hätte nicht ohnmächtig werden dürfen.
Aber das war er, mehrere Male, und jedes Mal hatte er sich danach heißer angefühlt. Ein Arzt war gekommen und hatte die Wunde untersucht, sie behandelt und verbunden, Dain dann noch mitgeteilt, dass er großes Glück gehabt habe.
Sie war sauber. Keine Knochen waren gesplittert. Die Verletzungen an Muskeln und Nerven waren vernachlässigbar gering. Es bestand nicht länger die Gefahr von Entzündungen.
Dain sollte daher kein Fieber haben, aber das hatte er. Erst brannte nur sein Arm, dann seine Schulter und sein Nacken. Jetzt schien auch noch sein Kopf in Flammen zu stehen.
Inmitten diesen ganzen Höllenfeuers hörte er Esmonds Stimme, glatt und beruhigend wie stets.
„Sie weiß naturellement, dass kein Gericht in Frankreich sie verurteilen würde“, sagte Esmond. „Hier ist es leichter, ein Kamel durch ein Nadelöhr zu zwängen, als eine schöne Frau irgendeines Verbrechens wegen zu verurteilen, das in irgendeiner Form mit l’amour zusammenhängt.“
„Selbstverständlich weiß sie das.“ Dain stieß die Worte durch zusammengebissene Zähne aus. „So, wie ich weiß, dass sie es nicht in der Hitze des Augenblicks getan hat. Haben Sie ihre Hand gesehen? Kein Anflug von Zittern. Kühl und gelassen, wie man es sich nur wünschen kann. Sie war nicht außer sich vor Wut. Sie wusste ganz genau, was sie da tat.“
„Sie weiß sehr gut, was sie tut“, pflichtete Esmond ihm bei. „Auf Sie zu schießen war nur der Anfang. Sie ist entschlossen, aus Ihnen ein Spektakel zu machen. Ich soll Ihnen ausrichten, dass sie es öffentlich machen wird - im Gerichtssaal, wenn sie die Gerichtsverhandlung bekommt, auf der sie besteht, oder in den Zeitungen, wenn ihr Ersteres nicht gelingt -, jede Einzelheit des Vorfalles. Sie sagt, sie wird alles wiederholen, was Sie zu ihr gesagt haben, und in allen Einzelheiten beschreiben, was Sie getan haben.“
„Mit anderen Worten, Sie wird übertreiben und meine Worte verdrehen, dass sie ihren Zwecken entsprechen“, entgegnete Dain, sich zu seiner Verärgerung durchaus bewusst, dass sie nur die Wahrheit sagen musste. Und das würde in den Augen der Welt Lord Beelzebub in einen liebeskranken, keuchenden und stöhnenden, schwitzenden Schuljungen verwandeln. Seine Freunde würden sich vor Lachen über seine kitschigen Ergüsse ausschütten, selbst wenn sie auf Italienisch waren.
Sie würde sich erinnern, wie die Worte klangen - sie war schließlich in Latein bewandert, nicht wahr? - und eine gelungene Nachahmung zustande bringen, weil sie geistesgegenwärtig und blitzgescheit war ... und rachsüchtig. Dann würden all seine peinlichen Geheimnisse, Träume und Fantasien ins Englische und Französische übersetzt - und bald darauf auch in jede andere der Menschheit bekannte Sprache. Die Worte würden in Sprechblasen über seinem Kopf gedruckt auf Karikaturen erscheinen. Die Episode würde in Schwänken grotesk übertrieben nachgespielt werden.
Das war ein bloßer Bruchteil dessen, was ihm bevorstünde, das wusste Dain.
Er musste sich nur in Erinnerung rufen, wie die Presse vor einem Dutzend Jahren Byron an den Pranger gestellt hatte - und der Dichter war im Vergleich zum Marquess of Dain ein Muster an gesellschaftlicher Rechtschaffenheit gewesen. Darüber hinaus war Byron nicht obszön reich gewesen, abschreckend groß und hässlich und empörend mächtig.
Je höher man steigt, desto tiefer fällt man. Und desto besser gefiel es der Welt, einen fallen zu sehen.
Dain verstand sehr gut, wie es in der Welt zuging. Er konnte klar und deutlich erkennen, was die Zukunft für ihn bereithielt. Miss Jessica Trent sah es zweifellos ebenfalls. Das war auch der Grund, weshalb sie ihn nicht getötet hatte. Sie wollte sichergehen, dass er die Qualen der Hölle litt, solange er lebte.
Sie wusste, er würde leiden, weil sie den einzigen Teil von ihm getroffen hatte, den man verletzen konnte: seinen Stolz.
Und wenn er es nicht aushalten konnte - was er nicht konnte, wie sie wusste -, würde sie im Privaten ihre Rache bekommen. Sie würde ihn kriechen lassen.
Sie hatte ihn genau da, wo sie ihn haben wollte, die Teufelin.
Inmitten des Höllenfeuers, das in seiner linken Körperhälfte wütete, begann sein Kopf zu pochen. „Ich befasse mich lieber direkt mit ihr“, erklärte er. Seine Zunge war schwer, sodass er nur undeutlich sprechen konnte.
Weitere Kostenlose Bücher