Gezähmt von sanfter Hand
Richard denken könnte, wenn er wieder aufwacht … also, ich glaube wirklich, dass du ihn unterschätzt.« Den Kopf zur Seite geneigt, starrte Honoria an Catriona vorbei auf irgendeinen imaginären Punkt, während sie laut nachdachte. »Er ist gewöhnlich nicht begriffsstutzig. Und er ist ganz sicherlich nicht blind – das ist keiner von ihnen, obwohl du noch feststellen wirst, dass sie sich manchmal bewusst blind zu stellen versuchen.« Sie sah Catriona direkt an. »Hast du irgendeinen triftigen Grund zu der Annahme, dass er glaubt, du wärst in die Sache verwickelt, oder ist es – verzeih mir – lediglich eine Befürchtung deinerseits?«
Catriona seufzte. »Ich denke nicht.« Sie schilderte ihrer Schwägerin kurz die Art, wie Richard sich verhalten hatte, bevor er das Bewusstsein verloren hatte.
»Hmm.« Honoria legte ihre Stirn in Falten. »Vielleicht hast du das alles ganz falsch ausgelegt – es ist durchaus möglich, dass er irgendeinen anderen, typischen Cynster-Grund dafür hatte, mit so viel Nachdruck nach Devil schicken zu lassen. Und dich auf diese Art und Weise anzustarren. Aber wie auch immer«, fügte sie hinzu und legte die Hände auf die Knie, »das spielt keine Rolle. Wenn er mit einer solch dämlichen Idee im Kopf aufwacht, dann werde ich ihn mir aber mal ganz energisch vorknöpfen und eines Besseren belehren, das kann ich dir garantieren.«
Honoria stand auf und schüttelte ihre Röcke aus; Catriona folgte ihrem Beispiel, allerdings sehr viel weniger energiegeladen. »Er wird vielleicht nicht auf dich hören.«
»Er wird auf mich hören, verlass dich drauf.« Honoria fing Catrionas skeptischen Blick auf und grinste. »Sie hören alle auf mich, weißt du. Das ist einer der Vorteile, wenn man mit Devil verheiratet ist. Da er das Oberhaupt der Familie ist, besteht immer die Möglichkeit, dass ich das letzte Wort haben könnte.«
Catriona fühlte, wie es um ihre Lippen zuckte; es war nun schon das zweite Mal an diesem Tag, dass sie sich trotz ihres Kummers und ihrer Sorge um Richard ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen konnte. Honoria sah ihre Reaktion und lächelte. »Und wenn du mir jetzt vielleicht die Ehre erweisen würdest, ebenfalls auf mich zu hören, dann rate ich dir wirklich dringend, dich eine Weile auszuruhen. Devil, Worboys und ich werden über Richard wachen – du musst deine Kräfte sammeln für den Fall, dass er deine heilenden Fähigkeiten braucht.«
Catriona sah Honoria in die Augen und wusste, dass diese Recht hatte. Sie holte tief Luft und hatte plötzlich das Gefühl, als ob sie zum ersten Mal, seit Richard zusammengebrochen war, wieder frei atmen könnte. Sie ergriff Honorias Hand, drückte sie sanft, blinzelte hastig und nickte dann. »In Ordnung.«
Lächelnd beugte Honoria sich vor und küsste Catriona auf die Wange. »Wir werden dich sofort rufen, falls er dich braucht.«
Catriona schlief bis weit in den Nachmittag hinein; als sie schließlich wieder aufwachte, war sie noch immer voller Sorge, aber entschlossener denn je zuvor, ihren geschwächten Ehemann wieder in diese Welt zurückzuholen – und auf seinen rechtmäßigen Platz an ihrer Seite.
»Er ist schon zu lange bewusstlos«, erklärte sie, als sie wieder einmal neben Richards Bett hin und her wanderte, ihr Blick auf sein bleiches, regloses Gesicht geheftet. »Wir müssen etwas unternehmen, um ihn wach zu kriegen.«
»Was?«, fragte Devil nur.
Sie war schon drauf und dran, zuzugeben, dass sie das nicht wüsste, als sie das flüchtige Zucken eines Augenlides jäh innehalten ließ. Sie starrte in Richards Gesicht, dann stürzte sie zum Bett. »Richard?«
Wieder ein unverkennbares Zucken der Lider – er versuchte zu reagieren, war aber nicht im Stande, die Augen aufzuschlagen.
Devil, dicht neben ihr, legte ihr eine Hand auf den Arm, als sie gerade erneut zum Sprechen ansetzte. »Richard«, sagte er in warnendem Ton, »Maman kommt!«
Richards Reaktion war deutlich sichtbar. Verzweifelt versuchte er, die Augen zu öffnen, konnte es aber nicht. Seine Stirn legte sich in Falten und glättete sich dann langsam wieder, als er abermals in die Bewusstlosigkeit abdriftete.
»Wir können mit ihm im Zimmer hin und her gehen!« Von neuer Zuversicht erfüllt und voller Eifer schlug Catriona die Bettdecke zurück. »Wenn er reagieren kann, dann sollten wir ihn zwingen, seine Muskeln zu gebrauchen; die körperliche Bewegung wird helfen, das Gift in seinem Organismus abzubauen.«
Devil half ihr, Richard aus dem
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