Gezähmt von sanfter Hand
ich sofort Worboys oder einen der anderen zu dir schicken.« Dann sah er wieder Catriona an, und seine langen Lippen verzogen sich zu einem leisen Lächeln. »Aber wenn Richard bis jetzt durchgehalten hat, dann wird er aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht mehr sterben.« Sein Blick schweifte zu Honoria hinüber, und der Ausdruck in seinen Augen verstärkte sich. »Es gibt jede Menge Leute, die dir versichern können, dass wir Cynsters richtige Glückskinder sind.«
Sein tröstender Blick kehrte wieder zu Catrionas Gesicht zurück, während Honoria nur ein viel sagendes »Hm« verlauten ließ.
»Allerdings! Glaub mir«, fügte diese zu Catriona gewandt hinzu, während sie sie sanft vom Bett fortzog, »es ist im Grunde völlig sinnlos, sich Sorgen um sie zu machen, obwohl wir das natürlich trotzdem tun.« Sie führte Catriona zur Tür. »Und jetzt komm und zeig mir, wo ich mich waschen kann – ich habe so ewig lange in dieser Kutsche gesessen, dass ich die Stunden schon gar nicht mehr zählen kann.«
Als Catriona zehn Minuten später in dem Zimmer, das Mrs. Broom für das herzogliche Paar hergerichtet hatte, in einen tiefen Polstersessel zurückgelehnt saß, war sie sich durchaus bewusst, dass sie alles andere als eine gute Gastgeberin war – statt dass sie sich um ihre Gäste kümmerte, kümmerten sich ihre Gäste um sie. Aber sie war zu erschöpft, um dagegen zu protestieren, und Devil und Honoria machten ihre Sache so gut, so mühelos. Sie machten es ihr so leicht, einfach mal für einen Moment innezuhalten, einfach mal abzuschalten und zu grübeln aufzuhören und gar nichts zu tun. Sie brauchte die Ruhepause – und deshalb nutzte sie die Gelegenheit, ein klein wenig zu verschnaufen, ließ Honorias unablässigen Redefluss, als diese ihre Reise in den Norden schilderte, an sich vorbeiströmen und wartete darauf, dass ihr Gast seine Toilette beendete.
Nachdem dies geschehen war, sank Honoria anmutig in den Sessel neben dem ihren, beugte sich vor und ergriff ihre Hand. »So, und jetzt verrate mir mal eines – wieso hast du geglaubt, dass wir denken würden, du hättest bei Richards Vergiftung deine Finger im Spiel gehabt?«
Als Catriona Honorias forschendem Blick aus blauen Augen begegnete, zögerte sie einen flüchtigen Moment, dann seufzte sie und schloss die Augen. »Ich wollte bloß etwaigen Verdächtigungen oder Anschuldigungen zuvorkommen.« Sie öffnete die Augen wieder und blickte Honoria an. »Weißt du, es ist nämlich so: Ich fürchte, Richard glaubt, ich hätte ihn vergiftet – das könnte das sein, was er glaubt, wenn er wieder zu sich kommt. Ich habe also versucht, euch darauf vorzubereiten, habe versucht, euch zu versichern, dass er im Irrtum ist.«
»Na ja, natürlich ist er im Irrtum – aber warum sollte er denn überhaupt so etwas denken?«
Catriona schnitt eine Grimasse. »Wahrscheinlich deshalb, weil ich ihn schon einmal unter Drogen gesetzt habe.«
»Das hast du getan? Wirklich?« Honoria betrachtete ihre Schwägerin eher interessiert als verwirrt oder entrüstet. »Warum? Und wie?«
Catriona errötete. Sie versuchte auszuweichen, die Fragen zu umgehen, vom Thema abzulenken, aber Ihre Hoheit von St. Ives – das musste Catriona zu ihrem Leidwesen feststellen – konnte geradezu erbarmungslos sein. Honoria bohrte so lange, bis sie die Antworten aus ihr herausgeholt hatte – dann ließ sie sich in ihren Sessel zurückfallen und betrachtete Catriona mit an Ehrfurcht grenzendem Respekt. »Also, ich muss schon sagen, du bist sehr mutig«, erklärte sie schließlich. »Ich kenne nicht viele Frauen, die den Mumm aufbringen würden, einem Cynster ein Aphrodisiakum einzuflößen – und dann auch noch mit ihm ins Bett zu steigen.«
Catriona zuckte resigniert die Achseln. »Schreib es meiner absoluten Naivität zu.«
Um Honorias Lippen zuckte es noch immer amüsiert; sie warf Catriona einen abschätzenden, alles andere als entmutigenden Blick zu. »Weißt du, das ist wirklich eine sehr gute Geschichte, aber eine, die doch wohl besser in der Familie bleiben sollte – genauer gesagt, unter uns weiblichen Mitgliedern der Familie.«
Da Catriona inzwischen erkannt hatte, dass Ihre Hoheit von St. Ives nach gut einjähriger Ehe mit Seiner Hoheit praktisch durch nichts mehr zu schockieren war, akzeptierte sie die Bemerkung mit einem Gleichmut, der sie eine halbe Stunde zuvor noch in größtes Erstaunen versetzt hätte.
»Um jedoch noch einmal auf deine Befürchtungen zurückzukommen, was
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